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Aus der Chancenregion eine Zukunftsregion machen

Jahresvollversammlung der IHK

 

Die Industrie- und Handelskammer Aachen (IHK) hat bei ihrer Jahresvollversammlung einen optimistischen Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Dreiländer-Region Aachen geworfen. IHK-Präsidentin Gisela Kohl-Vogel ermutigte Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, der Politik und der Zivilgesellschaft zu Tatkraft und Engagement. Angesicht aktueller Themen wie Strukturwandel, Klimawandel und Digitalisierung sagt sie vor rund 400 Zuhörern im Krönungssaal des Aachener Rathauses: "Herausforderungen sind immer auch Chancen. Es lohnt sich, Ziele zu haben und anzupacken."

Der beschleunigte Ausstieg aus der Kohle bei steigendem Energiebedarf stellt Deutschland vor enorme Herausforderungen. Allein im Rheinischen Revier sind derzeit 93.000 Menschen direkt bei energieintensiven Unternehmen beschäftigt. Weitere 32.000 Arbeitsplätze hängen unmittelbar von ihnen ab. "Wir wollen, dass diese Menschen auch in Zukunft im Rheinischen Revier arbeiten können", bekräftigt die IHK-Präsidentin.

Damit der Strukturwandel gelingt, sollten erneuerbare Energiequellen so schnell wie möglich ausgebaut werden. Ob Batterieforschung, Wasserstofftechnologie oder Elektromobilität – Kohl-Vogel verwies darauf, dass Unternehmen aus Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg in diesen Bereichen schon heute erfolgreich forschen, entwickeln und produzieren: "Kaum eine Region in Deutschland hat so viel Lösungskompetenz wie unsere."

Um die Potenziale der Region effizienter zu nutzen, will die IHK Aachen die gesellschaftlichen Akteure enger miteinander vernetzen. So soll zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Unternehmern und Start-up-Gründern intensiviert werden, um noch mehr zukunftssichere Arbeitsplätze in der Region entstehen zu lassen. Nachhaltige Antworten auf den Strukturwandel soll unter anderem ein Treffen der Bürgermeister des Kreises Düren mit Hochschulvertretern und Forschern im Mai liefern, zu dem die IHK Aachen einlädt. "Wenn durch solche Projekte neue Arbeitsplätze entstehen, dann wird der Struktur- und Klimawandel für uns zur Chance", ist Kohl-Vogel überzeugt. "Gemeinsam können wir aus unserer Chancenregion eine Zukunftsregion machen."

In puncto Digitalisierung gebe es erste vielversprechende Ansätze im Großraum Aachen – aber auch noch viele Baustellen. "Der neue Mobilfunk-Standard 5G ist die Grundvoraussetzung für viele unserer Industrie-4.0-Vorhaben oder für autonomes Fahren", sagt Kohl-Vogel. "Doch noch ist nicht einmal 4G eine Selbstverständlichkeit. Es fehlt an der notwendigen digitalen Infrastruktur. Hier ist Anpacken überfällig."

Digitalisierung ist auch für stationäre Händler eine Chance. Zugleich appelliert die IHK-Präsidentin, Anbieter aus der Region zu unterstützen: "Vor Ort einzukaufen ist nachhaltig. Dann nämlich, wenn der stationäre Handel regionale Produkte anbietet, Verpackungsmüll reduziert oder den Rücksendewahnsinn durch kompetente Beratung vermeidet." Darüber hinaus fördern florierende Unternehmen die Attraktivität der Region – was wiederum der Tourismusbranche zugutekommt. Deshalb fordert Kohl-Vogel: "Wir brauchen Impulse für unsere Innenstädte. Davon profitieren Händler, Anwohner und Besucher."

Ein Schlüsselthema für die nachhaltige Entwicklung der gesamten Region ist Mobilität. "Das fängt bei Park-and-Ride-Plätzen vor den Toren der Stadt an und hört bei nachhaltigen Mobilitätsangeboten der Betriebe für ihre Mitarbeiter auf", betont Kohl-Vogel. "Denken wir Mobilität neu." Die IHK Aachen hat das getan: im Rahmen zweier Workshops, in denen Unternehmer und Händler zahlreiche Ideen und Vorschläge erarbeitet haben, um die Verkehrssituation in der Region und in der Aachener Innenstadt zu verbessern. Diese Empfehlungen werden derzeit zusammengefasst und sollen in die künftige Verkehrsplanung eingebracht werden.

Eine weitere zentrale Herausforderung, die es anzupacken gilt, ist der Fachkräftemangel. "Mit rund 4.300 bei der IHK eingetragenen Ausbildungsverhältnissen haben wir nahezu gleich viele junge Menschen für eine Ausbildung gewinnen können wie im Vorjahr. Eine Bilanz, die angesichts der demografischen Entwicklung besser ist als erwartet", sagt Kohl-Vogel. "Dennoch suchen viele Betriebe händeringend Nachwuchs."

Um die Fülle an regionalen, bundesweiten und globalen Herausforderungen zu meistern, lautet das Gebot der Stunde: Gemeinsam anpacken! Mit diesem Appell will die Präsidentin der IHK Aachen in den kommenden Monaten alle gesellschaftlichen Entscheidungsträger aus der Region zu einem konstruktiven Miteinander motivieren: “Legen wir los – und berichten uns in einem Jahr, welche Fortschritte wir vorzuweisen haben. Da baue ich auf jeden Einzelnen von Ihnen!”