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"Das Raumschiff Enterprise unserer Zeit"

Astronaut Matthias Maurer landet an der FH Aachen

Die wissenschaftlichen Programmleiter des Fachbereichs Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen Prof. Dr. Markus Czupalla (links) und Prof. Dr. Bernd Dachwald (rechts) bei der Podiumsdiskussion mit ihren Gästen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): Dr. Sonja Steinbach (2.v.l.), Prof. Dr. Matthias Sperl (3.v.l.), Volker Schmid (mitte links), Dr. Matthias Maurer (mitte rechts), Freya Scheffler-Kayser (3.v.r.) und Prof. Dr. Ralf Möller (2.v.r.). Foto: FH Aachen | Sascha Halabut

Zuerst Luft- und Raumfahrttechnik an der FH Aachen studieren und danach bei internationalen Raumfahrtmissionen mitwirken – diesen Traum haben vermutlich viele Studierende. Beim 33. Raumfahrt-Kolloquium konnten die Gäste einem Menschen begegnen, der genau diesen Weg bereits erfolgreich hinter sich gebracht hat. Volker Schmid arbeitet als Lead Mission Manager beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und leitete unter anderem die Mission "Cosmic Kiss" des deutschen Astronauten Matthias Maurer. Niemand weiß so viel über diese Mission wie er – mit Ausnahme des Überraschungsgastes an der FH. Wer das gewesen ist? Matthias Maurer selbst!

Die Mission Cosmic Kiss

"Team Deutschland tritt an, und ich bin das Gesicht am Boden. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich so etwas mal machen darf", sagt Schmid mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Er und sein Team waren dafür verantwortlich, dass die Mission des deutschen Raumfahrers auf der Internationalen Raumstation ISS möglichst reibungslos ablaufen konnte. Schmid und einige seiner Kolleg:innen der DLR-Standorte in Bonn und Köln gaben spannende Einblicke in die Mission "Cosmic Kiss" von Matthias Maurer. "Wie lassen sich Werkstoffe mit verbesserten Eigenschaften oder zu geringeren Kosten herstellen?", "Wie verhält sich frisch gegossener Beton in der Schwerelosigkeit?" oder "Wie lässt sich die Verbreitung von Mikroorganismen eindämmen?": Die durchgeführten Experimente des Astronauten auf der ISS sollen dabei helfen, Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden.

Der Überraschungsgast

Die Expertinnen und Experten vom DLR boten beim Raumfahrt-Kolloquium zweifellos ganz besondere Einblicke in die Mission, aber natürlich hat keiner von ihnen diese Experimente im Weltraum selbst durchgeführt. Zur großen Überraschung aller Gäste hatte der DLR-Missionsleiter den einzigen Menschen mitgebracht, der das von sich behaupten kann. Vor einem halben Jahr noch auf der Internationalen Raumstation, heute an der FH Aachen: der Astronaut Matthias Maurer. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion nahm er die Studierenden mit auf eine Reise in den Weltraum und gab ihnen einen Eindruck davon, wie es sich anfühlt, ein halbes Jahr auf der ISS zu leben. Seine ersten Tage beschreibt er so: "Die Wahrnehmung in der Schwerelosigkeit macht einem anfangs zu schaffen. Oben ist unten, links ist rechts, man dreht sich ständig, Gegenstände schweben weg. Es dauert ein paar Tage, bis man sich angepasst hat."

Ein Quäntchen Glück

Die Begeisterung für seine Arbeit merkt man auch dem Science-Fiction-Fan Schmid deutlich an: "Die ISS ist das Raumschiff Enterprise unserer Zeit. Ihr Betrieb beschäftigt 100.000 Menschen an 500 Orten in 10 Nationen. Es ist ein großes Privileg für mich, ein Teil davon sein zu dürfen." Bei seiner Arbeit gibt es auch viele Momente, in denen Volker Schmid an seine Zeit an der FH Aachen zurückdenken muss. "Prof. Hallmann sagte immer: Selbst, wenn Sie später alles richtig machen, es gehört dennoch auch ein Quäntchen Glück dazu." Dieser Satz hat mich sehr geprägt. Bei der Vorbereitung aller astronautischen Missionen, bei denen ich mitwirken durfte, habe ich mein Bestes getan, um so wenig wie möglich dem Glück zu überlassen. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich hier gelernt habe."

Der Besuch an seiner alten Hochschule bot für den 58-Jährigen auch ein Wiedersehen mit einer seiner früheren Professorinnen. Als Schmid im Publikum Prof. Dr. Dr. h.c. Gisela Engeln-Müllges, stellvertretende Vorsitzende des Hochschulrates und langjährige Prorektorin für Forschung der FH Aachen, erblickt, ist das ein besonders emotionaler Moment für ihn: "Sie haben mir beigebracht, über den Tellerrand hinauszuschauen. Ich fühle mich sehr geehrt, hier vor Ihnen stehen und referieren zu dürfen."

"Dafür bin ich unendlich dankbar"

Ohne das bereits angesprochene Quäntchen Glück könnte Maurer wohl seine Erlebnisse mit den Gästen der Veranstaltung nicht teilen. Bescheiden und dankbar stellt er fest: "Astronaut sein ist einfach, Astronaut werden viel schwerer. Es gibt so viele Menschen, die das Zeug dazu haben, aber nur ganz wenige haben das Glück und Privileg, für Raummissionen ausgewählt zu werden. Die Menschen neben mir haben mich dabei unterstützt und großen Anteil daran, dass mir dieses Glück zuteilwurde. Und dafür bin ich unendlich dankbar."

Zu Beginn begrüßten Prof. Dr. Bernd Pietschmann, Rektor der FH Aachen, und Prof. Dr. Peter Dahmann, Dekan des Fachbereichs Luft- und Raumfahrttechnik, die Gäste der Veranstaltung. Der Rektor lud sie dazu ein, zu den Sternen aufzublicken: "Sie können heute von den Erfahrungen derer lernen, die bereits im All waren. Diese Menschen wissen, was möglich ist, wenn Theorie mit der Praxis verschmilzt. Das ist eine besondere Gelegenheit." Die wissenschaftliche Programmleitung des Kolloquiums übernahmen die beiden Professoren des Fachbereichs Prof. Dr. Bernd Dachwald und Prof. Dr. Markus Czupalla, organisiert wurde es von dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Engelbert Plescher.

Abschließend ermutigte der Astronaut die Studierenden: "Der Weg ist nicht leicht, aber es lohnt sich. Leben Sie Ihren Traum und geben Sie nicht auf", der DLR-Missionsleiter ergänzte: "Wir wollen den Staffelstab an Sie übergeben. Nehmen Sie ihn an."