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"Das Unkraut wird gegrillt"

Nominiert für den Forschungspreis: SEWIA: Selective Electro-physical Weeding in Agriculture; Prof. Dr. Stephan Kallweit, Bastian Berg, Enno Dülberg, Artur Schander, MASKOR Institut; gemeinsam mit Matthias Eberius, Crop.Zone GmbH

Mit anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung die Antworten auf aktuelle Fragen geben: Die Wissenschaftler:innen der FH Aachen forschen an Projekten, die am Puls der Zeit liegen. Auch in diesem Jahr würdigt die Hochschule mit dem Forschungspreis die Fachkompetenz und das Engagement von Professor:innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen. Der Preis stellt eine Würdigung der geleisteten Arbeit dar, soll aber auch Anreize schaffen, weiterhin praxisorientiert zu Forschung, Innovation und Transfer beizutragen. Der Forschungspreis 2023 wird verliehen am Freitag, 30. Juni 2023, um 14 Uhr im Gründungszentrum der FH Aachen, Eupener Straße 70, Gebäude C, 52066 Aachen.

Die nominierten Projekte

Nominiert sind in diesem Jahr drei Projekte:

  • LaVa-Schweißen als Enabler für die Energiewende; Prof. Dr. Markus Schleser, Lehrgebiet Fügetechnik und Trenntechnik, Lasertechnologie
  • SEWIA: Selective Electro-physical Weeding in Agriculture; Prof. Dr. Stephan Kallweit, Bastian Berg, Enno Dülberg, Artur Schander, MASKOR Institut; gemeinsam mit Matthias Eberius, Crop.Zone GmbH
  • eBioH2 - Elektrisch verstärkte mikrobielle Wasserstoffproduktion; Prof. Dr. Nils Tippkötter, Fachbereich Chemie und Biotechnologie

Im Vorfeld stellen wir Ihnen die drei Projekte vor, in diesem Beitrag geht es um das Projekt SEWIA.

Maschinelles Lernen

Es hört sich an wie der Traum aller Gärtner:innen: ein Roboter, der über ein Feld fährt und Unkraut beseitigt, ohne die daneben stehenden (Nutz-)Pflanzen zu beschädigen – und das ohne den Einsatz von Gift oder Eingriffe in den Boden. Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Stephan Kallweit entwickelt im Rahmen des SEWIA-Projekts ein Verfahren, das eine automatisierte Unkrautbeseitigung möglich machen soll. Der Kern des Vorhabens ist die Erkennung der Pflanzen. "Wir nutzen die Methode des Maschinellen Lernens, um Nutzpflanzen von Unkraut zu unterscheiden und zu lokalisieren", sagt der Wissenschaftler. Beseitigt wird die ungewollte Vegetation beim Einsatz im Feld schließlich mit Strom – "das Unkraut wird gegrillt", wie der Wissenschaftler es ausdrückt. Ein mobiler Arm des Roboters fährt an die gewünschte Stelle, durch den Stromstoß wird die Pflanze bis zur Wurzel zerstört – die benachbarten Nutzpflanzen nehmen aber keinen Schaden.

Zum Einsatz kommen virtuelle Beete

In einem ersten Schritt hat das Team die Rechner auf die Erkennung von Eisbergsalat trainiert. Zum Einsatz kamen neben normalen Kameras auch Infrarotkameras, auf der Basis dieser Bilddaten laufen die Algorithmen des Maschinellen Lernens (ML) ab. Deren Einsatz ist mit einem immensen Aufwand hinsichtlich der Erfassung von realen Daten unter Umweltbedingungen verbunden. Das Sammeln und Annotieren mehrerer tausend Bilder unter verschiedenen Umgebungsbedingungen ist ein mühsamer und kostenaufwendiger Prozess. Deswegen kommen bei SEWIA quasi virtuelle Beete zum Einsatz – der Computer lernt, wie Pflanzen in unterschiedlichen Stadien der Entwicklung und bei verschiedenen Umgebungsbedingungen (Licht, Wetter, Bodenbeschaffenheit) aussehen. So wird der Aufwand für eine Datenerfassung auf dem Feld reduziert.

90 Prozent werden identifiziert

Die Identifikationsquote des Systems liegt bereits jetzt bei über 90 Prozent. Und die Einsatzmöglichkeiten sind nicht auf die Unkrautbeseitigung beschränkt. Mit der Technologie lässt sich der gesundheitliche Zustand der Pflanzen einschätzen, entsprechend können gezielt Dünger oder Wasser aufgebracht werden.

Der Agrarroboter kann als mobiles autonomes System ausgelegt werden, er könnte aber auch wie ein Pflug oder eine Egge am Traktor montiert werden. Schon bald könnte der erste Feldversuch mit dem Unkrautroboter starten. "Viele Landwirte wollen moderne Technologien bei ihrer Arbeit einsetzen", sagt Stephan Kallweit, "das sind oftmals eher Agraringenieure."

Der Forschungspreis in Höhe von 10.000 Euro wird von der Bürgerstiftung der Sparkasse Aachen gestiftet und bei herausragender Erfüllung der Nachhaltigkeitskriterien zusätzlich aus dem Nachhaltigkeitsfonds der FH Aachen unterstützt.

Weitere Informationen sind auf der Webseite zum Forschungspreis erhältlich.