Details

Ein junger Forscher geht seinen Weg

Erste kooperative Promotion eines FH-Doktoranden mit der KU Leuven

Anfang September hat Dr. Zaid B. Jildeh erfolgreich seine kooperative Promotion an der FH Aachen und der KU Leuven abgeschlossen.

Hinter diesem einfachen Satz verbergen sich viele Geschichten – etwa die eines jungen Jordaniers, der sich mit unbändiger Neugier und großem Einsatz im deutschen Wissenschaftssystem etabliert hat. Oder die des jungen Maschinenbauers, der am Institut für Nano- und Biotechnologien (INB) der FH Aachen geforscht hat, obwohl er zu Beginn "von Biosensoren keine Ahnung hatte", wie der Leiter des Instituts, Prof. Dr. Michael J. Schöning berichtet. Oder die des Wissenschaftlers, der parallel zu seiner Forschung Vollzeit in der Industrie arbeitete – was sehr anspruchsvoll war, aber auch die Praxisnähe gewährleistete, die die FH Aachen auszeichnet. Und nicht zuletzt ist es auch die Geschichte der ersten Promotion, die in einer Kooperation zwischen der FH Aachen und der KU Leuven, einer der führenden Universitäten weltweit, entstanden ist.

Aber nun der Reihe nach.
"Numerical modelling and experimental validation of thermal and chemical sterilization processes applied in aseptic packaging machines" – so lautet der Titel der Dissertation von Dr. Zaid B. Jildeh, der auf eine der Besonderheiten, die hinter diesem Forschungsvorhaben stecken, verweist. Die Sterilisation von Verpackungen ist ein kritischer Aspekt für die Lebensmittelindustrie, da Verunreinigungen im Endprodukt nicht nur den Ruf und das Geschäft des Unternehmens schädigen, sondern vor allem die Gesundheit der Kundinnen und Kunden beeinträchtigen können. "Für viele Unternehmen ist dieser Prozess immer noch eine Black Box", berichtet Prof. Schöning. Die Unternehmen vertrauten auf bewährte Verfahren, eine Weiterentwicklung geschehe bestenfalls nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Während seiner sechsjährigen Forschungszeit untersuchte Dr. Jildeh die unterschiedlichsten Sterilisationsmethoden. Dabei wurde der Sterilisationsprozess mithilfe von numerischen Modellierungstechniken realitätsnah abgebildet und visualisiert. Die Modellergebnisse sind zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen des INB analysiert worden.
"Ich bin ziemlich neugierig", erzählt der 33-jährige Forscher, "es macht mir Spaß, Daten zu analysieren und versteckte Abhängigkeiten zu finden". Eine der Variablen im Sterilisationsprozess ist der Aggregatzustand des eingesetzten Wasserstoffperoxids – in gasförmigem Zustand verhält es sich anders als das Kondensat. Prof. Schöning veranschaulicht den Sachverhalt: "Es macht einen Unterschied, ob ein Luftstrom über Ihre Windschutzscheibe geht oder ob sich Tautropfen darauf befinden". Entscheidend bei diesem Forschungsprojekt sei gewesen, die Bedeutung der veränderlichen Faktoren für den Sterilisationsprozess zu erfassen, zu bewerten und schließlich mit mathematisch-physikalischen Berechnungsmethoden zu bearbeiten. "Wir verfolgen am INB einen interdisziplinären Ansatz", betont Prof. Schöning – nicht nur an der Schnittstelle zwischen Nano- und Biotechnologie, sondern auch in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten wie Mathematik und Anlagenbau.
Für Dr. Zaid B. Jildeh lohnte sich die Forschungsarbeit: Er arbeitet inzwischen als Versuchs- und Prozessingenieur bei einem mittelständischen Verpackungsunternehmen in Baden-Württemberg. "Sie haben mich mit offenen Armen empfangen", berichtet er.
Zaid B. Jildeh schloss sein Bachelorstudium Erneuerbare Energien an der German-Jordanian University (GJU) im Jahr 2011 ab, seinen Master absolvierte er im Jahr 2014 an der FH Aachen in Energy Systems. Über die Masterarbeit kam er zum ersten Mal in Kontakt mit dem Thema Lebensmittelverpackungen.
Für die FH Aachen ist diese Promotion eine Premiere. "Wir haben seit 2015 einen Kooperationsvertrag mit der KU Leuven, die weltweit zu den besten 50 Universitäten zählt. Deshalb waren wir vor sechs Jahren besonders froh, hier eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnen zu können. Umgekehrt sind die Anforderungen für eine solche kooperative Promotion natürlich auch höher als bei anderen Universitäten", erläutert Prof. Schöning. So habe es zwei Monate vor der eigentlichen Prüfung eine "Vorverteidigung" gegeben, bei der der Doktorand sehr eingehend befragt worden sei. Aber auch diese Hürde überwand Dr. Zaid B. Jildeh.
Betreut wurde Dr. Jildeh von Prof. Schöning und Prof. Dr. Patrick Wagner, der im Physics and Astronomy Department der KU Leuven forscht und mit dem das INB seit vielen Jahre eng zusammenarbeitet. Die internationale Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen ist eines der Profilmerkmale des FH-Instituts. Auch für den Prorektor für Forschung, Innovation und Transfer der FH Aachen, Prof. Dr. Thomas Ritz, ist das erfolgreich abgeschlossene Projekt ein Grund zur Freude: "Ich bin stolz, dass das INB seit Jahren erfolgreich auch mit den reputierten regionalen Universitäten Hasselt und Leuven kooperative Promotionen durchführt."

Die universitären Wurzeln der Stadt Leuven reichen bis ins Jahr 1425 zurück. Die alte Universität Leuven war die erste auf dem Gebiet der heutigen Beneluxländer. Sie entwickelte sich rasch zu einer der größten und angesehensten Universitäten Europas und bildete das kulturelle und wissenschaftliche Zentrum der südlichen Niederlande. Ihre Blütezeit erlebte sie in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als eines der Zentren des Humanismus. 1797 wurde sie geschlossen. 1817 wurde die Reichsuniversität in Leuven gegründet, die aber 1835 ihren Betrieb wieder einstellte. An ihre Stelle trat die neue Katholische Universität. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es verstärkt zu Spannungen zwischen den französisch- und den niederländischsprachigen Studierenden, die im Herbst 1968 zur Teilung der Universität in die KU (Katholieke Universiteit) Leuven und die Université Catholique de Louvain führte.