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Ganz schön smart

Interdisziplinäres Projekt der FH Aachen beschäftigt sich mit intelligenten Ladesäulen


Haben Sie schon mal über die Anschaffung eines Elektroautos nachgedacht, oder besitzen Sie sogar schon eins? Abgasfrei düsen Sie durch die Stadt, bis auf einmal der Akku schlappmacht. Schnell muss eine Ladesäule her – doch das ist bei Weitem noch nicht so einfach wie bei einer Tankstelle. Wo stehen überhaupt die nächsten Ladesäulen? Sind die dortigen Plätze noch frei? Bei welcher Anbieterin oder welchem Anbieter bin ich Kundin oder Kunde, und wo ist eigentlich meine Karte? Und: Ich habe immer noch nicht herausgefunden, wo das Laden eigentlich am günstigsten ist.“ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FH Aachen verfolgen das Ziel, diesen Vorgang einfacher zu machen.

Eine interdisziplinäre Gruppe möchte mit ihrem Projekt „Smarte Ladesäulen“ die Ladesituation anwendungsfreundlich zu gestalten. Die Koordination des gesamten Projektes liegt bei der Arbeitsgruppe Nachhaltige Energiesysteme des Instituts NOWUM Energy des Fachbereichs Energietechnik. Dabei kommen in der Projektleitung die Fachbereiche Elektrotechnik und Informationstechnik mit Prof. Dr. Thomas Ritz, Medizintechnik und Technomathematik mit Prof. Dr. Volker Sander sowie Energietechnik mit Prof. Dr. Jörg Borchert zusammen.

„Warum sollte es anders sein als im Supermarkt?“, beginnt Projektkoordinator Dominik Stollenwerk das Projekt vorzustellen. „Nicht im Vorhinein, sondern erst vor Ort entscheide ich, bei welchem Anbieter ich Strom kaufe. Das belebt auch den Energielieferantenwettbewerb an der Ladesäule, den gibt es bisher nicht“, ergänzt er. Auf dem Weg zur Ladesäule soll eine App der E-Autofahrerin oder dem E-Autofahrer helfen, alle Informationen zu bündeln: Wo sind freie Ladesäulen? Wie hoch sind aktuell die Preise der einzelnen Anbieterinnen und Anbieter? Mithilfe der App soll es auch möglich sein, einen Platz zu reservieren. Darüber hinaus besteht auch die Idee, mit Parkhausbetreibern zusammen zu arbeiten und den Park- und Ladevorgang im Parkhaus zu vereinen und auch preislich innerhalb eines Tickets abrechnen zu können.

Das Projekt „Smarte Ladesäulen“ wird durch das NRW- und EU-Programm EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) gefördert. Das gesamte Projektvolumen beträgt 2,3 Millionen Euro, und das Projekt wird für eine Projektlaufzeit von drei Jahren ab Januar 2020 gefördert. Der Ablauf des Projekts gliedert sich in mehrere Arbeitspakete: Zunächst erfolgt die Erstellung des Prozessdesigns. Hier wird das Ladeverhalten von Nutzerinnen und Nutzern erforscht. Anschließend folgen die Entwicklung der Kommunikationssoftware und das Konzept einer „smarten“ Ladesäule. Im Anschluss werden Geschäftsmodelle entwickelt, die Modelle werden getestet, bewertet und schließlich nach außen kommuniziert. Wünschenswert wäre im Anschluss der Betrieb von smarter Infrastruktur durch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) oder die öffentliche Hand, so Dominik Stollenwerk. „Das Ziel ist es, dass in Zukunft viel mehr Leute ein E-Auto benutzen, dazu brauchen wir die richtige Infrastruktur und transparente Preise“, so der Projektkoordinator. Das Thema erhält derzeit sehr viel Aufmerksamkeit, vom Bundeskartellamt wird im Rahmen einer Sektoruntersuchung im Bereich öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge untersucht, wie die Marktbedingungen derzeit sind. In der frühen Marktphase erreichen das Kartellamt viele Beschwerden über intransparente Preise und Konditionen an den Ladesäulen. Weiterhin hat die Bundesnetzagentur im Juli ein Konsultationsverfahren gestartet, um die Netzanschlussbedingungen für Ladesäulen in Zukunft zu verändern. Die FH Aachen hat sich an dem Verfahren beteiligt und gefordert, dass dem Thema Anbieterneutralität ein hoher Stellenwert eingeräumt wird.

Von unternehmerischer Seite sind die DEM GmbH, ein Anbieter für technische Applikationen und Services zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit und -qualität in regionalen Energieinfrastruktursystemen, die AXXTEQ GmbH, ein Anbieter für Parkraumbewirtschaftungslösungen, die JHC UG (haftungsbeschränkt), ein energiewirtschaftliches Beratungsbüro und die ProSolarTec GmbH, ein Anbieter von erneuerbaren Energieanlagen, Energiemanagementlösungen und zukünftiger Vertreiber von smarten Ladesäulen, am Projekt beteiligt.