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Frühzeitige Beratung ist wichtig

Koordinierungsstelle "Zweifel am Studium" zieht eine erste Bilanz


Viele Studierende zweifeln während ihres Studiums an ihrer Entscheidung. Damit diese Zweifel oder gar ein Studienwechsel oder -abbruch nicht als Scheitern, sondern als Chance betrachtet werden, bedarf es des Austauschs – nicht nur des privaten Austauschs im persönlichen Umfeld, sondern einer öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Thema. Deshalb fördert das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen ein dreijähriges Projekt zum Thema Studienzweifel, an dem 20 Hochschulen, unter anderem auch die FH Aachen, teilnehmen.

Deshalb gibt es seit einem Jahr das Beratungsangebot der Koordinierungsstelle "Zweifel am Studium" an der FH Aachen. Sie dient als Anlaufstelle für zweifelnde Studierende, bietet Unterstützung und hilft bei der persönlich richtigen Entscheidung. Die Beratungsstelle ergänzt damit das bestehende Beratungsangebot der FH für Studierende. Ziel ist es, Studienzweiflerinnen und -zweifler frühzeitig zu erreichen und diese zu unterstützen, damit sie entweder weiter studieren können oder eine passende neue berufliche Perspektive finden. Auch für die Hochschulen ist das Angebot wichtig, da es wertvolle Erkenntnisse über die Gründe für Studienzweifel liefert und dadurch Impulse für Unterstützungsangebote geben kann.

Für die beiden Mitarbeiterinnen Petra Mittenzwei und Alexandra Seidel ist die Enttabuisierung des Themas Studienzweifel ein großes Thema. "Viele Studierende schämen sich, offen darüber zu sprechen, da sie denken, dass alle anderen keine Zweifel haben und problemlos durch das Studium gehen", sagt Petra Mittenzwei. Dabei ist gerade das Gegenteil der Fall: Die meisten Studierenden haben im Laufe ihres Studiums zumindest zeitweise Zweifel, etwa nach einer nicht bestandenen Klausur oder im Prüfungsstress. Manche benötigen auch erst einmal Zeit, sich in der neuen Stadt zurechtzufinden und sich an das Studierendenleben zu gewöhnen. Alexandra Seidel empfiehlt: "Sobald man merkt, dass Studienzweifel einen belasten, sollte man sich Unterstützung holen und unsere Beratungsstelle aufsuchen." Manchmal hilft ein kleiner Impuls, um im bestehenden Studium weiter studieren zu können, etwa wenn man sich einen Überblick über das weitere Studium verschafft und sich mit einem Lernplan auf die anstehenden Prüfungen vorbereitet. Berufliche Einblicke im Rahmen von Praktika helfen, eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Arbeitsmöglichkeiten es nach dem Abschluss geben kann.

Die Erfahrungen nach einem Jahr Beratung zeigen, dass Studienzweifel oft sehr vielschichtig und komplex sind. Hier sind dann Folgeberatungen und auch der Verweis an weitere Fachberatungsstellen notwendig. Häufig haben die Studierenden sich vor Studienbeginn nicht richtig informiert, was das Studium beinhaltet und welche Herausforderungen wie beispielsweise Selbstorganisation und kontinuierliches Lernen es erfordert. Auch eine Auseinandersetzung mit den eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten sowie Berufsalternativen findet oftmals nicht statt. In diesen Fällen kann ein Fach- oder Hochschulwechsel sinnvoll sein, alternativ auch eine duale Ausbildung. Als weitere Ansprechpartner für Studienzweiflerinnen und –zweifler stehen die Allgemeine Studienberatung, die Berufsberatung der Agentur für Arbeit sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Studienabbruchprogramme SWITCH und RESET bereit. Bei der Bewältigung von psychischen Problemen ebenso wie bei Themen wie Prüfungsangst, Stressbewältigung und Prokrastination vermittelt die Beratungsstelle an die Psychosoziale Beratung.

Der überwiegende Teil der Studienzweiflerinnen und -zweifler kam im 1. und 2. Semester zur Beratung, manche aber auch aus höheren Semestern. "Wir können nur dazu raten, sich bei Studienzweifeln frühzeitig an die Beratung zu wenden", empfiehlt Petra Mittenzwei. Je länger man die Zweifel mit sich herumschleppt, desto größer können die damit zusammenhängenden Probleme werden. Oftmals trauen sich Betroffene nicht, mit Freunden oder Familie über ihre Probleme zu reden. "Dabei ist es kein Beinbruch, wenn man eine berufliche Entscheidung überdenkt und eine neue Richtung einschlägt", sagt Alexandra Seidel, und fügt hinzu: "Wie sollen junge Menschen, die gerade aus der Schule kommen, den Arbeitsmarkt mit seiner Vielzahl an Ausbildungsangeboten und beruflichen Möglichkeiten überblicken können und sofort wissen, was sie ihr Leben lang machen möchten?" Petra Mittenzwei betont: "Viele haben Angst, dass es ihren Lebenslauf bei zukünftigen Arbeitgebern in ein schlechtes Licht rückt, wenn sie eine berufliche Kehrtwende entdecken." Es erfordere Mut und Konfliktbereitschaft, eine einmal getroffene Entscheidung zu ändern.

Weitere Informationen zum Thema Studienzweifel finden Sie auf der Internetseite www.fhac.de/zweifelamstudium. Erfahrungsberichte von ehemaligen Studienzweifern, die entweder weiter studiert, gewechselt oder abgebrochen haben, finden Sie auch unter www.nextcareer.de. Gerne stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen der Koordinierungsstelle „Zweifel am Studium“ der FH Aachen, Petra Mittenzwei und Alexandra Seidel, für ein persönliches Beratungsgespräch zur Verfügung. Terminvereinbarungen telefonisch unter 0241/6009-51634 und 0241/6009-51643 oder an zas@fh-aachen.de.