Die Hoffnungen des FH-Teams waren für die diesjährige Railway Challenge im englischen Stapleford riesig: Nach dem Sieg der Aachener:innen im Jahr 2019 und dem Ausfall des Wettbewerbs im vorherigen Jahr, wollte das 15-köpfige Team wieder auf ein Siegertreppchen bei der Institution of Mechanical Engineers (IMechE) Railway Challenge steigen. Um dieses Ziel zu erreichen, konstruierten die Studierenden aus dem Studiengang der Schienenfahrzeugtechnik unter der Leitung von Prof. Dr. Raphael Pfaff in vielen Videokonferenzen neue Drehgestelle, passten die Software an und integrierten die neuen Lithium-Titanat-Batterien (LTO) für die Energieversorgung in das System ihrer selbstgebauten Lok "Molly".
Mitte Juni dann die traurige Gewissheit: Aufgrund der strengen Quarantäneregelungen und der daran anknüpfenden Prüfungszeit ist eine Ausreise nach Großbritannien keine Option mehr. Das Team setzte daher Plan B um. Der Wettbewerb soll auf dem heimischen Parkplatz der Aachener Hochschule in der Goethestraße stattfinden. Um trotz der unterschiedlichen Streckenverhältnisse von Stapleford und Aachen in den Wettkampf einzusteigen, wird mithilfe der Jury des IMechE ein neuer Ablaufplan für die deutschen Teilnehmer:innen erstellt. Und das war gar nicht so einfach! Pfaff erzählt: "Der Parkplatz stellte sich doch als schräger raus, als wir dachten". Teamchef und Student Robert Dürfeld: "Wir haben in den letzten Tagen noch an der Lok geschraubt, um sie zum Laufen zu bringen. Zum Beispiel haben wir neue Teile eingebaut." Nach wenigen Testrunden auf der neuen Bahn im Hof, ging es dann schon direkt in den Wettkampf.
Für Robert ist dies immer ein besonderer Moment: "Wenn das fertige Produkt, für das man gekämpft hat, endlich fährt, ist das ein unglaubliches Gefühl." Das mag der Student der Schienenfahrzeugtechnik an dem praktischen Projekt auch am Liebsten: "Es ist wie im echten Leben. Man wird ins kalte Wasser geschmissen und man muss diese Probleme lösen."
Der Tag des Wettkampfes
Die Remote-Challenge, die aus Fairness vor dem offiziellen Wettkampf stattfand, wurde am Bildschirm von einem Jury-Mitglied des IMechE mitverfolgt, der die Leistungsfähigkeit von "Molly" beurteilte. Besonders die autonome Zielbremsung im Rahmen der Auto-Stop-Challenge beeindruckt das englische Jurymitglied. Auch die Energierückgewinnung funktionierte trotz der sehr geringen Fahrgeschwindigkeit innerhalb des Wettbewerbs laut Pfaff einwandfrei. Einzig die Geräuschwertung führt zu unüblichen Geräuschpegeln: "Die Kurven waren zu eng, weil das Gleisoval auf den Hof passen musste," erklärt Pfaff lachend. "Das Quietschen konnte man bis zum Supermarkt hören."
Für das Team ist dieser Wettkampf dennoch ein anderes Gefühl: "Natürlich war das trotzdem nicht mit dem Wettbewerb in England zu vergleichen", erzählt Teamchef Robert. "Wenn wir vor Ort sind, zelten wir dort und schrauben bis spät in die Nacht. Es ist ein richtiges Event!"
Auch wenn sich der Wettbewerb dieses Jahr anders angefühlt hat – am Ende zahlt sich der Einsatz des Teams aus: Zwar war ein Podiumsplatz ohne ein Antreten in Stapleford undenkbar, trotz allem kann das Team der FH Aachen den Sieg in der Auto-Stop- sowie der Innovation-Challenge für sich verbuchen. Pfaff: "Wir haben es sogar noch schriftlich bekommen, dass wir gut abgeschnitten hätten, wenn wir dort gewesen wären". Und dieses Lob wird das Team mit Sicherheit auch im nächsten Jahr wieder zur Höchstleistung motivieren!
Übrigens: Im Juni 2022 richtet die FH Aachen eine Railway Challenge in der "Continental Edition" in Deutschland aus. Mehr Informationen gibt es hier: www.railwaychallenge.de