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Virtuelle Vorlesung für Studierende in Namibia

Kooperation der FH Aachen mit der NUST in Windhoek

 

"Good afternoon, everyone." Seit 1995 hält Prof. Dr. Thomas Krause Vorlesungen an der FH Aachen, seit 2007 auch an der Namibia University of Science and Technology (NUST) - aber das ist auch für ihn eine Premiere: Erstmals bietet der Professor des Bauingenieurwesens eine Vorlesung für die Studierenden der Partneruniversität in Namibia virtuell an. Was in Zeiten der Coronakrise bei der Lehre vor Ort funktioniert, klappt im Prinzip natürlich auch über 8500 Kilometer Distanz. Rund 20 Studierende der NUST haben sich eingewählt, um die erste Vorlesung des Moduls "Building Costing and Pricing 1" zu hören. Prof. Krause vermittelt ihnen die Grundlagen der Kostenkalkulation und Projektplanung im Bereich des Baubetriebs, angereichert mit zahlreichen Beispielen aus seiner praktischen Berufserfahrung, die er unter anderem bei Hochtief gesammelt hat.

Seit 14 Jahren gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen NUST und der FH. Prof. Krause betreut das Austauschprojekt von Beginn an. 70 Studierende sind seither aus Windhoek an die FH Aachen gekommen, etwa 60 FH-Studierende haben den umgekehrten Weg gewählt – sei es für ein oder zwei Austauschsemester, für ein weiterführendes Studium oder für ein Industriepraktikum. "Seit 2018 haben wir sogar ein Double-Degree-Abkommen im Bauingenieurwesen", betont Prof. Krause.

Auf Seiten der NUST wird der Austausch von Prof. Dr. Victor Kamara vom Department for Civil and Environmental Engineering koordiniert. "Wir möchten nicht nur, dass unsere Studierenden den Stoff beherrschen", betont er, "wir wollen, dass sie lernen ihn systematisch anzuwenden." Das Bauingenieurwesen sei wie geschaffen für internationale Austauschprogramme. Die theoretischen Grundlagen seien überall auf der Welt gleich, die praktische Anwendung hingegen sei höchst unterschiedlich. "Wasser und Strom kommen nicht aus der Luft", sagt er, "nur wer unterschiedliche Lösungsansätze kennt, kann den besten wählen." Prof. Krause erinnert sich: "Ich war 2006 zum ersten Mal in Namibia, damals für vier Wochen. Es war mein erster längerer Aufenthalt im Ausland." Die Ungewissheit wich schnell, bis heute war der 65-Jährige mehr als 20-mal in Windhoek. Er hält Vorlesungen an der NUST, betreut Studierende, pflegt das deutsch-namibische Netzwerk. "Wir haben in den letzten Jahren eine enge Zusammenarbeit aufgebaut, von der beide Seiten sehr profitieren", betont er.

Auch für diesen Sommer hatte Prof. Krause wieder einen Aufenthalt in Windhoek geplant. Dieser ist der Coronakrise zum Opfer gefallen. So muss er die Vorlesung virtuell halten. "Es funktioniert ganz gut", bilanziert der Bauingenieur, "aber der persönliche Kontakt zu den Studierenden ist auf lange Sicht durch nichts zu ersetzen."