Forschung

Längsbinderkirchen

Längsbinderkirchen und versteckte Stahlkonstruktionen im Sakralbau der Hochmoderne. Grundlagenforschung zur Erfassung und zu denkmalpflegerischen Strategien.

SPP Kulturerbe Konstruktion. Gefördert durch die DFG

 

Prof. Dr.-Ing. Anke Fissabre, FH Aachen / Prof. Dr.-Ing. Evelin Rottke, FH Aachen /

Prof. Dr.-Ing. Uta Pottgiesser, TH OWL / Prof. Dr. sc. techn. Klaus Thiele, TU Braunschweig

Stahlskelettkonstruktion der Kirche zu den heiligen Schutzengeln in Schaffhausen-Saar, erbaut 1934, Weiß und Schultheis

Der Turm mit zehn Spornen

FORSCHUNGSPROJEKT
Ein in Monthoiron gebauter Entwurf von Leonardo Da Vinci?

Der Turm von Monthoiron, erbaut in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in einem kleinen französischen Dorf zwischen Tours und Poitiers, wirft viele bauhistorische Fragen auf, die im Rahmen der ersten Exkursionskampagne mit Studierenden im September 2015 bearbeitet wurden und Inhalt eines zukünftigen Forschungsprojektes darstellen. Außergewöhnlich sind die äußerst repräsentative Ausstattung des Turmes im Inneren - mit einem ungewöhnlich großen, überkuppelten Raum mit Kamin - sowie sein äußeres Erscheinungsbild - mit umlaufenden, ehemals bis ins Erdreich führenden spornartigen Verstärkungen. Diese sind im gebauten Bestand zwar vermutlich einzigartig, jedoch sind sie in einer Skizze Leonardo da Vincis im Codex Madrid II in ähnlicher Weise wieder zu finden. Obgleich die Verstärkungen auf Verteidigungsfunktionen hinweisen, steht der Turm ohne erkennbaren oder belegbaren militärischen Nutzen im Tal des Flusses Ozon und im Kontext eines weitreichenden Wasserkanalsystems.

Wozu diente der Turm zu seiner Erbauungszeit? Stand er im baulichen Zusammenhang mit anderen Gebäudeteilen des heute noch in unmittelbarer Nähe stehenden Schlosses? Lag dem Turm ein Entwurf Leonardo da Vincis zu Grunde, der nicht weit entfernt, in Amboise, seine letzten Lebensjahre verbrachte und im Dienste des französischen Königs Franz I. Schlossbauten entwarf?

In Kooperation mit dem Fachgebiet der Vermessungskunde der Bauingenieur*innen untersuchten wir diese Fragen vor Ort, indem wir zahlreiche Renaissanceschlösser besichtigten und in ihrer inneren Organisation verglichen, die Umgebung des Schlosses mit dem Wassersystem kartierten und den Turm mit neuartiger 3-D-Vermessungstechnik, Tachymeter und von Hand aufnahmen.  

Forschungsprojekt gefördert durch die K2 Kommission der FH Aachen (2015).

 

Presse:
Ein Turm mit einer Geschichte - FH Aachen Presseabteilung - 02.11.2015
Turm mit Geschichte: Spurensuche mit modernen Forschungsmethoden - FH Aachen Presseabteilung - 02.11.2015

Publikationen:
Der Turm mit zehn Spornen - Ein in Monthoiron gebauter Entwurf von Leonardo Da Vinci? - INSITU: Zeitschrift für Architekturgeschichte. (2018), H. 1, S. 65-82

Jüdischer Friedhof in Aachen

DOKUMENTATIONS- UND FORSCHUNGSPROJEKT

Der noch heute genutzte alte jüdische Friedhof in Aachen ist ein stadthistorisch sehr bedeutendes Zeugnis und Baudenkmal. Seine baulichen Anlagen bestehen aus der Trauerhalle, dem ehemaligen Wohnhaus für den Friedhofswärter und der Umfassungsmauer mit Toreingang. Die ältesten Grabmäler stammen noch aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben der historischen Bedeutung der hier beerdigten jüdischen Familien oder Einzelpersonen ist auch die ikonografische und formale Gestaltung der teilweise sehr repräsentativen Grabmäler von Relevanz. Sie reicht vom Historismus über den Jugendstil bis zur klassischen Moderne.

