Die Abkehr vom Öl spielt eine zentrale Rolle in den aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen – neben Verkehr und Energie ist die chemische Industrie einer der Hauptabnehmer für Erdöl. An der FH Aachen wird jetzt ein Verfahren entwickelt, das es erlaubt, Tenside auf biotechnologischem Weg und damit ohne die Nutzung von Erdölprodukten herzustellen.
FH-Forscher Gerrit Haeger entwickelte im Rahmen seines Promotionsvorhabens am Institut für Nano- und Biotechnologien (INB) und am Fachbereich Chemie und Biotechnologie eine neuartige Produktionsmethode für sogenannte Lipopeptide. Betreut wurde er dabei von Prof. Dr. Petra Siegert und Prof. Dr. Johannes Bongaerts.
Ziel des Projekts war, neue Lipopeptide zur Anwendung in Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln zu entwickeln, und zwar auf Basis nachwachsender Rohstoffe und nachhaltiger Produktionstechnologien. Diese sind heute bereits in Babyshampoos enthalten und sind zusätzlich besonders mild und hautverträglich.
Als Rohstoffe für die Tensidproduktion könnten künftig beispielsweise Raps, Lupinen und Sonnenblumen dienen. Die FH-Forschenden kümmerten sich innerhalb des Projektkonsortiums vor allem um Alternativen für die derzeitigen Herstellverfahren. Im Zentrum des Interesses standen biokatalytische Synthesemethoden und die Entwicklung neuer innovativer Biokatalysatoren. Konkret wurden im Rahmen des Projekts fünf neue Aminoacylasegene kloniert und in mehreren bakteriellen Wirten zur Expression gebracht. Anschließend wurden diese biochemisch und enzymologisch charakterisiert, sowie ihr Potential für die Synthese von Lipopeptiden bewertet.
Bis zur realen Anwendung der biologisch produzierten Lipopeptide ist es noch ein weiter Weg – aber durch die enge Kooperation von Hochschulen und Wirtschaft kann die Chemie einen weiteren Schritt auf dem Weg in eine grüne Zukunft machen.
Einen Teil seiner Forschungsergebnisse hat Gerrit Haeger bereits in drei wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht, drei weitere sind in Vorbereitung oder wurden bereits zur Publikation akzeptiert; außerdem wurde ein Patent angemeldet.
Dr. Gerrit Haeger hat seine Promotion, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Karl-Erich Jaeger, Leiter des Instituts für molekulare Enzymtechnologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (IMET) im Forschungszentrum Jülich durchgeführt wurde, am 8. Dezember 2023 mit „magna cum laude“ erfolgreich beendet.
Herzlichen Glückwunsch!