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Daten für alle

Wissenschaftler:innen der FH Aachen entwickeln Poollösung für Verkehrs- und Umweltdaten

Die Grundlage jeder Planungs- und Entwicklungsarbeit ist eine belastbare Datenbasis. Gerade die Stadtentwicklung mit ihren Teilbereichen Umwelt und Verkehr ist hochgradig komplex, zwischen den Bereichen gibt es umfangreiche Wechselwirkungen. Forscher:innen der FH Aachen entwickeln jetzt gemeinsam mit Projektpartnern in der Region einen Datenpool, der unterschiedliche Verkehrs- und Umweltdaten im Bereich der Stadt Aachen für die öffentliche Nutzung bereitstellt.

Förderung durch den Bund

Das Projekt steht unter dem Titel "Aachener Datenpool für technische Entwicklung und Planung von zeitlich und örtlich hochaufgelösten Daten" (Ac-DatEP). Es hat ein Gesamtvolumen von 1,2 Millionen Euro und wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des Programms mFUND gefördert.

"Walk-Score" für Aachen

Im Labor des Instituts NOWUM-Energy präsentieren Dominik Stollenwerk und Christoph Komanns, was das Ac-DatEP-System kann: Auf dem Großbildschirm wird für jedes Haus im Aachener Stadtgebiet ein sogenannter "Walk-Score" angezeigt – gelb steht für einen guten Wert, violett für einen schlechten. "Der Walk-Score zeigt an, wie weit man bis zum nächsten Laden, zur nächsten Schule oder zur nächsten Bushaltestelle laufen muss", erläutern die beiden Forscher. Der Clou an der Sache: Es gibt unterschiedliche Walk-Scores, bei Familien mit jungen Kindern ist die Entfernung zu Schulen und Kindergärten höher gewichtet, bei älteren Menschen die Nahversorgung mit Lebensmitteln oder die Entfernung zu Arztpraxen und Apotheken. Auch in dem Projekt erfasste Daten wie Lärm und Feinstaubbelastung sind weitere Kriterien für den Walk-Score.

Suche nach vorhandenen Daten

"Die Daten für diese Auswertung sind öffentlich verfügbar", erklären sie, "so wie viele andere Daten auch." Das führt zum Kernanliegen des Projekts. In einem ersten Schritt wird festgelegt, welche Daten für eine systematische Verkehrs- und Umweltplanung benötigt werden. Anschließend beginnt die Suche nach vorhandenen Daten: "Wir setzen Crawler ein, um die zur Verfügung stehenden Datenquellen auszulesen." Für die Stadt Aachen stehen beispielsweise Daten zur Verfügung, die die Verkehrsbelastung auf den Hauptachsen sowie die Auslastung der städtischen Parkhäuser zeigen, und das über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

 

Neue Sensorboxen

Entscheidend ist der nächste Schritt: Im Aachener Stadtgebiet werden im Rahmen von Ac-DatEP Sensorboxen montiert, die rund um die Uhr unterschiedliche Werte erfassen, etwa Temperatur, Lärmpegel, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck, aber auch Anzahl und Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge. Diese Daten werden transparent erhoben, verarbeitet und gespeichert; sie sind für die Allgemeinheit zugänglich.

Modellstadt für integrierte Planung

"Mit diesem Projekt wird Aachen zur Modellstadt für eine integrierte Mobilitäts- und Umweltplanung", betont Prof. Dr. Christian Jungbluth, der die Forschungsarbeit koordiniert. Mit den Daten können nicht nur die Entwicklungen der vergangenen Jahre analysiert werden, sie könnten die Basis für weitere Planungen bilden. Ein mögliches Anwendungsfeld in Aachen wäre etwa die Neugestaltung der innerstädtischen Verkehrsflüsse hin zu einer stärkeren Nutzung von Rad- und Fußverkehr sowie öffentlichen Verkehrsmitteln. Zugleich kann erforscht werden, welche Auswirkungen die Verkehrslenkung auf das Innenstadtklima und damit auf die Lebensqualität aller Aachener:innen hat.

Neben dem Institut NOWUM-Energy und dem m2c-Lab der FH Aachen sind die 4traffic SET GmbH, die Rupprecht Consult, die Stadt Aachen sowie die Cityscaper GmbH an dem Projekt beteiligt. Mehr Informationen gibt es hier.