Details

Breiter Schulterschluss für eine Wärmewende in der Stadt Aachen

Konzeptionelle Eckpfeiler vorgelegt

Die Stadt hat im engen Zusammenspiel mit verschiedenen Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft Eckpfeiler für eine Wärmewende in Aachen vorgelegt (v.l.): Maria Vankann (Stadt Aachen), Wilfried Ullrich (STAWAG), Prof. Thomas Ritz (FH Aachen), Prof. Dirk Müller (RWTH Aachen), Prof. Rolf Bracke (Fraunhofer-Institut), Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, Raphael Jonas (IHK Aachen) und Klimadezernent Heiko Thomas (Stadt Aachen). Foto: Stadt Aachen/Dina Bharucha

Unter Hochdruck hat ein Bündnis aus FH Aachen, Fraunhofer -Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie, Industrie- und Handelskammer (IHK), RWTH Aachen, Stadt und STAWAG/Regionetz in den letzten Wochen daran gearbeitet, die Herausforderungen für eine Wärmewende in der Stadt Aachen zu analysieren und zu beschreiben. Die Wärmewende ist als Teil der Energiewende erforderlich, um den Weg in Richtung des städtischen Zieles der Klimaneutralität ab 2030 zu beschreiten. Denn die Stadt hat ihr Klimaschutzziel am Beschluss von Paris zur Verhinderung einer globalen Aufheizung ausgerichtet und will den ihr möglichen Teil zum Erhalt des menschlichen Lebens auf der Erde beitragen.

In der Stadt Aachen wird der größte Teil der Emissionen, die den Klimawandel verursachen, dadurch ausgelöst, dass Gebäude beheizt werden. Weitere Ursachen liegen im Verkehr und beim Stromverbrauch. Die Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen sagt: "Die größten Anstrengungen zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen liegen für die Stadt Aachen im Bereich der Wärmeversorgung."

Die Stadtverwaltung trägt weniger als zwei Prozent zu den klimarelevanten Emissionen bei. Der Hauptteil kommt aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen der gesamten Stadt: den Haushalten, den Eigenheimen, den Unternehmen und den am Verkehrsgeschehen Beteiligten. Die nötige Energiewende – und als Teil davon die Wärmewende – sind also nur zu schaffen, wenn alle gesellschaftlichen Bereiche mitmachen. Darum begrüßt die Oberbürgermeisterin das Bekenntnis der oben genannten Institutionen, ihren Beitrag zum Gelingen der Wärmewende beisteuern zu wollen. Einerseits sind sie selbst alle Wärmeverbraucher, andererseits liegt in den Forschungs- und Hochschulbereichen vor allem die fachliche Kompetenz für sämtliche Fragestellungen, die auf dem Aachener Weg zur Klimaneutralität zu lösen sind.

"Als Energieversorger nimmt die STAWAG eine zentrale Rolle für uns ein. Sie hat sich schon lange als Vorreiter der Energiewende positioniert und verfolgt mit ihrem Klimapaket ein Gesamtkonzept zur Umstellung auf eine klimafreundliche Strom- und Wärmeversorgung", sagt Oberbürgermeisterin Keupen. Ein zweites wichtiges Element der Klimaziele ist laut STAWAG-Vorstand Wilfried Ullrich die Wärmeversorgung, wozu die STAWAG die Fernwärme aus- und umbauen werde. "Sie soll bis 2030 klimafreundlich auf Basis von erneuerbaren Energien wie Tiefengeothermie und weiteren Auskopplungen erzeugt werden", betont Ullrich.

Netzwerk will Aufbruchstimmung erzeugen

Die Partner:innen sind teils direkt handelnde zentrale Akteure wie die STAWAG. Andere wiederum haben eine wichtige Funktion als Netzwerk zentraler Zielgruppen wie beispielsweise die Industrie- und Handelskammer (IHK). Geschäftsführer Raphael Jonas erläutert: "Die IHK Aachen unterstützt ihre Mitglieder bei der Nutzung der Chancen der Energiewende mit speziellen Transferprojekten sowie mit einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Energieeffizienzberatung."

Für die beteiligten RWTH-Institute und -Lehrstühle erklärt Prof. Dirk Müller: "Die RWTH kann mit ihren wissenschaftlichen Expertisen wichtige Beiträge leisten. Wir erklären unsere Bereitschaft, die Stadt Aachen bei der Entwicklung und Umsetzung der Wärmewende zu unterstützen."

