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FH Mitarbeiterin auf hoher See

Sabine Rieth nahm an der Segelregatta Rolex Fastnet Race teil und berichtet von ihren Erfahrungen.

"In der ersten Nacht waren die Wellen fünf, sechs Meter hoch, wir waren mit unserem Segelschiff mitten im Sturm, hatten kaum Sicht und über Funk kam ein Notruf nach dem nächsten. Normalerweise wäre man bei dem Wetter nicht rausgefahren." Sabine Rieth sitzt wieder im Büro des Gründungszentrums, das Team-Shirt und die Windjacke vom 50. Rolex Fastnet Race trägt sie nicht ohne Stolz.

Aufgrund der extremen und unvorhersehbaren Wetterbedingungen gilt das Rolex Fastnet Race bei manchen als Mount Everest der Segelregatten. Von Cowes im Vereinigten Königreich zum namengebenden Wendepunkt Fastnet Rock, einer kleinen Insel vor der Küste Irlands, bis zur Französischen Küstenstadt Cherbourg erstreckt sich das Rennen durch den Ärmelkanal und die Keltische See über 695 Seemeilen (1287 km).

Sabine Rieth, wissenschaftliche Angestellte im Gründungszentrum der FH Aachen, ist leidenschaftliche Seglerin und 2023 zum ersten Mal beim Rolex Fastnet Race dabei: "Um mitmachen zu dürfen, muss man viele Voraussetzungen erfüllen: Es gibt Qualifikationsrennen, ein Sicherheitstraining und ganz bestimmte Anforderungen an das Schiff und die Mannschaft. Spätestens in der ersten Nacht zeigte sich warum."
166 der 449 Mannschaften schieden aus dem Rennen aus, die meisten in den ersten 24 Stunden. Sabine Rieth schaffte es mit ihrem vierköpfigen Team und dem Segelschiff vom Typ J/105 durch den Sturm: "Am nächsten Tag hatten wir wunderschönes Segelwetter und Delfine haben uns begleitet."

Tag und Nacht wechselte sich die Crew im Zwei- beziehungsweise Dreistunden-Zyklus ab, dem ersten Unwetter folgten zwei weitere, dazwischen Phasen völliger Flaute, das Essen bestand aus Astronautennahrung und Snacks, denn "bei dem Seegang konnte man nicht groß kochen". Nach fünfeinhalb Tagen auf See erreichte das Team wohlbehalten den Zielhafen. "Die Herausforderungen hatten Parallelen zum Gründen, es braucht viel Vorbereitung, gutes Teamwork ist essenziell, schwierige und unvorhergesehene Situationen müssen gemeistert werden und man muss bei all dem immer die Risiken im Auge behalten."

Wie viel Risiko geht man ein; das war die zentrale Frage der Tour. Auf der einen Seite stand der Wunsch, nach zwei Jahren Vorbereitung das Rennen auch abzuschließen, auf der anderen Seite die Frage nach der Selbstüberschätzung, gerade wenn andere Crews sich gegen ein Weiterfahren entschieden und sich auf den Weg zu einem sicheren Hafen machten. "Wir haben versucht das Wetter, das Schiff und nicht zuletzt die Fähigkeiten der Crew so objektiv wie möglich zu bewerten. Letztendlich war es sehr anstrengend und aufregend, aber wir haben gut zusammengearbeitet und alle Herausforderungen gemeistert."