Das Inventarisations- und Forschungsprojekt umfasst die Bauaufnahme und -untersuchung der Friedhofsbauten, die fotografische Erfassung, Beschreibung und Kartierung der Grabmäler sowie ihre visuelle Dokumentation in Form von maßstäblichen 3D-Modellen. Zudem werden der Zustand und die Schäden zur Vorbereitung denkmalpflegerischer Maßnahmen festgehalten. Viele kaum noch lesbare Inschriften von Grabmälern können auf Grundlage der digitalen Erfassung visuell rekonstruiert werden. Die Erfassung in einer GIS-basierten Datenbank bildet die Voraussetzung für die interdisziplinäre Verknüpfung historisch-biografischer, epigrafischer, kunsthistorischer oder denkmalpflegerischer Fragestellungen.   

Das Projekt ist abgeschlossen und wurde durch das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW finanziell gefördert.

In Zusammenarbeit mit dem Familienbuch Euregio unter der Leitung von Iris Gedig entstand ein virtueller Rundgang über den Friedhof. Die Ergebnisse der Forschungen wurden in einer Monografie zum Friedhof publiziert, die von vielen weiteren Autorinnen und Autoren bearbeitete Fachbeiträge und über 100 Biografien enthält: Dux, H. (Hrsg.): ,,Der jüdische Friedhof Aachen Lütticher Straße'', Aachen 2022. 
514 Seiten - Fachbeiträge, vollständige Friedhofsbelegung und über 100 Biografien 
ISBN 978-3-87519-266-7

Style rocaille

FORSCHUNGSPROJEKT
DIE ÜBERTRAGUNG DES STYLE ROCAILLE VOM SCHIFFBAU AUF DIE ARCHITEKTUR.

Genese und Gestaltungsprinzipien des frühen Rokoko in den französischen bâtiments particuliers, 1715-1735

Laufzeit bis 2021

Prof. Dr.-Ing. Anke Fissabre
Dr. phil. Dr.-Ing. Thomas Wilke 
Fachbereich Architektur
Fachgebiet Geschichte und Theorie

Das von der DFG bis 2021 geförderte Forschungsprojekt untersucht die Übertragungswege des Style rocaille vom Schiffbau auf die Architektur des frühen Rokoko in Frankreich.

Um die fachlich-personellen und motivischen Beziehungen zwischen der barocken Schiffsarchitektur und den frühen Rokoko-Entwürfen in Frankreich aufzuzeigen, werden die Biografie und der zeichnerische Nachlass des Künstlers François-Antoine Vassé dokumentiert.
Vassé entwarf Schiffsdekorationen für das Arsenal von Toulon und die französische Marine sowie Innendekorationen großer Architekturprojekte für Auftraggeber aus Marinekreisen, wie etwa den Admiral von Frankreich. In seinen Zeichnungen führt Vassé das für den style rocaille typische Muschelmotiv in asymmetrischer architektonischer Fassung in die Baukunst ein.

Bauuntersuchungen an Schlüsselbauten des französischen Rokoko sollen neben der motivischen auch eine Übertragung der zeichnerischen Entwurfsverfahren und der handwerklichen Herstellungstechniken aus dem Schiffbau auf die Architektur nachweisen. Hierdurch eröffnet das Forschungsprojekt eine völlig neuartige Perspektive auf eine Neubegründung der Entstehung des Rokokostils.

DFG Projektbeschreibung
CFP Studientag Rocaille FH Aachen

Studientag am 22.11.2019

FH Aachen │ Université des sciences appliquées

22. November 2019

Gefördert durch die DFG und die FH Aachen

 

Vorträge │ conférences

Uta Coburger, Mannheim – Die Kabinettsbibliothek der Kurfürstin Elisabeth Auguste im Schloss Mannheim

Michaël Decrossas, Paris – Le rôle de l'estampe dans l’émergence des ornements rocailles

Oliver Domeisen, London – Rocaille as a Line of Beauty – Ephemeral Caprice or Eternal Metamorph?

Anke Fissabre, Aachen – Einführung │ Introduction und Projektzwischenbericht │ rapport d'étape du projet

Micaela Kranich, Stuttgart – Rocaille und Bild. Die bedeutungsvolle Wech-selbeziehung zwischen Ornament und Gemälde am Beispiel einiger deutscher Schlossräume des 18. Jahrhunderts

Carl Magnusson, Lausanne – La première moitié du XVIIIe siècle est-elle la période des rocailles et des ailes de chauve-souris ? Enjeux d’une construction historiographique

Markus Neuwirth, Innsbruck – Gefährliche Felsen, gefährliche Meeresschnecken

Jan Pieper, Aachen – Das barocke Schiffsheck als Architekturprospekt (Arbeitstitel)