Beim Thema Wärmewende wollen auch Institute der FH Aachen, die sich selbst im Hochschulalltag und in der Lehre in einer Vorbildfunktion sieht, die Stadt Aachen mit ihrer praxisnahen Forschungs- und Entwicklungsexpertise unterstützen. Prof. Thomas Ritz sagt: "Dem Themenfeld der Wärmewende kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Bereits heute versorgen wir als FH bereits einen Großteil unserer Gebäude mit Fernwärme und wir sind bestrebt, dies weiter auszubauen. Die FH Aachen will die Stadt Aachen mit ihrer praxisnahen Forschungs- und Entwicklungsexpertise unterstützen."

Die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) gestaltet die klimaneutralen Energiesysteme der Zukunft und bringt ihre Kompetenz rund um Energieinfrastrukturen und Geothermie ein. Prof. Rolf Bracke erläutert: "Klimaneutrale Energiesysteme der Zukunft sind die Zielsetzung der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie. Das Institut versteht sich als Denkfabrik für die Energiewende und wird der Stadt bei der großen Aufgabe zur Seite stehen."

Die Institutionen möchten mit der Wärmewende in der Stadt Aachen eine bundesweite Vorreiterrolle für den klimaneutralen Umbau einnehmen und hierfür eine Aufbruchstimmung in der ganzen Stadt erzeugen. Vor allem aber werden weitere Verbündete gesucht, um die Wärmewende zu einem von der ganzen Stadtgesellschaft getragenen, integrierten Prozess zu entwickeln.

Große Herausforderungen – Eckpfeiler vorgestellt

Das Ziel der Klimaneutralität 2030 ist höchst ambitioniert und erfordert Veränderungen in vielen Bereichen. "Dabei ist eine klimaneutrale und unabhängige Wärmeversorgung technisch noch deutlich herausfordernder als die Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien", erläutert Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen.

Bislang basiert die Wärmebereitstellung im Wesentlichen auf der Verbrennung von Öl und Gas sowie aus der Abwärmenutzung des Braunkohlekraftwerks in Weisweiler. Auf fachlicher wie politischer Ebene ist die Notwendigkeit unbestritten, die fossilen Energieträger schnellstens und vollständig durch klimaneutrale zu ersetzen, also Sonne, Wind und die im Erdreich gespeicherte Wärme zu nutzen.

Welche Arbeitsfelder dies konkret für die Stadt sein könnten und welche Aufgaben sich daraus für die nächsten Jahre ergeben, haben die Partner:innen am 11. Mai in einem Eckpfeiler-Papier für eine klimaneutrale Energieversorgung präsentiert. Ein Wärme- und Energieplan soll erstellt werden, um die Weichen für eine klimaneutrale Versorgung zu stellen und die Versorgungssicherheit der Stadt zu gewährleisten.

Bei den lokal zu lösenden Themen geht es um die Energieerzeugung und -verteilung sowie die Gebäude, die Wärme benötigen. Wärmeerzeugung und -gewinnung muss so umgestaltet werden, dass in Zukunft erneuerbare Energien und Abwärme klimafreundlich genutzt werden. Neben Solar- und Windkraftanlagen sind im nun vorgestellten Wärmeplan vor allem die Nutzung von oberflächennaher und Tiefen-Geothermie als Optionen beschrieben.

Klimaneutrale Wärmelösungen

Für Wohnhäuser könnte es eine interessante Lösung sein, Erdwärme mithilfe von Wärmepumpen zu nutzen und den dafür benötigten Strombedarf aus grünem Strom (Photovoltaik, Wind) abzudecken. Weitere Wärmequellen für eine klimaneutrale Beheizung können zum Beispiel aus der Kanalisation, aus Industrieprozessen, aus Thermalquellen oder aus alten Bergbaugruben noch stärker in den Blick genommen werden. Die Bündnispartner:innen schlagen eine bedarfsgerechte Detailplanung für die Stadt in Form eines Wärme- und Energieplans vor.

Energieeffizienz und Gebäudedämmung im Blick

Zudem muss die Transformation der Wärmeversorgung unbedingt mit einer Senkung des Wärmebedarfs in den Gebäuden einhergehen. Der Einsatz energieeffizienterer Technik ist hierfür genauso wichtig wie die Sanierung der Gebäudehülle. Ohne Energieeinsparungen auf der wärmeabnehmenden Seite (Privathaushalte, Gewerbe, Institutionen) kann die Wärmewende nicht gelingen. Die Stadt und ihre Partner:innen haben daher Maßnahmen-Paket geschnürt, um einerseits durch intensivere und zielgerichtetere Information die Nutzung des Förderangebotes und andererseits die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu verbessern.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Stadt Aachen.