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Nachwuchsforscher:innen nutzen Gelegenheit zum Austausch

Young Professionals Meeting im Rahmen des 23. International Nuclear Graphite Specialists Meeting 2023 in Aachen

Nachwuchsforscher:innen aus unterschiedlichen Nationen haben jetzt in Aachen die Gelegenheit genutzt, sich zum Thema aktueller Sicherheitstechnologien im Bereich der Entsorgung nuklearer Stoffe auszutauschen. Das "Young Professionals Meeting" fand im Rahmen des 23. International Nuclear Graphite Specialists Meeting 2023 statt, das seitens des FH-Lehrgebiets Nuclear Applications federführend organisiert wurde.

80 Expert:innen nehmen teil

"Der Umgang mit bestrahltem und kontaminiertem Graphit ist weltweit die größte Herausforderung im Nuklearbereich", so Prof. Dr. Hans-Jürgen Steinmetz vom Fachbereich Chemie und Biotechnologie der FH. Zur Konferenz kamen über 80 Expert:innen nach Aachen, um über aktuelle Entwicklungen zu diskutieren, rund ein Dutzend von ihnen nahmen an der Runde der Young Professionals teil. Vorsitzender der Konferenzleitung war Prof. Dr. Anthony Wickham (Universität Manchester), unter anderem der Chefberater der Europäischen Union für eines der größten öffentlichen Rückbauprojekte, das Kernkraftwerk Ignalina in Litauen. "‚Tony‘ ist auch als Lehrbeauftragter an der FH Aachen tätig und mit seinem Engagement bei den Studierenden außerordentlich beliebt", sagt Prof. Steinmetz.

"In unserem Arbeitsbereich ist eine enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Sicherheitsbehörden nötig", betont der Wissenschaftler, der hierzu auch Berater und Trainer für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien ist.  Weltweit gebe es unterschiedliche Richtlinien, Verfahren und Standards; umso wichtiger sei ein regelmäßiger internationaler Austausch. Die FH wolle mit ihrem Studiengang Master in Nuclear Applications (MNA) dazu beitragen, Fachleute für den verantwortungsvollen Umgang mit Nukleartechnologien auszubilden und das Gesamtverständnis zu schulen. Die Entsorgung ist eines von vier Fachgebieten, die im Rahmen des Studiengangs angeboten werden. In diesem Fachgebiet spielen alle MINT-Fächer eine Rolle, an der FH Aachen mit besonderem Fokus auf die interdisziplinären Zusammenhänge und notwendigen Schnittstellenkompetenzen.

3000 Tonnen in Deutschland

Die Behandlung von radioaktivem Graphit stellt weltweit ein großes Problem dar – auf rund 300.000 Tonnen schätzt Prof. Steinmetz die Menge bestrahlten Nukleargraphits. Rund 3000 Tonnen davon befinden sich in Deutschland. Der Stoff kommt in Forschungs- und Leistungsreaktoren als sogenannter Moderator zum Einsatz – er wird benutzt, um die atomaren Kettenreaktionen zu ermöglichen sowie effektiv zu machen. Beim Rückbau dieser Art von Reaktoren fällt eine große Menge von Graphit an; die Frage, wie das Material aufbereitet werden kann, ist bislang ungeklärt. Insbesondere verhält sich Graphit aus unterschiedlichen Reaktoren aufgrund unterschiedlicher Herstellung und Betriebsbedingungen nicht immer einheitlich. Auch der als Kugelhaufenreaktor ausgelegte Versuchsreaktor AVR in Jülich sowie die dortigen Forschungsreaktoren MERLIN und DIDO nutzten Graphit.

2024 in Berkeley

Prof. Steinmetz, Nancy Bellingan sowie die studentischen Hilfskräfte des Lehrgebietes hatten mehrere Monate lang an den Vorbereitungen der Konferenz und der separaten Young-Professional-Veranstaltung gearbeitet. "Von den Teilnehmenden haben wir eine überaus positive Rückmeldung erhalten", so Prof. Steinmetz. Dabei sei auch das in FH-Innovation 2022 prämierte Digitalkonzept zum Einsatz gekommen: Manager:innen und Direktor:innen großer internationaler Firmen waren online zugeschaltet und stellten sich direkt den Fragen der Studierenden. Jährlich besuchen Fachleute aus aller Welt das International Nuclear Graphite Specialists Meeting mit Tagungsorten rund um den Globus. Der nächste Gastgeber ist im September 2024 die University of California in Berkeley/USA.