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Der Allrounder

FH-Student Jan Ruhrmann ist Deutscher Hochschulmeister im Diskuswurf

FH-Student Jan Ruhrmann gibt auf dem Platz immer sein Bestes. Foto: Ruhrmann.

20 Stunden Training die Woche: Während andere Studierende mit Freund:innen ausgehen oder im Café entspannen, steht Jan Ruhrmann auf dem Sportplatz oder im Fitnessstudio. Der 24-Jährige, der Maschinenbau (Nachhaltige Energiesysteme) am Fachbereich Energietechnik in Jülich studiert, ist erfahrener Zehnkämpfer bei der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen. Laufen, springen, werfen – all diese verschiedenen Disziplinen gehören zu seinem Sport dazu. Seine Mühen zahlen sich aus: Dieses Jahr gewann er bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in Duisburg den Titel im Diskuswurf. Seine Siegeswerte waren 49,14 Meter – der zweitweiteste Wurf seiner Karriere. Und damit nicht genug: Der Student holte außerdem jeweils Bronze im Kugelstoßen sowie im Weitsprung.

Spaß am Wettkampf

Bereits in der Grundschule wurde das Talent des gebürtigen Oberhauseners im Sportbereich entdeckt: "Ich bin mit ein paar Freunden zum Sport gegangen. Ich hatte von Anfang an Spaß am Wettkampf, sich miteinander zu messen, das fand ich super." Schulkämpfe, Bambinikämpfe: Ruhrmann wächst bereits im Schüleralter in die Wettkämpfe hinein. Zuerst im Schwimmen, später dann in der Leichtathletik. Sein Vorteil: "Ich war früher schon sehr groß, mit 14 Jahren war ich bereits knapp 1,90 Meter groß und wog 80 Kilogramm."  In der Leichtathletik, besonders im Mehrkampf, blüht Ruhrmann auf: "Ich hatte Talent in allen Disziplinen – das passte mir gut. Ich mag mich nicht auf eine Sache konzentrieren, sondern möchte lieber ein Allrounder bleiben." Und die Erfolge geben ihm Recht: Mit 14 nimmt er bereits an der Deutschen Meisterschaft teil, mit 18 feiert er 2015 sein Debüt bei einer internationalen Meisterschaft. 2015 wird er Deutscher U20-Meister im Zehnkampf, gewinnt er den Qualifikationswettkampf in Marburg und wird anschließend sechster bei den U20-Weltmeisterschaften in Bydgoszcz, Polen.

Was ihn so sehr am Mehrkampf fasziniert, dass er fast jede Woche ein quälendes Sportprogramm bewältigt? "Ich liebe einfach die Variation. Jedes Mal mache ich etwas anderes Sportliches. Jeden Tag Sport zu machen und immer ein kleines bisschen besser zu werden, das motiviert mich. Ich will nicht immer unbedingt die Konkurrenz schlagen, sondern meine eigene, neue Bestleistung erreichen." Gerade der Einzelsport begeistert ihn, denn hier sei man selbst für seine Leistung verantwortlich: "Wenn mir ein Fehler passiert, kann ich den auf niemanden abwälzen", erklärt der Athlet. Trotzdem: Gute Trainingskolleg:innen seien unverzichtbar. "Sie ziehen einen immer bei einem Tief wieder hoch."

Ein Optimist in schwierigen Situationen

Der 24-Jährige ist Optimist. Und das merkt man auch an seiner Einstellung zu den vergangenen Gegebenheiten durch die Pandemie. Denn: Weil er nicht zu einem Kader gehörte, durfte er die Sportanlagen nicht nutzen. Es blieb das Sprinten auf dem Asphalt. "Die Umstände waren sehr frustrierend für mich, weil die Bedingungen nicht für alle gleich waren. Man ist dann gegen Leute im Kader angetreten, die keine Einschränkung in ihren Trainingsmöglichkeiten hatten", erklärt der 24-Jährige und holt aus: "Aber ich war sehr motiviert und habe mir gesagt, ich habe zwar nicht die optimalen Bedingungen, aber ich mache das Beste draus."

Der Zehnkampf, der auch als Königsdisziplin bezeichnet wird, ist belastend für den Körper – doch es gibt einen Vorteil, erklärt Jan Ruhrmann. "Beim Training kann man immer etwas ausweichen. Wenn man Probleme mit dem Bein hat, wirft man halt mehr. So können die anderen Teile des Körpers ein bisschen geschont werden. Trotzdem darf nichts ausgelassen werden, denn Mehrkampf ist ein Ganzkörperding. Man ist immer auf Messers Schneide. Was reicht aus, um überall stabil abzuliefern?"

Familiäres Verhältnis zur Konkurrenz

Weil die Wettkämpfe so anstrengend sind, können Athleten nur an bis zu drei Wettkämpfen im Jahr teilnehmen. "Der Körper ist dann einfach platt", betont der Leichtathlet. "Die anderen Mehrkämpfer wissen auch, wie schwierig es ist, die Wettkämpfe durchzuhalten, deswegen feuern sich alle untereinander an. Es ist wie eine Familie." Natürlich gebe es aber auch ein gesundes Konkurrenz-denken. Dieses Jahr tritt Ruhrmann Ende August bei seinem zweiten Zehnkampf an. Auch wenn es gut für ihn läuft, seine berufliche Zukunft sieht er nicht in Sportschuhen: "Ich wollte mal was anderes machen und nicht 24h an Sport denken. Da mich Ingenieursthemen immer interessiert haben, habe ich mich für ein Maschinenbau-Studium entschieden. Sport kann ich nur eine bestimmte Zeit machen. Nachdem ich einen Master gemacht habe, will ich als Ingenieur arbeiten. Und wer weiß? Ich schließe nicht aus, dass ich irgendwann als ehrenamtlicher Trainer am Rande des Sportplatzes stehe."