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„Ein Vorgeschmack auf die echte Arbeitswelt“

Coaches und Teilnehmer:innen berichten über ihre Erfahrungen bei der Pro8-Projektwoche

Einmal ins reale Berufsleben reinschnuppern? Bei der pro8-Woche am Fachbereich Maschinenbau und Mechatronik ist das möglich! In der Projektwoche bekommen Bachelor- und Masterstudierende der Studiengänge Maschinenbau, Mechatronik, Schienenfahrzeugtechnik sowie Wirtschaftsingenieurwesen sowie Schüler:innen die Gelegenheit, in interdisziplinären Teams eine Aufgabenstellung aus der Industrie zu lösen, bei dem Expert:innen selbst keine ideale Lösung haben. Das Thema dieses Jahr: Die 200 Teilnehmenden sollen - unter winterlichen Bedingungen - Lösungen für den Betrieb eines Monorails finden, also eines Zuges, der nur auf einer Schiene fährt. Besonders wichtig ist dabei, dass der Zug so effizient und zuverlässig wie unter normalen Bedingungen fahren soll. Im Laufe einer Woche entwickeln die Teilnehmenden einen Lösungsansatz und präsentieren diesen abschließend einer Fachjury und den anderen Teams. Die drei Teams mit dem besten Lösungsansatz werden ausgezeichnet – wohingegen die Schülerteams, die aus verschiedenen Schulen der Städteregionen kommen, ausschließlich gegeneinander antreten. Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der Projektwoche.

Allen 26 Teams, die jeweils aus acht Teilnehmer:innen bestehen, stehen Fach- und Teamcoaches zur Verfügung: Lea Mensing und Magdalena Mai begleiten die Gruppe 17 und 18. Lea, die den Maschinenbau-Master Produktentwicklung studiert, unterstützt die Teilnehmer:innen bei der Projektdurchführung als Fachcoach. Sie nimmt bereits zum dritten Mal am Projekt teil: einmal als Teilnehmerin im Bachelorstudium, und jetzt zum zweiten Mal als Fachcoach. "Es ist einfach ein wahnsinnig spannendes Projekt", erzählt sie, "weil man außerhalb des Maschinenbaus Bereiche kennenlernen kann, mit denen man im Studium kaum Berührungspunkte hat." Ihre Tandempartnerin Magdalena ist zum ersten Mal dabei. Sie studiert im ersten Semester Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule Aachen (KatHO) und hat die Rolle des Teamcoaches inne. Sie soll vor allem bei gruppendynamischen Entwicklungen unterstützen. Magdalena: "Wir wissen, durch welche Prozesse die Studierenden gehen. Wir helfen ihnen, als Team gut zusammenzuwachsen."

Die Scheu verlieren, sich in fremde Dinge einzuarbeiten
 

Im Gegensatz zu Klausuren ist bei pro8 vor allem eins gefragt: Teamwork. "Die Teilnehmer:innen sollen sich in einem Team zurecht finden und dabei keinen vergessen", erklärt Magdalena. Und das ist gar nicht so einfach, denn die studentischen Teams kennen ihre jeweiligen anderen Teammitglieder nicht und lernen diese erst am ersten Tag der Projektwoche kennen. Die Zusammensetzung der Teams erfolgt auf der Basis eines Persönlichkeitstests nach Belbin durch die Organisator:innen. Als Coach heißt es da, flexibel zu bleiben. "Man muss sich auf die Dynamik der Gruppe einlassen", so Magdalena. Neben der Teamarbeit ist die größte Herausforderung, dass die zu lösende Aufgabe ein reales Problem von einem Kunden darstellt. Lea: "Die Teilnehmer müssen die Scheu verlieren, sich in fremde Dinge reinzudenken. Am Anfang fragen sich viele: ‚Oh Gott, wie soll das funktionieren‘? Am Ende kommen die Teams dann mit einer tollen Lösung um die Ecke."

Und wie erleben die Teilnehmer:innen die Projektwoche? "Es ist ein Vorgeschmack, was einen später im Arbeitsumfeld erwartet. Mir macht das Projekt viel Spaß, weil man seinen Kopf benutzt, um etwas kreativ zu gestalten", erzählt Mechatronik-Student Stefan Pesch. Alle Teilnehmer:innen unter einen Hut zu bekommen, war dabei nicht immer einfach. Wertschätzung und Respekt stehen ganz oben bei der Teamarbeit. Dazu Deniz Sabaz, Maschinenbaustudent: "Am Anfang musste sich erst jeder an die Gruppe und an die Arbeit herantasten. Jetzt sind wir aber ein eingespieltes Team, bei dem jeder weiß, wo seine Stärken und Schwächen liegen." Teamcoach Magdalena bestätigt den Eindruck von Deniz: "Die Teilnehmer:innen erleben, welche Synergieeffekte es haben kann, wenn man zusammen arbeitet."

Ingenieursleistung ist immer Teamarbeit

Und das ist auch das Ziel von pro8: Alle Studierenden, die aus verschiedenen Studiengängen kommen und in ihrer bisherigen Laufbahn unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, sollen ihr Wissen bündeln und gemeinsam auf eine Lösung kommen. "Im Studium ist man für sich selbst verantwortlich. Man ist ein Einzelkämpfer. Man geht in die Klausur, besteht sie, vereinzelt hat man Lerngruppen. Aber im Projekt wird eine Möglichkeit geschaffen, die eigenen sozialen Kompetenzen auszubauen. Was braucht der Andere? Wie arbeitet der Andere?", erklärt Fachcoach Lea.

Und das trägt noch während der Woche Früchte: "Ich kann mich nun besser in die Sichtweisen anderer hineinversetzen und Lösungsvorschläge für ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten", bestätigt Christian Peters, der Schienenfahrzeugtechnik studiert. "Man weiß nicht alles, und das muss man auch gar nicht, weil man als Gruppe auf die Lösung kommt." Stefan ergänzt: "Das Projekt zeigt, dass es nicht reicht, der beste Ingenieur zu sein. Ingenieurleistung ist immer mit Teamarbeit verbunden, da die Probleme oft sehr komplex sind."

Fachcoach Lea erinnert sich noch heute gerne an ihre eigene Projektwoche: "Mir hat damals pro8 geholfen, meine Motivation beim Studium hochzuhalten. Man kommt aus dem Frontalunterricht heraus und darf mal selbst ran. Dass da am Ende eine Bewertung wartet, gibt dem Ganzen einen gewissen Ernst. Das Projekt zeigt: Dafür studiere ich das!"