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Spielerisch eigene Ideen schützen lernen

Vorlesung „Erfinden, Recherchieren und Schützen von Innovationen“ bietet Studierenden spannende Lehrinhalte

Die Teilnehmer:innen der Vorlesung mit ihrem Dozenten Dr. Klaus Castell. Foto: Klaus Castell.

Am Anfang jeder Erfindung steht eine Idee. Damit sich nicht jemand anderes das eigene Gedankengut zu eigen macht, ist es wichtig, Erfindungen schutzrechtlich zu sichern. Meist in Form eines Patents, aber auch als Gebrauchsmuster oder Design. Auch an der FH Aachen entstehen immer wieder neue Erfindungen und Ideen, die als Intellectual Property (IP, "geistiges Eigentum") einzigartig, wertvoll und schützenswert sind. Das Gründungszentrum bietet Gründer:innen allgemeine Beratung und individuelle Unterstützung gemeinsam mit dem Dezernat für Innovationstransfer (IVT) der FH Aachen und der PROvendis an. Um Studierende für das Thema Gründung zu sensibilisieren, werden Seminare veranstaltet, die vom Gründungszentrum finanziert und inhaltlich mitgestaltet werden.

Eine Vorlesung, die unterstützt wird, leitet Dr. Klaus Castell, deutscher und europäischer Patentanwalt und Lehrbeauftragter am Fachbereich Maschinenbau und Mechatronik der FH Aachen. Er ist überzeugt, dass jeder Studierende erfinden kann, wenn er richtig angeleitet wird. Daher hält er seit dem Wintersemester 2021/2022 eine Vorlesung zum Thema "Erfinden, Recherchieren und Schützen von Innovationen". Dort wird den Studierenden der Weg von der zu lösenden Aufgabe, über die Patentanmeldung bis zur Vermarktung erklärt.

Vorlesung schafft Spagat zwischen Theorie und Praxis

Die Vorlesung ist aus abwechselnden Theorie- und Praxisteilen aufgebaut, bei denen die Studierenden das Gelernte sofort anwenden können. Und das begeistert die Teilnehmer:innen. "Die Veranstaltung schafft den Spagat von der Theorie zur Praxis. Das Wissen wird anhand der eigenen Erfindungen vermittelt und der gesamte Kurs entwickelt die Ideen gemeinschaftlich weiter", erklärt Alexander Brettmann, Teilnehmer der Vorlesung.

Zu Beginn unterschreiben alle Teilnehmer:innen einen Vertrag, der vorsieht, dass jede und jeder, der sich eine Aufgabe stellt, auch alles dazu selbst anmelden darf, selbst wenn die Idee dazu von einem anderen Teilnehmenden stammt. Unter dieser Prämisse können die Studierenden frei brainstormen, diskutieren und erfinden – und lernen parallel dazu die verschiedenen Facetten eines Vertrags kennen. Sebastian Dickten, Teilnehmer der Vorlesung: "Die Vorlesung macht mir Spaß, da man gemeinsam kreative Ideen entwickelt und aktiv lernt, wie man diese schützt." Dazwischen werden immer wieder methodische Elemente auch vom Gründungszentrum vermittelt. Karim Al Montassir, Mitarbeiter des Gründungszentrums, erklärt beispielsweise den Studierenden, wie man am besten eine Erfindung mit Hilfe der Design-Thinking-Methode weiterentwickeln kann.

Heute lernen, was im Berufsleben wichtig wird

Inzwischen haben alle 16 Teilnehmer:innen ihre eigene Erfindung beim Deutschen Patent- und Markenamt in München angemeldet. Jeder hat zu seiner Lösung in unterschiedlichen Datenbanken recherchiert, Beschreibung und Ansprüche formuliert und Zeichnungen gezeichnet. Und immer wieder werden die Ergebnisse in der Gruppe diskutiert, um im Team dem Einzelnen zu helfen und aus dessen Fehlern gemeinsam zu lernen.

