Forschung, die verbindet: Als Đức Khôi Vũ 1998 als Doktorand im EU-Projekt „Lisa – Projekt zur Finite-Elemente-basierten Traglast- und Einspielanalyse“ seine Forschung aufnahm, war dies der Beginn einer engen und ergiebigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Manfred Staat am Labor für Biomechanik. Vier Jahre lang erforschte er mit Förderung durch das EU-Projekt
in Liège das Verhalten von Bauteilen, die Grenzlasten ausgesetzt werden. Welchen maximalen Druck erträgt ein Rohr, bevor es birst? Genau das wollte der Forschungsverbund unter der Leitung des Forschungszentrums Jülich und der Koordination von Prof. Staat herausfinden. Dabei arbeiteten führende Forscher auf dem Gebiet der Traglast und Einspielanalyse von der RWTH Aachen, der Aristotle University Thessaloniki sowie der Universität Liège mit internationalen Unternehmen wie Siemens, EDF, Bureau Veritas und Intes zusammen. Ihr Ziel: numerische Verfahren zu entwickeln und implementieren, die exakt die Unversehrtheit von Bauteilen am Limit der Belastbarkeit bestimmen.
Es war der Startschuss für eine deutsch-vietnamesischen Erfolgsgeschichte: Nach Abschluss des EU-Projekts LISA und erfolgreicher Promotion an der Universität Liège wechselte Dr. Vũ als Post-Doc ans Labor für Biomechanik. Ausgestattet mit einem Humboldt-Stipendium, nahm er im März 2003 seine Forschungsarbeit wieder auf. Denn das EU-Projekt hatte nicht nur wertvolle Ergebnisse wie die Entwicklung von zähbruchmechanischen Lösungen geliefert, die inzwischen sogar Eingang in Standardwerke wie bruchmechanische Formelsammlungen gefunden haben. Mehr noch: Das bereits entwickelte primal-duale Optimierungsverfahren, das Dr. Vũ im Rahmen seiner Dissertation entworfen hatte, legte den Grundstein für weitere Forschungsarbeiten.
Und so entstanden nach den ersten gemeinsamen Arbeiten im EU-Projekt 10 weitere Gemeinschaftspublikationen von Prof. Staat und Dr. Vũ. Mit großer Resonanz: So listete der Fachverlag Elsevier drei der Publikationen unter den Top 25 der meistgelesenen Arbeiten, zeitweise schaffte es ein Artikel sogar auf Platz eins.
Auch in Zukunft möchten die beiden Forscher gemeinsam publizieren – auch wenn Dr. Vũ inzwischen an der Universität Erlangen habilitiert und als Privatdozent am Lehrstuhl für Technische Mechanik tätig ist. Indes geht am Labor für Biomechanik die deutsch-vietnamesische Forschungsarbeit weiter. „Inzwischen sind vier Doktoranden und zwei Post-Docs in Folge aus Vietnam zu uns gekommen“, freut sich Prof. Staat. „Diese Staffelübergabe wurzelt in Dr. Vũs großem Engagement für unser Forschungsprojekt, aber auch in seiner persönlichen Verbundenheit mit unserem Fachbereich.“
Fotos oben:
Das Bersten von Rohren lässt sich am Beispiel aufgeplatzter Würstchen nachvollziehen: Würstchen platzen längs, weil die Umfangsspannung doppelt so groß wie die Axialspannung ist. Wann ein defektes Rohr zu bersten droht, lässt sich anhand der von Prof. Staat und Dr. Vũ entwickelten Formeln präzise vorhersagen.