Details

Gratwanderung durch Raum und Zeit

Architekturstudierende präsentieren Entwürfe für ein Burtscheider Herzstück

 

Architektur ist mehr als Stein, Beton und Glas. Die Frage, welche Bedeutung Bauten für Menschen haben, welche Emotionen sie auslösen und wie sie zur Schaffung einer lebenswerten Umwelt beitragen können, ist essentiell für alle Architektinnen und Architekten. Masterstudierende des Fachbereichs Architektur der FH Aachen haben sich jetzt mit einem Projekt auseinandergesetzt, das weit mehr ist als "nur" ein großes Bauvorhaben. Jetzt wurden die Entwürfe für die Umnutzung eines Klosters in Aachen-Burtscheid der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Stadt Aachen hat im Rahmen eines Werkstattverfahrens Vorschläge für die Neuordnung des Reha-Standortes Burtscheid erarbeitet. Da die derzeitigen Rehagebäude im Zentrum des Stadtteils aus der Zeit gefallen sind, gibt es das Ansinnen, Gesundheitsangebote an einem Standort zu bündeln und im Bereich des jetzigen Klostergartens des Klosters der Schwestern vom armen Kinde Jesus an der Michaelsbergstraße einen Neubau zu errichten. Die Ideen haben eine intensive öffentliche Diskussion ausgelöst. Die Studierenden des Fachbereichs Architektur haben in ihren Arbeiten Alternativen entwickelt, die das denkmalgeschützte Kloster in den Fokus der Untersuchung nehmen und ausgehend von einer denkmalgerechten Umnutzung eine angemessene und an das Kloster angepasste Bebauung im Klostergarten ergänzen.

Es ist eine Gratwanderung durch Raum und Zeit. Seit Jahrhunderten ist Burtscheid – den heißen Quellen sei Dank – ein renommierter Kurstandort. Das neue Projekt bringt positive Auswirkungen für Beschäftigte und Behandelte: ein Projekt, das den Kurstandort auf Jahre hinaus sichern könnte. Das Problem ist nur, dass der Platz im Herzen Burtscheids knapp ist, und so fiel ein Bau ins Auge der Planenden, der mitsamt dem umgebenden Grundstück prädestiniert schien für ein solches Großprojekt: die historische Klosteranlage der Schwestern vom armen Kinde Jesus in der Michaelsbergstraße, vis-à-vis des Kurparks gelegen, bestens angebunden und mit reichlich Flächen ausgestattet. Geplant ist, dass die Ordensschwestern ihren jetzigen Standort aufgeben und im kleineren Nachbargebäude unterkommen. Auch sie sind fest in Aachen verwurzelt, der Orden ist eine Gründung der Aachener Fabrikantentochter Clara Fey aus dem 19. Jahrhundert.

Die Pläne riefen den Widerstand vieler auf den Plan: Für das Neubauprojekt müsste ein großer Teil des Klostergartens weichen, außerdem werden erhöhte Verkehrsbelastungen befürchtet. Für die Studierenden des Fachbereich Architektur, die von Prof. Anke Fissabre und Prof. Heike Matcha betreut werden, stellte sich eine schwierige Aufgabe. Die Professorinnen erklären: "Wir haben uns intensiv mit der Bausubstanz und der Historie des Standorts auseinandergesetzt, auch vor dem Hintergrund der Denkmalschutzvorgaben." Die Fenster der Klosterkirche etwa sind ein Meisterwerk von Anton Wendling. Natürlich spielten auch Nutzungsszenarien und die Interessen der Beteiligten eine wichtige Rolle. Die Studierenden entwickelten Konzepte für eine Dreifachnutzung: Neben den Rehaangeboten für Ältere sollte auch eine Heil- und Therapieeinrichtung für Kinder und Jugendliche sowie Räume für die Abteilung Gesundheitsforschung und –management der Katholischen Hochschule NRW eingeplant werden. Dabei waren sowohl das Bestandsgebäude zu beplanen als auch angemessene Erweiterungen für den Kur-Campus im Garten zu untersuchen.

Prof. Fissabre erklärt: "Unser Ziel war es, Alternativen aufzuzeigen und eine Lösung zu entwickeln, von der ganz Burtscheid profitiert." Diese Lösung basiere auf der Untersuchung des Bestandes des Klosters und des Klostergartens und hebe die Bedeutung des Klosters für den gesamten Stadtteil, etwa in sozialer oder städtebaulicher Hinsicht, hervor.