Arnold Bittner, M.Eng.

Arnold Bittner, Wirtschaftsingenieurwesen

Während meiner Schulzeit konnte ich mir, trotz technischem Interesse, ein Studium im Bereich des Ingenieurwesens nicht vorstellen und tendierte eher in Richtung Psychologie. Dementsprechend wählte ich Physik in der zehnten Klasse ab und belegte auch Mathematik im Abitur nur auf Grundkurs-Niveau.
Nach meinem Schulabschluss habe ich mich dafür entschieden ein neunmonatiges Praktikum an einem Internat in Irland zu absolvieren um nicht direkt ins Studium zu stolpern, Lebenserfahrung zu sammeln, meine Sprachkenntnisse zu vertiefen und vor allem Dingen meine Studienwahl reifen zu lassen. Diese  Zeit war für mich persönlich, aber auch für meine Studienwahl, von großer Bedeutung und ich empfehle jedem Abiturienten vor dem Studium Erfahrungen außerhalb des Bildungssektors zu machen.

In Irland habe ich mich dann einer sehr ausführlichen Recherche nach dem passenden Studium für mich gewidmet. Von Studiengangsbeschreibungen bis hin zu Persönlichkeitstests und Eignungstests habe ich alle verfügbaren Quellen genutzt. Das entscheidende Kriterium sollte meiner Meinung jedoch das spätere Berufsbild sein. Natürlich ist es auch wichtig, dass man Freude am Studium hat und auch eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten ist notwendig. Jedoch verbringt man den deutlich größeren Teil seines Lebens im Beruf und nicht im Vorlesungssaal. Daher sollte man sich meiner Einschätzung nach eher die Frage »Was  möchte ich später machen?« als »Was möchte ich studieren?« stellen.

Da ich Freude am Umgang mit Menschen habe, beantwortete ich diese Frage damals für mich so, dass  ich gerne einen Beruf ausüben möchte, in dem zwischenmenschliche Beziehungen eine zentrale Rolle spielen, der jedoch trotzdem in einem direkten wirtschaftlichen Zusammenhang steht. Die Beschreibung der möglichen Betätigungsfelder eines Wirtschaftsingenieurs traf auf diese Wünsche am besten zu. Denn Wirtschaftsingenieure werden aufgrund ihrer zweischneidigen Ausbildung, die sowohl technische als auch betriebswirtschaftliche Inhalte umfasst, häufig als Schnittstelle zwischen diesen beiden Welten genutzt. Diese Tätigkeit erfordert, neben fundiertem Fachwissen aus beiden Fachbereichen, Softskills auf dem Gebiet der Kommunikation und häufig auch Management-Wissen.

Aufgrund der fehlenden Grundlage aus meiner Schulzeit fiel mir das Studium zu Beginn, vor allem im technisch-mathematischen Bereich sehr schwer. Gerade die Grundlagenfächer wie Physik, Mathematik  und Technische Mechanik in den ersten Semestern erfordern viel Disziplin und Durchhaltevermögen. Mit der Zeit findet man jedoch seinen persönlichen Lernstil – allein oder in Lerngruppen, zu Hause oder in der Bibliothek, kontinuierlich oder alles auf einen Schlag – und lernt mit dem Druck umzugehen.

Am Studium des Wirtschaftsingenieurwesens empfinde ich die Abwechslung zwischen technischen Inhalten aus dem Maschinenbau und Inhalten aus dem Bereich der Betriebswirtschaft als äußerst angenehm und interessant. Die Bandbreite der Module reicht von Elektrotechnik über Finanzwirtschaft bis hin zu Marketing. Trotz der gelegentlichen Vorurteile gegenüber kombinierten Studiengängen fühle ich mich sehr gut ausgebildet und fachlich meinen Kommilitonen, die entweder Wirtschaft oder Maschinenbau studieren, nur auf manchen Teilgebieten unterlegen.

Im dritten Semester habe ich, entsprechend meinem Wunsch nach einem Berufsalltag mit viel Menschenkontakt, die Vertiefungsrichtung Vertriebsingenieur gewählt. Diese spaltet sich vom Wirtschaftsingenieurwesen nur teilweise ab, eröffnet Einblicke in die Bereiche des technischen Marketing und des technischen Vertriebs. Auch das Modul Kommunikation und Verhandlung ist Bestandteil dieser Vertiefungsrichtung und soll die nötigen Softskills auf diesem Gebiet fördern. Durch die Vielzahl an Vorträgen und Seminaren, die an der FH Aachen von Personen aus der Wirtschaft durchgeführt wurden, habe ich bereits während meines Studiums einen tiefen Einblick in die Geschäftswelt gewinnen können.

In Kombination mit dem umfangreichen Theoriewissen und dem anschließenden Masterstudium Produktentwicklung wurde ich auf diese Weise sehr gut auf meinen jetzigen Beruf als Produktmanager bei dem Automobilzulieferer MAHLE vorbereitet.