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Maschinenbau - mehr als nur Metall

Laura Thurn ist Expertin für neue Werkstoffe - und hat in Rumänien zum Dr.-Ing. promoviert


"Im Thema Kunststoff ist Musik drin", sagt Dr. Laura Thurn. Die Maschinenbauerin hat Ende 2019 ihre Promotion an der Technische Universität Cluj-Napoca (Rumänien) und an der FH Aachen abgelegt. Der Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit lag bei der Aus- und Weiterbildung im Bereich additiver Fertigungsmethoden. "Es geht mir darum, die Lücke zwischen dem aktuellen Stand der Technik und dem Wissen in den Köpfen der Anwender zu schließen", erläutert sie.

Das ist gerade in den Feldern Werkstoffkunde und Kunststofftechnik hochaktuell. Jeden Tag kämen neue Kunststoffe auf den Markt, sagt Dr. Thurn, und verweist auf Hochleistungskunststoffe, die beispielweise im menschlichen Körper eingesetzt werden können, die Strom leiten oder flexibler verarbeitet werden können. "Moderne Kunststoffe sind leicht und synthetisch herstellbar. Vor allem aber kann man sie auf die Bedürfnisse der Kundschaft individuell anpassen", fasst sie die Vorzüge zusammen. Wichtig sei, aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung auch wirtschaftlich zu nutzen.

Nach ihrer Promotion ist die junge Wissenschaftlerin in das Landesprogramm "Karrierewege FH-Professur" eingestiegen, das vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft ins Leben gerufen wurde. Es soll qualifizierten Nachwuchs auf dem Weg zur FH-Professur unterstützen. Die Teilnehmenden können über einen Förderzeitraum von bis zu drei Jahren berufspraktische Erfahrungen bei einem externen Kooperationspartner und zugleich Lehr- und Forschungserfahrungen im Fachhochschulkontext sammeln.

In der Praxis sieht das so aus, dass Dr. Thurn die Hälfte ihrer Arbeitszeit an der FH Aachen und die andere Hälfte bei der Aachener Firma M-Base Engineering + Software verbringt. Das Unternehmen ist ein weltweit führender Anbieter von Werkstoffdatenbanken. Mehr als 50.000 unterschiedliche Kunststoffe weist die Datenbank derzeit aus, klassifiziert nach unterschiedlichen Produkteigenschaften und Einsatzgebieten. "Der Prozess der Kunststoffverarbeitung ist weitgehend ausentwickelt", erläutert sie. Es gelte nun, für die jeweiligen Produktionsverfahren die geeigneten Werkstoffe zu identifizieren und sie weiterzuentwickeln – und das in engem Schulterschluss von Wissenschaft und Wirtschaft. In der Lehre am Fachbereich Maschinenbau und Mechatronik kümmert sie sich um die Fachgebiete Werkstoffkunde und Kunststofftechnik, der Lehrumfang beträgt acht Semesterwochenstunden.

Ein Beispiel für den Einsatz von Kunststoffen ist die additive Fertigung. Hierbei wird ein Kunststoffdraht geschmolzen und abschließend Schicht für Schicht aufgetragen, so dass ein dreidimensionaler Gegenstand entsteht ("3-D-Drucken"). Während ihres Studiums an der FH Aachen hat Laura Thurn sich intensiv mit dieser Technologie beschäftigt, sie war viele Jahre lang im Goethe-Lab des Fachbereichs Maschinenbau und Mechatronik aktiv. Auch den FabBus, das rollende 3-D-Drucklabor des GoetheLabs, hat sie betreut. „Aus dieser Zeit stammt auch die Kooperation mit der Universität Cluj-Napoca“, erzählt sie. Betreut wurde sie bei ihrer Doktorarbeit von Prof. Dr. Nicolae Balc (Technische Universität Cluj-Napoca) und Prof. Dr. Andreas Gebhardt (FH Aachen).

In den letzten Jahren haben die beiden Hochschulen das EU-geförderte AMaTUC-Projekt vorangetrieben und gemeinsame Summerschools veranstaltet. Die Betreuung an der rumänischen Hochschule sei hervorragend gewesen, sagt Dr. Thurn, ebenso die Ausstattung in den Laboren. Sie ist nach Dr. Julia Kessler die zweite FH-Nachwuchswissenschaftlerin, die ihre Promotion in Cluj-Napoca gemacht hat; ihre beiden Kollegen Karim Abbas und Fabian Eichler sind derzeit dabei, ihre Doktorarbeit dort zu schreiben.