Details

„KI, entwirf mir ein Haus für eine Familie mit zwei Kindern …“

Prof. Thomas Tünnemann bietet eine experimentelle Lehrveranstaltung zum Thema Künstliche Intelligenz in der Architektur an. Die Ergebnisse werden jetzt im Gebäude Bayernallee 9 ausgestellt.

Thomas Tünnemann erinnert sich: "Als ich vor 24 Jahren an der FH angefangen habe, sagte mir ein älterer Kollege: ‚Herr Tünnemann, die Architektur wird immer analog bleiben.’" Das habe sich geändert: "Heute spielen digitale Technologien eine entscheidende Rolle, etwa wenn es um CAD-gestütztes Entwerfen, 3-D-Druck oder Building Information Modeling (BIM) geht."

KI in Studium und Lehre einbinden

Und der nächste Technologiesprung macht sich schon deutlich bemerkbar: Die Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz verlaufe rasend schnell, auch in der Architektur, sagt Thomas Tünnemann. "Wir müssen uns in Studium und Lehre darauf einstellen; angehende Architekt:innen müssen sich mit den Technologien und Prozessen auskennen."

"Wir haben es gemeinsam ausprobiert"

Aufgrund der großen Dynamik sei es für ihn nicht in Frage gekommen, das Thema im Rahmen einer klassischen Vorlesung zu behandeln. "Ich weiß zu dem Thema nicht mehr als die Studierenden; wir haben es gemeinsam ausprobiert", erläutert er. Die Studierenden haben im Fach Entwerfen im dritten Semester üblicherweise die Aufgabe, einen Klassiker der Architekturgeschichte – etwa das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht – nachzubauen. Bei diesem neuen Modul, das im Wahlfach Gestalten für Studierende im fünften Semester angeboten wurde, wurde die Aufgabe erweitert: "Die Studierenden sollten die KI mit einer möglichst genauen Beschreibung eines prägnanten Gebäudes füttern, allerdings durfte weder der Name des Architekts noch das Gebäude genannt werden", erzählt Thomas Tünnemann. Auf dieser Basis wurden mithilfe KI-gestützter Tools wie Archi Vinci, MidJourney oder Arch_AI digitale Visualisierungen entworfen, die wiederum von den Studierenden analysiert und weiterentwickelt wurden.

Ausstellung im Gebäude Bayernallee 9

Die Ergebnisse des "spannenden Experiments", wie der Architekt es nennt, sind derzeit im Gebäude des Fachbereichs Architektur, Bayernallee 9, unter dem Titel "Transfer KI" zu sehen. Die Ergebnisse, die die KI auf Grundlage der Beschreibungen lieferte, wurden wieder in räumliche, analoge Modellplastiken umgesetzt – diese sind bei der Ausstellung neben Plakaten mit den "Basisdaten" zu sehen. Tünnemanns Bilanz fällt positiv aus: "Dieses Experiment vereint traditionelle Architekturmodellierung mit modernen KI-Technologien und zeigt, wie digitale Tools die kreative Gestaltung bereichern können." Im Berufsalltag angehender Architekt:innen werden sie jedenfalls eine wichtige Rolle spielen.