Nicolas Trotin, Paris – Le Rocaille à l’église. L’ornement au service du décor liturgique dans les églises haut-normandes (diocèses de Rouen, d’Évreux et de Lisieux) au XVIIIe siècle

Thomas Wilke, Aachen – Einführung │ Introduction und Projektzwischenbericht │ rapport d'étape du projet

 

Organisation organisation

Anke Fissabre, Thomas Wilke

FH Aachen, Fachbereich 1 Architektur

Lehrgebiet Geschichte und Theorie der Architektur

 

Rückfragen │ demandes d’information

t.wilkefh-aachen.de

Sakralität und Moderne

AUSSTELLUNG 2019
BAUHAUS IM WESTEN? - Die Ära Rudolf Schwarz an der Aachener Kunstgewerbeschule 1927-1934

Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Gründung des Bauhauses in Weimar 1919 dokumentiert die Ausstellung erstmalig auf der Grundlage zahlreicher Originalquellen und Archivdokumente die Aachener Kunstgewerbeschule, die unter der Leitung von Rudolf Schwarz zwischen 1927 und 1934 insbesondere auf dem Gebiet der sakralen Kunst und Architektur herausragende Werke hervorbrachte. Am authentischen Ort ihres bedeutendsten Gesamtkunstwerkes, der Kirche St. Fronleichnam in Aachen, werden anhand zahlreicher Reproduktionen von Originalfotografien und -texten erstmals die programmatischen Ideen der Schule, ihre Arbeitsweisen, Lehrer*innen, Schüler*innen und Werke vorgestellt. Ähnlich wie die Kölner Werkschulen stand die Schule nicht nur in der Tradition der kunstgewerblichen Handwerksausbildung, sondern vertrat in dieser Phase äußerst innovative Gestaltungsideen und Ausbildungsmethoden. Durch die Bauhaus-Moderne beeinflusst beschritt die Schule weit westlich von Dessau dennoch eigene Wege - gerade in Abgrenzung zum Bauhaus - und beeinflusste wesentlich die Entwicklung der "Sakralen Moderne", die im Bauhaus nicht vertreten war. Einen besonderen Fokus legt die Ausstellung auf den Architekten und Bauhaus-Kritiker Rudolf Schwarz: auf die Frage nach dem Aachener kulturpolitischen Umfeld, das ihn zum Direktor nach Aachen berief, auf die Umstände seiner Entlassung und die seiner Mitarbeiter sowie auf seine explizite Abgrenzung von den funktionalistischen Gestaltungsideen des Bauhauses. Zudem werden die Aachener Frühwerke von Rudolf Schwarz in Zusammenarbeit mit Hans Schwippert und anderen Mitarbeitern anschaulich in Architekturmodellen präsentiert. Die Ausstellung ist im Rahmen der LVR-Veranstaltungen "Bauhaus 100 im Westen" zeitgleich mit einer Ausstellung zum Architekten Otto Bartning im Freilichtmuseum Kommern geplant.

Die Ausstellung wurde zunächst vom 8. September  bis zum 6. Oktober 2019 in der Kirche St. Fronleichnam aufgebaut. Danach wurde sie vom 9. Oktober bis zum 29. November 2019 in der Katholischen Hochschule (KatHO) gezeigt.

Dr. Bettina Frindt, Prof. Dr. Anke Fissabre, FH Aachen

 

Weitere Informationen finden Sie hier.

Schloss Lichtenburg

FORSCHUNGSPROJEKT
Programmatische Residenzlandschaft Kursachsens
Kurfürstliche Ordnung und musterhafte Landeskultivierung am Beispiel des Renaissanceschlosses Lichtenburg

Forschungsprojekt gefördert durch die K2 Kommission der FH Aachen (2017).

Publikationen:
Residenzarchitektur des Kurfürstenpaares August und Anna von Sachsen als Ausdruck musterhafter Landeskultivierung – Das Renaissanceschloss Lichtenburg - Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Neue Folge, Stadt und Hof. 2 (2013). S. 40-59

 

Projekt und Workshop in Prettin 2022

Die Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin und die FH Aachen wollen im Rahmen eines partizipativen und transdisziplinären Prozesses eine zukunftsweisende und innovative Nutzungskonzeption für das Schloss Lichtenburg entwickeln, die der herausragenden Bedeutung des Schlosses mit seiner über 700-jährigen wechselvollen Geschichte angemessen Rechnung trägt.
Das Projekt findet in Kooperation mit einem externen Planungsbüro und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) statt und wird durch letztere und durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert. Grundvoraussetzung für die Konzeptentwicklung ist ein behutsamer Umgang mit den denkmalgeschützten Bestandsbauten und den verschiedenen sich überlagernden Zeitschichten.