Ein Skript zur Vorlesung beschreibt die Grundzüge und bietet Links zum tiefergehenden Studium. Jeder bzw. jede Teilnehmer:in schreibt parallel dazu sein eigenes Skript, in dem er darlegt, wie er das Gelernte auf seine eigene Erfindung angewendet hat. Dort ist nachzulesen, wie die eigene Erfindung beim Patentamt hinterlegt wurde, welche Treffer bei der Recherche ermittelt wurden, wie die Erfindung gegen den gefundenen Stand der Technik abgegrenzt wurde und wie sich das auf die formulierten Patentansprüche auswirkt. Doch das Ziel ist noch lange nicht erreicht. "Wir haben noch viel vor: Patentanmeldeverfahren, Marken, Designs, Rechtsschutz im Ausland, Vermarktung", erklärt Dr. Castell. Sabine Rieth, Mitarbeiterin des Gründungszentrums, vermittelt am Ende des Seminars den Teilnehmer:innen, wie sie ihre Erfindung am besten präsentieren können. Dabei soll jede Entwicklung auch einen aussagekräftigen, als Marke schützbaren Namen haben. Dafür werden die Markenideen in Bezug auf Kollisionen mit anderen Marktteilnehmern recherchiert. Alle sind gespannt darauf, welche Marke sich die Student:innen für ihre Erfindung ausgedacht haben. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Teilnehmer:innen hoch motiviert sind und "dran bleiben".

Die Zukunft der Ideen liegt in der Hand der Studierenden

Wenn das Wintersemester sich dem Ende neigt und die Studierenden ihre Ideen bei einem Pitch vorgestellt haben, gibt es mehrere Möglichkeiten, wie es mit ihrer Idee weitergehen kann. Studierende haben die Option, die Vermarktung und weitere Entwicklung ihrer Erfindung selbstständig weiterzuverfolgen. Sie können sich jedoch ebenfalls an das Gründungszentrum wenden und dort Coaching und zahlreiche Angebote in Anspruch nehmen. Castell: "Jeder Studierende kann nach der Vorlesung mit seiner Erfindung machen, was er will. Aber wir würden uns natürlich alle freuen, wenn zumindest einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Innovationsideen mit Unterstützung des Gründungszentrums weiterentwickeln würden." Wenn sich die Studierenden entscheiden, ihre Ideen beim Gründungszentrum vorzustellen, können beispielsweise auch Fördergelder zur Gründungsvorbereitung und Prototypenentwicklung beantragt werden. Als Teil der Förderung werden auch Gelder zur Finanzierung der eigenen Arbeitszeit gezahlt. Die Studierenden werden im Rahmen des Förderprogramms dazu formell zu einem Beschäftigten der Hochschule – dies hat auch Folgen für ihre Ideen.

Arbeitnehmer:innen müssen seit der Änderung des „Gesetzes über Arbeitnehmererfindungen“ ihre Erfindung ihrer Arbeitgeberin oder ihrem Arbeitgeber melden, das bedeutet, dass auch Mitarbeiter:innen der FH Aachen ihre Erfindung der Hochschule melden müssen. Für die angehenden Gründer:innen bietet das Gründungszentrum zusammen mit dem IVT hier kompetente Beratung, wie alle Regeln erfüllt werden können. Für Hochschulbeschäftigte allgemein ist der IVT der erste Ansprechpartner für die Beratung zu Erfindungsmeldungen, gewerblich verwertbaren Forschungsergebnissen und für alle weiteren Fragen rund um IP. "Die Hochschule übernimmt alle Pflichten und Kosten, um die Erfindungen bestmöglich zu schützen", erklärt Dr. Kira Rentmeister vom IVT. In enger Zusammenarbeit von Hochschule und den Erfinder:innen werden Schutzrechte von Mitarbeiter:innen der FH Aachen angemeldet sowie die bestmögliche Verwertung der Erfindung angestrebt. Für alle interessierten Hochschulangehörigen bietet die FH Aachen kostenlose Weiterbildungsseminare rund um das Thema IP an, die von der PROvendis GmbH, der zentralen Patentverwertungsagentur der 28 Hochschulen im Verbund NRW Hochschul-IP, ausgerichtet werden.

Weitere Informationen zu Erfindungsmeldungen und Patente finden Sie hier.