Details
„Sie haben ihr Ziel erreicht“ – und es geht weiter

FH Aachen | Arnd Gottschalk
Sein Bachelorstudium Fahrzeug- und Antriebstechnik hat er in der Regelstudienzeit absolviert; für seine Abschlussarbeit zum Thema Autonomes Fahren erhielt er eine glatte Eins: Youssef Amjahad schreibt seine Erfolgsgeschichte, mit viel Engagement und Entschlossenheit geht er seinen Weg.
Begeisterung für Mathematik
Aufgewachsen ist der heute 25-Jährige in Nador, im Nordosten Marokkos. Als er 15 Jahre alt war, starb seine Mutter an einem Gehirntumor. Er musste sich fortan um seinen kleinen Bruder und um den Haushalt kümmern. Aber auch die Schule hatte für ihn immer einen hohen Stellenwert, und vor allem ein Fach hatte es ihm angetan: "Schon als Kind habe ich mich für Mathematik begeistert", erzählt Youssef. "Mein Vater hat Mathematik studiert. Er musste sein Studium aber abbrechen, um zu arbeiten und für seine Familie zu sorgen."
Für das Studium nach Deutschland
Youssefs Großeltern und seine älteren Schwestern lebten in Deutschland, und so reifte bei ihm der Entschluss, nach dem Abitur dort zu studieren. Das größte Hindernis war erst einmal die Sprache – mit 17 sprach Youssef Amjahad kein Wort Deutsch. Parallel zum letzten Schuljahr besuchte er eine Sprachschule, nach dem Abitur verbrachte er ein Jahr im Studienkolleg in Bochum. Am Ende stand die ersehnte Hochschulzugangsberechtigung; das Abenteuer Studium konnte beginnen.
"Ein schönes Schicksal"
Wir schreiben das Jahr 2020 – und das, was für viele Studieneinsteiger:innen ein großes Problem war, erwies sich für den jungen Marokkaner als Glücksfall. "Wegen Corona waren in den ersten beiden Semestern alle Veranstaltungen online", erzählt er, "so konnte ich bei meiner Schwester wohnen und musste keine Miete zahlen." Parallel zum Studium arbeitete er von Anfang an, erst als Verkäufer in einem Fischgeschäft, später als Tutor und Hiwi. "Am Anfang hatte ich fünf Euro in der Tasche", erinnert er sich. Er fand ein Zimmer im Studierendenwohnheim am Mattschö-Moll-Weg, keine fünf Minuten vom FH-Gebäude Hohenstaufenallee entfernt. "Ein schönes Schicksal", sagt er. Und apropos Schicksal: In Aachen lernte er auch seine heutige Ehefrau kennen, die ebenfalls aus Nador stammt. "Wir haben 2024 geheiratet", erzählt er, parallel zu den Hochzeitsvorbereitung schrieb er seine Bachelorarbeit.
Bachelorarbeit zu autonomem Fahren
Die Abschlussarbeit beschäftigt sich mit einem anspruchsvollen Forschungsthema: "Es geht um autonomes Fahren, und zwar um die Kollisionsvermeidung beim Einfädeln auf Autobahnen", erläutert er. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Hans Kemper und Markus Kremer, sie entstand in Zusammenarbeit mit FEV.io – ein Tochterunternehmen der FEV. "Ich habe bei der Entwicklung mit MATLAB und Simulink gearbeitet", sagt Youssef – eine Fähigkeit, die er jetzt in seinem Masterstudium Mechatronics noch vertiefen will. Nach dem Masterabschluss möchte er promovieren.
Engagement für andere Studierende
Neben Studium und Arbeit engagiert der 25-Jährige sich für die Weiterentwicklung der Studienprogramme. So hat er das neue Mentoringprogramm für Studierende der Fahrzeug- und Antriebstechnik mitgestaltet, zudem arbeitet er in einem Projekt mit, das sich mit Gründen für Studienerfolg und Studienabbrüche beschäftigt. "Ich kümmere mich um die Auswertung und Aufbereitung der Daten", sagt er, da kommt die Begeisterung für Mathematik wieder zum Vorschein.
Wie ein Zuhause
Mit seinem Engagement möchte Youssef anderen Studierenden helfen – auch weil er selbst erfahren hat, wie schwierig ein solcher Weg gerade für Studierende mit Migrationshintergrund sein kann. "Am Anfang war es sehr schwer für mich", erzählt er, aber jetzt sei Aachen für ihn wie eine Heimat. Am liebsten arbeitet er im Computerarbeitsraum im Kompetenzzentrum Mobilität der FH Aachen an der Hohenstaufenallee: "Das ist wie ein Zuhause für mich."

FH Aachen | Arnd Gottschalk