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Wie kommt das neue in die (Auto-)Welt?

Hands-on-Workshop bei der Reihe IngenieurINNENwelten

Rund 140 Jahre ist es her, dass das erste Auto über die Straßen fuhr. Seitdem haben Ingenieur:innen mit großem Engagement daran gearbeitet, das Produkt immer besser zu machen – man kann sagen, dass Autos heute, vor allem im Luxussegment, nahezu perfekt sind. Wie aber kann man solch ein ausgereiftes Produkt weiter verbessern? Oder, allgemeiner gesagt, wie kommt das Neue in die Welt in einer Zeit, in der die Dinge immer komplexer werden? Antworten auf diese Fragen gab die jüngste Veranstaltung in der FH-Reihe IngenieurINNENwelten.

Umfassende Herausforderungen

Amélie Flamm ist Entwicklungsingenieurin bei Porsche; sie beschäftigt sich mit Verkleidungs- und Sitzsystemen. Sie erklärte den Gästen, dass die Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Automobilherstellers unter der Idee des Systems Engineering stehe. Zu Beginn werde das Produkt ganzheitlich betrachtet. Die Herausforderungen bei der Weiterentwicklung seien aber so umfassend, dass die Aufgabe heruntergebrochen werden müsse – eben in Teilsysteme wie Karosserie, Fahrwerk, Energieversorgung, Regelungstechnik oder Kommunikation. Innerhalb dieser Systeme würden die Themen wiederum aufgeteilt – so lange, bis die Herausforderungen eine handhabbare Größe erreicht hätten. Der wesentliche Schritt beim Systems Engineering sei nun, so betonte Amélie Flamm, die Innovationen immer mit Blick auf den Gesamtzusammenhang zu entwickeln.

Eigene Innovation skizzieren

Erstmals hatten die Gäste bei einer IngenieurINNENwelten-Veranstaltung die Gelegenheit, das Thema bei einem Hands-on-Workshop kennenzulernen. Die Aufgabe war, auf der Grundlage des Prinzips des “Systems Engineering” eine Innovation zu skizzieren. Ein Beispiel, das sich eine Kleingruppe aus Student:innen überlegt hatte, war eine automatisierte Gesundheitsüberwachung. Wenn also ein Auto bei hohem Tempo auf der Autobahn unterwegs ist und die Pulsuhr des Fahrenden einen Notfall registriert, könnte das Fahrzeug abgebremst, in einer sicheren Position zum Stand gebracht werden, die Warnblinkanlage eingeschaltet und ein Notruf abgesetzt werden. Die Aufgabe der Workshopteilnehmenden war es, nicht nur innovative Ideen zu entwickeln, sondern auch zu überlegen, welche der Teilsysteme bei der technischen Umsetzung einbezogen werden müssten.

Lebenslanges Lernen

Um den Student:innen einen Einblick in ihren Werdegang zu geben, hatte Amélie Flamm einen Vortrag zu Kompetenzprofilen mitgebracht und dieses Konzept auf ihren eigenen Lebenslauf gemappt. Sie ermutigte die Studierenden ihre Expertise im Studium aufzubauen; zeigte aber auch, dass das Lernen nach dem Studium nicht aufhört.  

Einblicke in den Berufsalltag

Die Reihe IngenieurINNENwelten wurde vor rund zwei Jahren ins Leben gerufen, die aktuelle war die 11. Veranstaltung in der Reihe. “Wir haben zum ersten Mal eine andere Herangehensweise gewählt”, sagt Prof. Dr. Andrea Upmann, die das Format gemeinsam mit ihrem Team entwickelt hat, “diesmal konnten die Teilnehmenden auch selbst kreativ werden.” Neben den Fachbereichen Luft- und Raumfahrttechnik sowie Maschinenbau und Mechatronik gehört inzwischen auch der Fachbereich Bauingenieurwesen zu den Veranstaltern. “Wir möchten Einblicke in den Berufsalltag geben”, erklärt Andrea Upmann. Es gehe darum, die Sichtbarkeit von Frauen in Ingenieurberufen zu erhöhen; vor allem aber wolle IngenieurINNENwelten allen jungen Menschen Mut machen, ihren Weg zu gehen und eine Karriere in Wirtschaft und Wissenschaft anzustreben - damit auch 140 Jahre nach der ersten Fahrt von Bertha Benz Hightechprodukte wie Autos weiterentwickelt werden.