Im Rahmen des partizipativen Prozesses fand Ende April 2022 eine Workshop-Woche mit den Masterstudierenden des Fachbereichs Architektur der FH Aachen in Prettin statt, in der sich die Studierenden intensiv mit den baulichen Zeugnissen der verschiedenen Zeitschichten auseinandersetzten und erste Nutzungsszenarien entwickelten. Den Abschluss der Workshop-Woche bildete eine öffentliche Veranstaltung in der Gedenkstätte, in der sie die entwickelten Szenarien mit den lokalen Entscheidungsträgern sowie den interessierten Besucherinnen und Besuchern vor Ort diskutierten.

Am 21.9.22 wurden die von den Masterstudierenden erarbeiteten Analysen und Ergebnisse des Entwurfsprojektes der Öffentlichkeit präsentiert und in der Schlosskirche ausgestellt. Die Präsentation und die Ausstellung stand im Kontext von Impulsvorträgen und weiterführender Workshoparbeit des partizipativen Prozesses. Bis zum 18.11.22 sind die studentischen Arbeiten in der Kirche von Schloss Lichtenburg ausgestellt.

Presse:
Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin:

Schloss Lichtenburg - Ein Brennglas der Geschichte

BImA:
Kooperationsprojekt „Visionen für die Lichtenburg“ erfolgreich gestartet

FH Aachen:
Neue Ideen für das Schloss Lichtenburg

Mitteldeutschen Zeitung:
Idee Handwerkerakademie als eine Nutzungsvariante für die Lichtenburg in Prettin
Es soll wieder Leben ins alte Schloss Lichtenburg in Prettin

Architekturblatt:
Neue Ideen für Schloss Lichtenburg: Studierende zeigen ihre Entwürfe

Einladung Öffentlichkeitsveranstaltung

Zeit: 21. September 2022, 16:00 bis 19:30 Uhr
Ort: Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin
Prettiner Landstraße 4, 06925 Annaburg / OT Prettin

Das Projekt „Visionen für die Lichtenburg“ hat die Entwicklung einer zukunftsweisenden und innovativen Nutzungskonzeption zum Ziel. Dabei sollen im Rahmen eines partizipativen und transdisziplinären Prozesses alle relevanten und mit dem Schloss verbundenen Akteur:innen und Strukturen berücksichtigt werden. Darüber hinaus gilt es, die Schlossanlage Lichtenburg mit angemessenen neuen Nutzungseinheiten und möglichen baulichen Ergänzungen so zu entwickeln, dass die historische Vielfalt der Anlage sichtbar bleibt und sich gleichzeitig in einer angemessenen Nutzungs- und Akteur:innenvielfalt abbildet.

Die gesellschaftlichen Transformationsprozesse – insbesondere im ländlichen Raum – sollen ebenso wie die Forderungen des europäischen Green Deal als Chance für einen modellhaften Ausbau der Gesamtanlage des Schlosses begriffen werden. Im Rahmen des Prozesses sollen Finanzierungsoptionen eruiert werden, die auf der Grundlage stabiler Trägerschaften zukunftsfähige Entwicklungsprozesse garantieren.

 

Öffentliche Vorstellung Nutzungsszenarien – Zielsetzung

Am 29. April wurden zum Auftakt des partizipativen Prozesses in einer öffentlichen Veranstaltung erste studentische Nutzungskonzepte für die Lichtenburg präsentiert und breit diskutiert. In einem Akteur:innenworkshop am 28. Juni wurden Nutzungsbausteine gesammelt, strukturiert und hinsichtlich ihrer jeweiligen Potenziale und Anforderungen fachlich eingeordnet.
Die öffentliche Vorstellung und Diskussion von Nutzungsszenarien mit Bürger:innen und externen Expert:innen zielt nun darauf ab, über Zukunftsbilder Ziele und Standards in einem dialogischen Prozess zu präzisieren.

Am 21. September werden zudem die Entwürfe der Masterstudierenden in der Schlosskirche der Öffentlichkeit präsentiert.

Ablauf
16:00 Begrüßung und Vorstellung Ablauf
16:15 Vorstellung studentische Entwürfe
16:30 Impulse
Dr. René Hartmann, Wüstenrot Stiftung
Ulrike Rothe, IBA Thüringen
17:00 Vorstellung Nutzungsszenarien
17:15 Pause
17:30 Arbeitsgruppenphase
18:45 Vorstellung Ergebnisse Arbeitsgruppen und Schlussrunde
19:30 Ende der Veranstaltung

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin.