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Von 0 auf 100 in 4,2 Sekunden

Neun Monate Bauzeit, acht Disziplinen, ein Team: Aixtreme Racing blickt auf eine spannende Saison zurück und nimmt Fahrt in Richtung 2024 auf

Jedes Jahr veröffentlichen die Veranstalter:innen des internationalen Konstruktionswettbewerbs Formula Student einen neuen, über hundert Seiten starken Regelkatalog für die einsitzigen Rennwagen. Entsprechend groß ist die Herausforderung für die zahlreichen Teams, in einer Zeitspanne von rund neun Monaten ein Fahrzeug zu konzeptionieren und zu konstruieren, das den neuen Reglements entspricht. Das Team Aixtreme Racing der FH Aachen hat sich in diesem Jahr erneut der Herausforderung gestellt und an den Events in Österreich und Spanien teilgenommen.

Das Gesamtkonzept ist entscheidend

Die vorderen Ränge im Wettbewerb gehen nicht unbedingt an die schnellsten Rennwagen, sondern an die besten Fahrzeuggesamtkonzepte. Die Wettbewerbskategorien sind interdisziplinär – deshalb ist es auch die Aufgabenverteilung im rein studentischen Team der FH. Rund 50 Mitglieder arbeiten in verschiedenen Baugruppen, von der Organisation über die technische Umsetzung bis hin zum fiktiven Businessplan an dem Projekt. Die erste Phase, meist zu Anfang des neuen Jahres, besteht aus der reinen Konzeption des Fahrzeugs.

Hierbei wurde der letzte Wagen, der FS22, noch einmal grundlegend optimiert und als Basis für den Bau des FS23 genutzt. Die in der 2022er Saison aufgefallenen Probleme wurden behoben und die Fahrleistung weiter verbessert. Neben der Überarbeitung der Technik gilt es dabei auch die wirtschaftlichen Faktoren zu evaluieren und in die Konzeptionierung mit einzubinden. Gegen Mitte des Jahres folgt die Umsetzung der Pläne und der Bau des neuen Rennwagens. Die Durchführung sämtlicher Tests und die Anpassung, als auch die Verbesserung mit Hilfe der gesammelten Daten sind dabei feste Bestandteile der Wettbewerbsvorbereitung. Da auf den Wettkämpfen neben den technischen Prüfungen der Fahrzeuge auch die Präsentation eines Engineering-Design-Reports oder die Vorstellung eines fiktiven Geschäftskonzepts zu den Disziplinen gehört, können auch Studierende aus den Fachrichtungen BWL, Gestaltung und weiteren nicht-technischen Studiengängen sich an dem Projekt beteiligen und ihre Mitarbeit mit Modulen aus dem Studium verbinden.

Hohe Standards

Das Team hatte sich aufgrund von technischen Problemen dazu entschieden, frühzeitig vom Wettbewerb in Österreich abzureisen, um die dadurch gewonnene Zeit für das Event in Spanien nutzen zu können. Und das hat sich ausgezahlt: In vier Disziplinen erreichte das Team den zweiten Platz, in der Beschleunigungsdisziplin, bei der aus dem Stand 75 Meter beschleunigt werden muss, konnten sie sogar mit einer Zeit von 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h den ersten Platz holen. Schließlich gelang es der Gruppe erstmalig das Finale des Wettbewerbs zu erreichen und lagen in der Gesamtwertung auf Rang drei, für das Team ein großer Erfolg.

Besonders stolz sind die Mitglieder auf die hochwertige Verarbeitung des Rennwagens und die hohe Qualität der verbauten Einzelteile. „Das, was wir machen, machen wir auch richtig.“, erklärt Lukas Polnik, technischer Leiter des Projekts. „Wir orientieren uns dabei an der Industrie und wollen unsere Fahrzeuge auf lange Sicht hin konzeptionieren.“ Die selbstgesetzten hohen Standards des Teams kommen auch bei der Wettbewerbsjury und den Experten der Fachmessen sehr gut an.

Learning by doing

„Wir sehen das Projekt auch als einen Lehrauftrag, in dem die Teammitglieder ihr im Studium erworbenes Wissen in die Praxis umsetzen können.“, erklärt der Projektleiter Niklas Denkmann. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern aus der Wirtschaft bietet das Projekt zudem wertvolle Einblicke in die Abläufe und Strukturen der Automobilindustrie. Denn Konzepte und Details müssen mit den Herstellern und Sponsoren von Einzelteilen und Ausstattungen abgesprochen werden. Dadurch können Studierende erste Kontakte in die Industrie knüpfen und Praxiserfahrungen sammeln. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Baugruppen bekommt zudem jeder Studierende die Möglichkeit, sich über den eigenen Studiengang hinaus Wissen anzueignen. Dabei unterstützen Studierende aus höheren Semestern die Neuankömmlinge und geben ihre Erfahrungen weiter.  

Volle Fahrt in Richtung 2024

Im Rahmen der Motorworld Köln Rheinland organisierte das Aixtreme Racing Team das erste Formula Student Community Event der Welt. 24 Teams trafen sich und stellten an eigenen Ständen ihre Rennwagen aus. Zusammen mit Sponsoren und anderen Rennsportbegeisterten tauschte man sich über neue Technologien, Tipps und Tricks aus. Im eigens mitgebrachten Rennsimulator maßen sich Teammitglieder in einem Sim-Racing-Event und stellten Bestzeiten auf. Vorträge von Sponsoren aus der Motosportwelt rundeten das Programm ab. Da das selbstorganisierte Event auf eine sehr gute Resonanz stieß, soll auch im nächsten Jahr wieder ein Treffen unter der Organisation des Teams von der FH stattfinden.

„Die Motivation im Team ist sehr hoch.“, erklärt Lukas Polnik. Für die bevorstehende Saison im nächsten Jahr, die sich schon jetzt mitten in der Vorbereitung befindet, hat sich Aixtreme Racing ambitionierte Ziele gesetzt. Der FS24 soll nach dem Prinzip eines Conversion-Designs von einem Verbrenner-, hin zu einem Elektromotor umgerüstet werden. Die Mitglieder sehen darin vor allem eine Chance, neue Erfahrungswerte zu sammeln und eigene Forschung betreiben zu können.

Übrigens: Bei Aixtreme Racing können Student:innen jeglichen Studiengangs mitmachen! Alles, was man zum Mitmachen benötigt, sind Zeit und Motivation. Wer Lust auf das Projekt hat, kann sich einfach beim Team melden.