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An der Schnittstelle: Energiewirtschaftstag am Campus Jülich

Lebhafte Diskussionen brachte der Energiewirtschaftstag in Jülich, der am 23. September von der FH Aachen mit den Fachbereichen Energietechnik sowie Medizintechnik und Technomathematik, von der Stiftung Energieinformatik, dem Forschungszentrum Jülich und der RWTH Aachen veranstaltet wurde.

Die Sonnenfinsternis vom 20. März 2015 war eine Sternstunde für die Astronomie – sie wurde aber auch von den Vertreterinnen und Vertretern der Energiewirtschaft mit Spannung verfolgt. Für etwa zwei Stunden wurde die Sonne partiell vom Mond verdeckt, als Folge sank die Menge an Energie, die durch Photovoltaikanlagen ins Netz eingespeist wurde, binnen kurzer Zeit stark ab und kurz danach wieder ebenso stark an. Bei klarem Wetter wären die Auswirkungen dieses Systemtests noch viel dramatischer gewesen. Kann das Elektrizitätsversorgungssystem solche plötzlichen Schwankungen ohne Stromausfälle verkraften?  Wo lauern die größten Gefahren? Funktionieren die Marktmechanismen, welche Auswirkungen haben solche Extremereignisse auf die Energiepreise?

Diese Fragen verdeutlichen, vor welchen Herausforderungen die Energiewirtschaft derzeit steht. Der Strommarkt ist unübersichtlicher und komplexer geworden. In vielen Bereichen gewinnen IT-Lösungen immer mehr an Bedeutung, sei es bei der Entwicklung intelligenter Netze und der Systemintegration von erneuerbaren Energien oder bei der Verwaltung von Echtzeitdaten für den Handel. An den Schnittstellen zwischen Energiewirtschaft, Energietechnik und Informationstechnik ist der Masterstudiengang Energiewirtschafts-Informatik angesiedelt, der von der FH Aachen und der Stiftung Energieinformatik vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde. Fester Bestandteil der Kooperation zwischen der Hochschule und den Unternehmen ist der regelmäßige Austausch, zum zweiten Mal fand jetzt der Energiewirtschaftstag am Campus Jülich der FH Aachen statt.

FH-Rektor Prof. Dr. Marcus Baumann verwies in seinen Begrüßungsworten darauf, dass die Informationstechnik in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen immer breiteren Raum einnehme. Die integrale Betrachtung von Wirtschaft, Energietechnik und IT sei zukunftsweisend, genau wie die enge Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft. Der Stiftungsvorsitzende Dr. Hans Röllinger betonte, der Masterstudiengang werde durch die Besetzung der Stiftungsprofessur zusätzlich Schwung aufnehmen. Er sagte, alle Beteiligten seien sehr froh, dass man mit Prof. Dr. Jörg Borchert einen ausgewiesenen Experten für die Stelle gewonnen habe.

Organisiert wurde der Energiewirtschaftstag von der FH mit den Fachbereichen Energietechnik sowie Medizintechnik und Technomathematik, von der Stiftung Energieinformatik, dem Forschungszentrum Jülich und der RWTH Aachen. Das ganztägige Kolloquium richtete sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Forschung. Die Referenten befassten sich mit Themen aus den Bereichen Versorgungssicherheit aus technisch-betrieblicher Sicht, ökonomisch-geopolitische Sicherheit und Cyber-/IT-Sicherheit. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Schlussvortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Maurer von der Universität Graz, der zum Thema "Warum Unglaubliches auf uns zukommt und wir uns nicht über alles freuen werden" sprach. Grund genug, mit Spannung auf die Zukunft zu blicken. Die Sonnenfinsternis führte übrigens nicht zu Versorgungsengpässen, auch wenn der Strompreis um diese Zeit aufgrund des Marktgeschehens am Strommarkt starken Schwankungen unterworfen war.