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Herz, Bube, Kamera
Kunstvoll fliegt ein Stapel Spielkarten in einem hohen Bogen durch die Luft. Mit einer schnellen Hand werden die Karten wieder aufgefangen und durch das geschickte Bewegen von Daumen und Zeigefinger in beeindruckende Formen und Strukturen gebracht. „Cardistry“ nennt sich das visuell ansprechende Arrangieren, Werfen und Mischen von Spielkarten. FH-Absolvent und „Cardist“ Maximilian Jung widmete sich in seiner Bachelorarbeit im Studiengang Kommunikationsdesign seinem außergewöhnlichen Hobby und drehte eine Dokumentation darüber.
Out of the Box
Ein sogenannter „Card Spring“, ein Trick, bei dem das Spielkartendeck von einer in die andere Hand springt, löste bei Maximilian Jung vor sieben Jahren das Interesse für das geschickte Spiel mit den Karten aus. Anders als bei der Kartenmagie, bei der die Pointe der Darbietung in dem liegt, was man nicht sieht und die Funktionsweise der Tricks gezielt verschleiert wird, kommt es bei Cardistry besonders auf das Zurschaustellen von Formen, Figuren und Bewegungen der Karten an. In rhythmischen Abläufen und Performances fliegen ganze Kartendecks durch die Luft oder werden in komplizierte zwei- oder dreidimensionale Strukturen gebracht.
In seiner Dokumentation „Out of the Box“ erzählt Jung die Entstehung und Entwicklung des Hobbys, das zwischen Jonglieren und magischem Trick liegt. Besonders ansprechen möchte er dabei Menschen, die bisher wenig oder gar nicht mit Cardistry in Berührung gekommen sind. „Mit meiner Dokumentation möchte ich motivieren und inspirieren. Cardistry ist ein Hobby, das jeder überall machen kann“, erklärt Jung. Zwar sei das Einstiegsniveau relativ hoch, doch mit genügend Ehrgeiz und ein wenig Zeit sei es möglich, sehr schnell erste Techniken zu erlernen. Viel falsch machen könne man dabei schließlich nicht.
Mehrere Interviews mit Cardists, die die Szene entscheidend mitgeprägt haben, geben einen Einblick in die zwar noch kleine, aber dafür sehr diverse und internationale Community rund um das geschicklichkeitsbasierte Hobby. Dafür flog Jung bis nach Großbritannien und in die USA, um bei Events und Communitytreffen in London, Los Angeles, St. Louis und Austin zu filmen.
One-Man-Show
Acht Stunden Videomaterial aus 22 Interviews sind das Ergebnis seiner Reisen. Ein Jahr haben die Planung, Produktion und Nachbearbeitung seines Bachelorprojektes gedauert. Von der Sponsorenakquise zur Deckung der hohen Reisekosten über Kameraführung und das Gestalten der Grafiken hat Jung mit wenigen Ausnahmen die Dokumentation fast vollständig in Eigenregie produziert, weil er somit die größtmögliche Flexibilität in seinem Projekt gewährleisten wollte. Auch sein Kameraequipment hielt er bewusst klein, um mobil zu den Schauplätzen seiner Dokumentation reisen und aufnehmen zu können. „Mit dem Projekt wollte ich mich selber herausfordern und aus meiner Komfortzone herauskommen“, erklärt er.
„Out of the Box“ wurde bereits im Rahmen der Movie Mania des Fachbereichs Gestaltung im Apollo Kino in Aachen gezeigt. Der Film soll nun zudem auf Festivals und Cardistry Events in Aachen, Hamburg und Tokio einem Publikum vorgeführt werden. Eine Fortsetzung der Dokumentation ist ebenfalls geplant.