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Hoch hinaus, tief hinein

Exkursion des Fachbereichs Bauingenieurwesen nach Süddeutschland und Österreich

Die Faszination großer Bauprojekte hautnah erleben: Unter dem Motto "Hoch hinaus, tief hinein – Exkursion am Bau muss sein" führten Prof. Dr. Ansgar Kirsch und sein Projektteam Anfang Oktober eine Gruppe von 30 Studierenden des Fachbereichs Bauingenieurwesen auf eine Studienreise nach Süddeutschland und Tirol. Die Gruppe besichtigte Infrastrukturprojekte mit einem Investitionsvolumen von mehreren Milliarden Euro, sie konnte die Baustellen hautnah erleben, andere Städte und Hochschulen kennenlernen und dabei immer wieder etwas über nachhaltiges Planen und Bauen erfahren.

Neue Infrastruktur für Straße und Schiene

Erste Station war das Infrastrukturprojekt A8 Enztalquerung. Die Baumaßnahmen in Pforzheim umfassen neben dem Ausbau der Autobahn auf einer Länge von rund 4,8 Kilometern mehrere Stützbauwerke und Brücken, wobei alle Arbeiten unter laufendem Verkehr stattfinden. Auf der Baustelle konnten die Studierenden Bauarbeiten für eine Steilwand mit rückverankerten Stahlbeton-Lisenen, Gründungsarbeiten für ein Lärmschutzbauwerk sowie Brückenbauarbeiten für die Querung der Enz besichtigen.

Im Baustellenbüro der ARGE Tunnel Cannstatt (ATC) am Stuttgarter Nordbahnhof wurden die angehenden Ingenieur:innen über die Tunnelbauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 informiert, die letztlich im bergmännischem Vortrieb unterirdische Wege von gut acht Kilometern Länge für den künftigen S- und Fernbahnverkehr herstellen. Die Themen Nachhaltigkeit und Naturschutz wurden bei diesem Projekt dadurch sehr präsent, dass zum Schutz des sogenannten Juchtenkäfers umfangreiche Untersuchungen und komplexe Umplanungen erforderlich wurden.

Nachhaltigkeit im Blickpunkt

Innsbruck, die Landeshauptstadt von Tirol, war für mehrere Tage Hauptquartier der Reisegruppe. Erster Programmpunkt vor Ort war ein Austausch mit Prof. Barbara Schneider-Muntau von der Fakultät für Technische Wissenschaften der Universität Innsbruck und Studierenden vom "Green Office" Technik. Dabei ging Prof. Schneider-Muntau zunächst darauf ein, wie die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen im Ergänzungsstudium "Nachhaltigkeit" an der Universität Innsbruck gelehrt werden. Susen Meyer erläuterte anschließend das Netzwerk "Green Office" und gab einen Einblick in die vielfältigen Projekte, die Studierende am Campus Technik zu Nachhaltigkeitsthemen umsetzen. 

Atemberaubende Ausblicke

Tagesfüllender Programmpunkt des dritten Exkursionstages war der Besuch der Dammbaustelle für den Speicher Kühtai sowie des bestehenden Speichers Finstertal der TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG in den Stubaier Alpen. Beim Projekt Kühtai wird auf über 2000 Metern Seehöhe ein etwa 140 Meter hoher Zonendamm geschüttet. Mit einem Volumen von rund 1 Mrd. Euro ist es derzeit das größte Dammbauprojekt in Mitteleuropa. Die Dammbaustelle ist eine logistische Meisterleistung, da alle Dammbaustoffe vor Ort gewonnen und aufbereitet werden müssen. Doch auch der Einblick in den Speicher Finstertal, der von der TIWAG Ende der 1970er mit einer Dammhöhe von knapp 150 Metern errichtet wurde, war äußerst interessant. Hier konnten wichtige Anlagenteile besichtigt werden, etwa die seinerzeit verbauten Mess- und Kontrolleinrichtungen, Sickerwasserfassungen und der stufenreiche Kontrollgang an der Dammbasis. Der Ausblick über den 60 Mio. Kubikmeter fassenden Jahresspeicher und die umliegende Bergwelt war atemberaubend.

54 Kilometer langer Tunnel

In Steinach am Brenner besuchte die Gruppe das Infozentrum für den Brenner Basistunnel. Dabei handelt es sich um ein 10,5 Mrd. Euro teures grenzüberschreitendes Infrastrukturprojekt, bei dem insgesamt 9 Tunnelbohrmaschinen im Einsatz waren und sind. Die Studierenden fuhren mit Kleinbussen über den Zugangsstollen Wolf zur Querkaverne im Bereich der Haupttunnelröhren bzw. des Erkundungsstollens des Brenner Basistunnels. Hier konnten sie die Dimensionen des Projekts ganz unmittelbar spüren, sie besichtigten die Anschlagskaverne für die anstehenden maschinellen Tunnelvortriebe und erfuhren etwas über das aktuelle und zukünftige Rettungs- und Sicherheitskonzept des 54 km langen Tunnels. Abgeschlossen wurde der Baustellenbesuch durch einen Abstecher zur Deponie Padastertal, auf der das Tunnelausbruchsmaterial abgelagert wird.

Tunnel in der Münchner Innenstadt

In München wartete schließlich der letzte offizielle Programmpunkt: ein Besuch der Spezialtiefbauarbeiten für die 2. Stammstrecke. Die neue Strecke ist 11 km lang. Das mit 7 Mrd. Euro veranschlagte Infrastrukturprojekt schaff eine zusätzliche Ost-West-Verbindung für die bereits sehr stark ausgelastete 1. Stammstrecke im Zentrum der bayrischen Landeshauptstadt. In der Baugrube konnte die Gruppe die Schlitzwand-Umfassung der Baugrube, die Deckelbauweise sowie die Bohrarbeiten für einen Injektionsschirm beobachten, über den die umliegenden Gebäude bzw. die bereits existierenden Tunnelbauwerke im weiteren Projektverlauf vor Schäden geschützt werden sollen. Auch die Baustellenlogistik, die eine Großbaustelle im Herzen von München erfordert, war sehr beeindruckend.

Unterstützt wurde die Exkursion von:

  • FH Aachen, Rektoratskommission für Studium und Lehre (K1)
  • FH Aachen, Fachbereich Bauingenieurwesen
  • Sozialwerk Bauhütte e.V.
  • AStA der FH Aachen
  • Ingenieurbüro Finette + Schönborn, Köln
  • Fa. Florack Bauunternehmung GmbH, Heinsberg
  • Fa. Strabag AG, Köln
  • Engelen gUG, Herzogenrath
  • Fa. A. Frauenrath Bauunternehmen GmbH, Heinsberg
  • Fa. Gebr. Reuber GmbH & Co. KG, Alsdorf
  • Fa. Johann Sonntag Gmbh + Co. KG, Aachen