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Ein Herz aus Beton

Architekturstudierende der FH Aachen entwerfen Konzepte für die Umnutzung von St. Hubertus


Anfang der 1960er-Jahre wurde das neue Wohnquartier auf dem Aachener Kronenberg gebaut. Der Architekt Gottfried Böhm wurde mit dem Bau einer Kirche beauftragt, er schuf mit St. Hubertus einen markanten "Betonfelsen". Die eigenständige Gemeinde St. Hubertus ist inzwischen in der Pfarrei St. Jakob aufgegangen; derzeit wird überlegt, das Gotteshaus zu profanieren und auf andere Weise zu nutzen. Architekturstudierende der FH Aachen haben Entwürfe erarbeitet, wie zukünftige Nutzungskonzepte aussehen und wie sie baulich umgesetzt werden können. Jetzt werden die Pläne gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern diskutiert.

Betreut wurden die Studierenden von Prof. Dr. Anke Fissabre und Prof. Heike Matcha vom Fachbereich Architektur. "Das ist ein spannendes Thema und damit auch eine besondere Chance für die Studierenden", betont Prof. Fissabre, die Hochschule trage hierbei auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung Rechnung. St. Hubertus sei ein Symbol für die Gemeinschaft des Stadtviertels, es gelte den ideellen Mehrwert zu bewahren. "Beton ist hier Heimat geworden", sagt sie.

Dies zeigt sich auch an dem Raumprogramm, das die Gemeinde vorgegeben hatte und an dem die Studierenden sich orientierten. Prof. Matcha erläutert: "Zum einen geht es um eine profane Nutzung, etwa Lehr- und Lernräume für Studierende sowie eine Bibliothek. Zum anderen soll ein Sakralraum für die Gemeindemitglieder erhalten bleiben." Dabei gelte es, die Idee von Gottfried Böhm zu bewahren und die neuen Nutzungen behutsam zu kombinieren. Insgesamt werden zwölf Entwürfe in der Kirche ausgestellt, allesamt Bachelor- und Masterarbeiten. Es gehe um konkrete Umbaupläne, aber auch um Erweiterungen und Neubauten sowie um die Einbettung in den städtebaulichen Kontext.

Mit ihrer Arbeit bewegen die Architekturstudierenden sich in einem spannenden Themenfeld. Erst letztes Jahr gab es in Köln die Ausstellung "Fluch und Segen. Kirchen der Moderne" des M:AI – Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW. Die Schau beschäftigte sich mit der Frage nach der Bedeutung von und dem Umgang mit leerstehenden Kirchengebäuden. Durch ihre besondere Architektur und die soziale Bedeutung ist eine Umnutzung oftmals nicht ganz einfach. Angesichts sinkender Besucherzahlen und wachsender Leerstände sehen sich jedoch immer mehr Kirchengemeinden mit dieser Problematik konfrontiert. Auch in Aachen und Maastricht gibt es spannende Konzepte für Umnutzung – als Grabeskirche, Archiv, Hotel oder Buchhandlung. Die Ausstellung in Köln wurde übrigens im Kirchengebäude von St. Gertrud gezeigt – auch dies eine Kirche von Gottfried Böhm. Der in Offenbach geborene Architekt wird in wenigen Tagen 100 Jahre alt, 1986 wurde er als erster deutscher Architekt mit dem angesehenen Pritzker-Preis ausgezeichnet.