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Mit Fliegenden Bauten zum Sieg

Studentin Lisa Tepaße kann den Science Slam an der FH Aachen für sich entscheiden

Lisa Tepaße (2. v. l.) bekommt von Prof. Dr. Josef Rosenkranz, Prorektor Studium und Lehre, ihren Gewinn überreicht. Foto: FH Aachen | Arnd Gottschalk.

Komplexe Sachverhalte ganz einfach erklären – so lautete die anspruchsvolle Aufgabe an die Studierenden beim Science Slam im Rahmen des sechsten Tags der Lehre an der FH Aachen. Eine, die das besonders gut kann, ist Lisa Tepaße. Die Masterstudentin vom Fachbereich Bauingenieurwesen gewann den Science Slam mit ihrem Bachelorarbeitsthema "Fliegende Bauten".

Fliegende Bauten – was zuerst wie ein Widerspruch klingt, ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Es handelt sich um Anlagen, die dafür geeignet sind, wiederholt aufgestellt und abgebaut zu werden. Dazu gehören unter anderem Zirkuszelte, Festzelte oder temporäre Freilichtbühnen. Aber auch Lautsprechertürme für Konzerte, mit denen sich Lisa in ihrer Bachelorarbeit beschäftigt hat.

Lautsprechertürme müssen für Veranstaltungen immer wieder auf und abgebaut werden – und das an ganz verschiedenen Orten. Trotzdem muss gewährleistet werden, dass sie auch bei Wind und Regen sicher stehen bleiben. Lisa untersuchte in ihrer Abschlussarbeit die Stabilität eines solch flexibel einsetzbaren Turms, der mit 17 Metern ähnlich hoch wie das FH Aachen-Hauptgebäude ist und ohne Fundament stehen kann. Durch den Verzicht eines Fundamentes benötigt man eine große Fläche mit Ballast am Turm. Hierfür konstruierte Lisa zwei Träger, die mit dem Turm verbunden sind. Auf diesen Trägern werden Ballaste, wie Wassertanks, befestigt, damit der Lautsprecherturm nicht durch den Wind umkippt. Zusätzlich plante Lisa vier Seile, die von einem Vierfuß-Stand mit dem eigentlichen Turm in Verbindung stehen und ihn so stabilisieren. Bei der Grundkonstruktion des Turms handelte es sich um eine sogenannte Traverse, bestehend aus Hohlprofilen, die eine Fachwerkstruktur bilden, die von Lisa einzeln berechnet werden mussten.

Der Aufruf zum Science Slam

Wie kommt man auf so ein spezielles Thema? "Ich bin im Praxisprojekt auf das Thema gekommen. Damals absolvierte ich ein Praktikum in einem Ingenieurbüro, welches sich mit der Statik Fliegender Bauten im Veranstaltungsbereich beschäftigte", so die Studentin. Vor allem die Statik einer solchen Fliegenden Baute fand Lisa spannend – somit stand das Bachelorarbeitsthema fest.

Im Juni wurden dann Studierende für den Science Slam beim Tag der Lehre gesucht. Lisa war sofort dabei und nahm mithilfe von Prof. Dr. Ansgar Kirsch, Prodekan für Studium und Lehre und Fachstudienberater im Lehrgebiet Geotechnik am Fachbereich Bauingenieurwesen, ein 90-sekündiges Bewerbungsvideo über ihr Thema auf. Das Video wurde auf ILIAS hochgeladen und trat bei einer Online-Wahl gegen die anderen acht Studierenden aus den verschiedenen Fachbereichen an. Die vier Studierenden mit den meisten Stimmen durften dann ins Finale einziehen. Als klar war, dass Lisa ins Finale kommt, bereitete sie sich auf die fünfminütige Präsentation bei der Veranstaltung vor. "Ich habe meiner Familie das Thema erklärt. Es war schwierig bei diesem Thema nicht auf die Berechnungen, also die statischen Hintergründe einzugehen, sondern alles allgemein zu halten," erzählt sie. Bei diesen Vorbereitungen wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Prof. Eva Vitting aus dem Fachbereich Gestaltung unterstützt, indem sie ihnen zusätzlich wertvolle Tipps und Rückmeldungen gab.

Auch wenn Lisa als Tutorin jede Woche eine Mechanik-Übung vor 160 Erst- und Zweitsemesterstudierenden hält, war der Science Slam eine ganz neue Erfahrung für sie: "Da waren vier Kameras und sechs Leuchtstrahler. Und in meiner Übung sind nur Studierende. Diesmal konnten Leute da sein, die sich besser auskannten als ich." Trotzdem überwindet Lisa sich. "Die größte Herausforderung war die Nervosität und die legt sich nur, wenn man sich den Aufgaben stellt."

Ballonfahrt mit Mitbewohnerin


Und ihr Mut wird belohnt. Lisa kann sich beim Science Slam gegen die anderen drei Kandidatinnen und Kandidaten bei der Online-Abstimmung durchsetzen. Noch weiß sie nicht, wann sie ihren Gewinn, eine Fahrt mit dem FH-Heißluftballon, einlösen wird. Wen sie mitnimmt, das steht jedoch schon fest: ihre Mitbewohnerin Franzi. "Franzi hat versucht, mir die Nervosität zu nehmen. Vor dem Auftritt sind wir alles zusammen durchgegangen und am Abend stand sie mir zur Seite, deswegen lösen wir den Gewinn zusammen ein."

Doch Lisa hat nicht nur den Science Slam gewonnen, sie nimmt auch noch etwas Anderes aus der Veranstaltung mit – neue Kontakte: "Wir vier Studierenden aus der Endrunde haben uns gut verstanden. Nächste Woche treffen wir uns, um zu feiern und zu quatschen."