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"Wir brennen"

Designabsolvierende zeigen ihre Produkte im DesignersTower Köln


Das Belgische Viertel in Köln steht für Kreativität, Kunst und Kultur. Boutiquen, Ateliers und Galerien locken täglich neugierige Kunst- und Designliebhabende in den Westen Kölns. Der ideale Ort, um als junge Designerin oder als junger Designer durchzustarten. Parallel zur Internationalen Möbelmesse in Köln konnten vier Absolventinnen und Absolventen der FH Aachen, die kürzlich ihren Bachelor im Produktdesign machten, im "DesignersTower" im Belgischen Viertel ihre Produkte ausstellen.

Seitlich der Aachener Straße führt ein langer weißer Durchgang neugierige und interessierte Gäste in das Herz des DesignersTower. Inmitten eines klaren Raumes verteilen sich Möbelstücke der jungen Talente. Im Hintergrund läuft leise Technomusik und einige Besucherinnen und Besucher betrachten interessiert Stühle, Schreibtische oder Regale – jeweils mit einer eigenen Stilnote.
Jonas Nussbaum erklärt gerade einem Interessenten sein Tischsystem. Gemeinsam mit seinem Freund, Kommilitonen und Geschäftspartner Brikan Gülöz gestaltete er das klare, flexible und praktische Tischsystem "Parat".

Dieses Tischsystem hält in der Tat alles für seine Nutzerinnen und Nutzer "parat": Drei aus Metall gefertigte Schubladen lassen sich aus der Halterung herausnehmen und auf dem Tisch als Aufbewahrungssysteme anordnen. Darüber hinaus ist das Möbelstück auch nach einem Umzug schnell wieder für den Einsatz bereit. Das System wird durch nur vier Schrauben zusammengehalten. Egal ob in Küche, Esszimmer oder Büro - seine klare Optik lässt es zu, dass man den Tisch flexibel in unterschiedlichen Räumen einsetzt. Für die Entwicklung des Tisches und eines weiteren Produkts, des Stuhls "Soda", erhielten die Absolventen ein Stipendium der Ikea Stiftung. Darüber hinaus erhielten die Designer 2017 für eine Lampe "Toca" den if Design Talent Award und 2019 den Luxi Licht Preis.

Nils Ewen steht derweil gegenüber von "Parat". Neben ihm: "Unimo". Unimo ist ein flexibles Regalsystem – ohne Schrauben lässt es sich einfach auf- und abbauen. Darüber hinaus reagiert es auf Wohnraumknappheit und lässt sich individuell auf unterschiedliche Raumzuschnitte anpassen. So kann es in T-, L- oder X-Form aufgebaut werden oder auch als Raumtrenner verwendet werden. Das Regalsystem besteht aus Holz und Aluminium. Nachfolgend zur "Diploma" der FH Aachen, der Ausstellung der Abschlussarbeiten der Studierenden, erhielt Nils eine Anfrage, ob er "Unimo" beim diesjährigen DesignersTower zeigen wolle. "Ich habe mich riesig gefreut", erzählt er, "jetzt hoffe ich, dass jemand mein Produkt in seine Kollektion aufnimmt und produzieren möchte."

Neben Jonas, Birkan und Nils erhielt auch Pia Bonnen, ebenfalls Absolventin der FH Aachen, die Möglichkeit, ihr Produkt auszustellen. Sie gestaltete eine geradlinige Porzellanvase, die durch verschiedene Aufsätze variiert werden kann. Zur Materialauswahl ihres Produkts "IO Vase" sagt die junge Designerin: "Porzellan hat eine lange Lebensdauer und ist ein natürlicher Rohstoff, das war mir wichtig." Ihre Vasen werden von einer Firma in Bayern von Hand gegossen und glasiert. Pia Bonnen kann ihre Vasen so online und über Fachhändler vertreiben.

Aber wie entwickelt man eigentlich seinen eigenen Stil? Jonas und Nils lächeln und setzen auf Zeit im Studium. "Man findet den Stil nach und nach. Zuerst wird man ins kalte Wasser geworfen. Mit der Zeit habe ich mich persönlich dann aber schnell für eine puristische Richtung entschieden. Dabei möchte ich immer nur Teile nutzen, die man auch wirklich braucht. Keinen Schnick-Schnack", erklärt Nils. Und wie sieht Jonas und Birkans Stil aus? "Birkan und ich haben eine gemeinsame Formsprache entwickelt: Eine gewisse Strenge, mit technischem Kniff. Nie unemotional, sondern mit Charakter. Dabei trotzdem sehr puristisch und klar", fasst es Jonas zusammen. 

Das Studium an der FH Aachen ebneten den Absolventen den Weg in Richtung Produktdesign. "Wenn es alleine die Werkstätten an der FH nicht gegeben hätte, würden wir heute nicht hier stehen", so Jonas. Auch eine Exkursion nach Mailand zur Möbelmesse oder eine einwöchige Reise in Deutschland und Italien zu verschiedenen Möbelherstellern sei "sehr inspirierend gewesen und hat uns weitergebracht", erzählt er weiter vom Studium. "An der FH wird man sehr eng betreut. Außerdem kennt man jeden, das gibt einem ein Gefühl, zuhause zu sein – wie in einer Familie", resümiert Nils seine Erfahrungen an der FH Aachen.

Beide Absolventen blicken selbstbewusst, aber nicht naiv in eine Zukunft als Möbeldesigner. Für Nils schließt sich Ende des Jahres möglicherweise noch ein Architekturstudium an, bevor er einen Weg in die Selbstständigkeit finden könnte. Jonas und Birkan haben in der Kölner Südstadt einen kleinen Studioraum und bieten ihre Möbel interessierten Herstellerinnen und Herstellern an. Alles unter ihrer eigenen Marke "JBNG". Es darf gespannt darauf gewartet werden, wie die jungen Absolventinnen und Absolventen die Welt des Produktdesigns bereichern werden: "Es kommt bestimmt einiges", sagt Jonas mit einem Lächeln im Gesicht. "Wir sind motiviert und werden weiter zusammenarbeiten. Wir brennen!"