Kittel an, Haare zusammen binden, und dann kann die Farbe kommen: Studierende des Fachbereichs Gestaltung der FH Aachen haben regelmäßig freitags von 11.30 bis 18 Uhr die Gelegenheit, sich innerhalb eines Kurses im Ludwig Forum an der Technik des Siebdrucks auszuprobieren. Bei diesem Verfahren wird die Druckfarbe mit Hilfe einer Gummirakel durch ein feinmaschiges Gewebe auf die zu bedruckende Oberfläche, zum Beispiel Papier oder Textil, gedruckt. Den Kurs leitet die Künstlerin Alexandra Knie.
Die FH-Professorin Ilka Helmig vom Lehrgebiet Grafik-Design, visuelle Konzeption und zeichnerische Gestaltung hat den alten Siebdrucktisch in der Werkstatt des Ludwig Forums entdeckt und erste Studierende in den Kurs von Alexandra Knie geschickt. Seit 2009 wird der Kurs für alle Interessierten des Fachbereichs angeboten. Da die Anfrage seitens der Studierenden immer weiter gestiegen ist, hat die FH gemeinsam mit dem Ludwig Forum ein Kooperationsvertrag aufgesetzt. 2012 wurde der alte Siebdrucktisch mit Mitteln der FH durch einen neuen ersetzt, ein Vakuumkopierer und eine UV-Lampe konnten angeschafft werden. Die Kosten für Verbrauchsmaterialien wie zum Beispiel Farbe teilt man sich. Von dieser Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Das Ludwig Forum nutzt den neuen Siebdrucktisch für seine eigenen Kurse, die Studierenden können sich im Gegenzug im Museum frei bewegen sowie die Bibliothek nutzen. Einige von ihnen geben ihr erlerntes Wissen bei Museumsveranstaltungen an die Besucher weiter. "Durch diese Kooperation hat sich eine erfolgreiche Win-Win-Situation ergeben", so Werkstattleiter Karl-Heinz Jeiter.
Die Studierenden sind dankbar für das Angebot. Obwohl der Kurs nicht mit einem Schein kreditiert wird, erfreut er sich wachsender Beliebtheit. Viele kommen am Anfang ihres Studiums, um sich die Grundlagen der Technik anzueignen. "Ich bin überrascht, wie schnell ich etwas drucken konnte", freut sich Eva Eiling an ihrem zweiten Kurstag. Die Kommunikationsdesignstudentin kann nur empfehlen, sich mit dem Verfahren vertraut zu machen, das in dem kleinen Rahmen schnell erlernt werden kann.
Die in der Industrie schon fast ausgestorbene Siebdrucktechnik erfährt im künstlerischen Bereich einen neuen Aufwärtstrend. Im Grafik- und Kommunikationsdesign wurde vieles digitalisiert, daher bekommen handwerkliche Methoden wie eben der Siebdruck oder auch das Buchbinden einen ganz neuen Stellenwert. "Irgendwann sind alle Gestaltungsmöglichkeiten am Computer ausgeschöpft", so Alexandra Knie, "dann spielen insbesondere die Zufälle, die sich im Siebdruck ergeben können, eine wichtige und spannende Rolle".
Eine Fotogalerie zum Siebdruckkurs gibt es auf der Facebookseite der FH Aachen