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Weichen stellen für einen zukunftsfähigen Job

Robin Mühlmeyer, Absolvent der Schienenfahrzeugtechnik, betreut Züge im Schweizerischen Streckennetz der UNESCO

Hat sein Hobby zum Beruf gemacht: FH-Absolvent Robin Mühlmeyer. Foto: privat.

"Wenn ich früher erzählt habe, dass ich Schienenfahrzeugtechnik studiere, war die häufigste Reaktion: ‚Achso, dann arbeitest du später mal bei der Deutschen Bahn?‘", lacht Robin Mühlmeyer. "Dabei gibt es viele Möglichkeiten, was man mit dem Studium machen kann. Das wissen die meisten nur nicht." Robin hat eine dieser vielen Möglichkeiten genutzt: Der 28-Jährige arbeitet seit seinem Studium der Schienenfahrzeugtechnik an der FH Aachen bei der Rhätischen Bahn im schweizerischen Chur. Erst als Praktikant in der Radsatzmessstelle, in der er die Form der Räder überprüfte, und nach seinem Studium als Garantiebetreuer. Die Rhätische Bahn ist ein Eisenbahnverkehrsunternehmen, das den Transport im Kanton Graubünden verantwortet. Das Besondere an dem dortigen Verkehrsnetz: Ein Drittel des 384 Kilometer langen Streckennetzes zählt zum UNESCO-Welterbe.

Für Robin ist die Rhätische Bahn noch aus ganz anderen Gründen interessant: "Sie haben auch einfach tolle Dampflokomotiven und alte Elektrolokomotiven. Es gibt Erlebnisfahrten mit Wagen von 1930! Die haben noch richtige Holzbänke." Ein Modell von Robins Lieblingslok, der braunen Dampfschneeschleuder, die seit 1944 zur Rhätischen Bahn gehört, steht auf seinem Schreibtisch. Die Fahrt mit einer der schweizerischen Eisenbahnen kann er sogar oft genießen, denn er ist häufig Fahrgast. "Als Garantiebetreuer ist es meine Aufgabe, die Züge auf Mängel zu untersuchen. Wenn ich welche finde, kommuniziere ich das mit dem Hersteller, um Lösungen zu finden", erklärt der FH-Absolvent. "Deswegen ist mein Job zur einen Hälfte ein Bürojob, zur anderen mache ich Abnahmefahrten oder andere Kontrollen an den Fahrzeugen." Wenn Robin sein Büro verlässt, steht er gleich am Unterstand der Züge. "Ich mag es, dass ich so nah am Betrieb arbeite. Der Job ist sehr abwechslungsreich: Abnahmefahrten, Auslieferungen von zukünftigen Zügen, Züge testen. Manchmal darf ich sogar den Triebzug auf dem Betriebsgelände fahren", erzählt er mit einem Lächeln im Gesicht.

Sein Grundwissen aus dem Studium hilft ihm bei seiner Arbeit: Nach seinem Fachabitur und einer Ausbildung zum technischen Zeichner studierte er Schienenfahrzeugtechnik im Bachelor. Eigentlich wollte er eine Ausbildung zum Lokführer machen. Seine Begeisterung erbte er von seinem Vater, ebenfalls ein Eisenbahn-Fan. "Es ist schön, wenn sie durch die Landschaft fahren. Im Zug ist es viel entspannter von A nach B zu kommen als mit einem Auto", erklärt Robin. Doch es kam anders – er trifft Prof. Dr. Raphael Pfaff aus dem Lehrgebiet der Schienenfahrzeugtechnik, der seine Begeisterung an die Studierenden weitergibt. "Prof. Pfaff ist einfach ein cooler Prof. Er ist wirklich von dem Konzept ‚Zug‘ überzeugt." An seinem Studium gefiel Robin besonders die Praxisnähe: "Man macht viele Exkursionen, zum Beispiel zu Stellwerken. Man wird gut auf dem Beruf vorbereitet, denn man lernt fächerübergreifend: Maschinenbau, Mathe, Physik." Auch mochte er die kleinen Gruppen, wodurch es sich immer sehr familiär angefühlt habe. Neben seinem Studium engagierte er sich unter anderem als Teamleiter bei der Railway Challenge. In einem jährlichen Wettbewerb bauen Studierende der FH eine Lok, die in verschiedenen Disziplinen gegen andere Teams in England antritt. Bisher ist FH Aachen das einzige deutsche Team, das bei dem Bahnwettstreit mit ihrer Lok an die Startlinie gegangen ist. 2017 war Robin das erste Mal bei der Railway Challenge dabei. In einem Jahr war er auch Teamleiter und musste sich neuen Herausforderungen stellen: "Weil wir gewonnen haben, musste ich als Teamleiter den Journalist:innen ein Interview geben und alle Fragen auf Englisch beantworten. Das war schon eine Überwindung! Aber ich war sehr stolz, als ich das geschafft hatte!"

Bis heute hält Robin den Kontakt zu seinen Kommilitonen und Kommilitoninnen – denn die Railway Challenge und die Begeisterung zu Eisenbahnen schweißen zusammen. Seine Kommilitonen und Kommilitoninnen landen in ganz verschiedenen Berufen: im Fern- oder Güterverkehr, bei Zulieferern für Eisenbahnen, Eisenbahnteilen oder Signale. Auch wenn seine Freunde und Familie weit weg sind, hat Robin kein Heimweh. Er kann sich gut vorstellen, für immer in der Schweiz zu bleiben. "Mein Vertrag ist unbefristet. Zusätzlich habe ich die Möglichkeit nach dem abgeschlossenen Werksausbau, mich beruflich weiterzuentwickeln." Auch wenn er vielleicht irgendwann zu einem anderen Eisenbahnunternehmen wechselt, Robins Begeisterung für Eisenbahnen bleibt.