Steigende Stromkosten, Klimawandel, Versorgungssicherheit: Das Thema Energie wird derzeit engagiert diskutiert. Einen regen Gedankenaustausch gab es auch gestern in Jülich – bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Summer School Renewable Energy des Solar-Instituts Jülich (SIJ) der FH Aachen ging es um die Frage „Die Zukunft des EEGs - wie viel Subventionen brauchen die erneuerbaren Energien?“. Im Auditorium des Campus Jülich verfolgten rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer aufmerksam die Argumente von Ralf Christmann (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie), Dr. Dietmar Lindenberger (Energiewirtschaftliches Institut Köln), Anke Schweda (IHK Aachen), Jan Dobertin (Landesverband Erneuerbare Energien NRW), Tobias Jaletzky (Eurosolar e.V.) und Prof. Dr. Ulf Herrmann (SIJ). Moderiert wurde die Runde von Dr. Rüdiger Urban vom Wissenschaftsministerium NRW.
Seit seinen Anfängen im Jahr 2000 ist das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) von 12 Paragrafen auf über 100 Paragrafen angeschwollen. Ralf Christmann erläuterte die Ziele der Novellierung vom 21. Juli 2014: Energiewende-Kosten senken, die Erneuerbaren in den Energiemarkt bringen, den Ausbau planbar machen und die Lasten fair verteilen. Er sieht das EEG als Garant für den Erfolg der Energiewende. Die Vertreter von Eurosolar und LEE NRW warnten dagegen vor einer Verlangsamung des Ausbaus von erneuerbaren Energien durch die Novelle. Das Engagement von Privatpersonen und kleine Unternehmen werde zukünftig deutlich erschwert, die Akzeptanz könne sich dadurch verringern. Für die genannten Ziele müssten Solar- und Windenergie im Zentrum neu zu schaffender Energiemarktstrukturen stehen.
Der Leiter des SIJ, Prof. Herrmann, erläuterte den Hintergrund der seit 2009 stark steigenden EEG-Umlage. Je erfolgreicher das EEG den Börsenstrompreis senke, desto stärker steige gegenwärtig die zu zahlende EEG-Umlage. Ursache dieser Quasi-Bestrafung für Erfolg sei der sogenannte Wälzungsmechanismus. Der Leiter des Energiewirtschaftlichen Instituts, Dr. Lindenberger, zeigte Regulierungs-Widersprüche zwischen europäischem Emissionshandelssystem und deutschem EEG auf. Entlasten EE-Anlagen in Deutschland das europäische Gesamtkontingent an Klimagasemissionen, sinken die Zertifikatspreise. Dies führe zu höheren Emissionen an anderen Orten in Europa.
Anke Schweda von der IHK forderte eine höhere gesamtgesellschaftliche Bereitschaft, die Kosten der Energiewende zu tragen. So wären Verbraucherinnen und Verbraucher meist nicht bereit, steigende Produktpreise aufgrund von Energiepreissteigerungen zu akzeptieren. Dies könne zu Kostensenkungen bei den Löhnen führen. Alle Fachleute waren sich darin einig, dass Deutschland innerhalb Europas und auch weltweit eine wichtige Vorreiterrolle bei der Umstellung auf Erneuerbare Energien innehat.