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IceMole wird erwachsen

Sonde besteht Härtetest in der Antarktis

Was als Studierendenprojekt an der FH Aachen begonnen hat, entwickelt sich zu einem Forschungsvorhaben von internationaler Bedeutung: Im Rahmen der EnEx-Mission hat der an der FH entwickelte IceMole einen weiteren Härtetest erfolgreich bestanden. Vier Wochen lang waren Prof. Dr. Bernd Dachwald, Marco Feldmann, Gero Francke und Clemens Espe in der Antarktis, um zu prüfen, ob der Eismaulwurf sich auch durch das kalte Eis der antarktischen Gletscher schmelzen und bohren kann. Zudem sollte gezeigt werden, dass der IceMole durch das Eis navigieren und auf saubere Art und Weise eine Probe aus einem Wasser-Reservoir unter dem Gletscher entnehmen kann.

Eis ist nicht gleich Eis: Bislang haben die FH-Forscher Feldversuche in der Schweiz und in Island durchgeführt, wo sie es allerdings mit vergleichsweise warmem Gletschereis zu tun bekamen. Im Hinblick auf das Fernziel, nämlich den Einsatz auf dem Saturnmond Enceladus, wollten die Wissenschaftler nun die Eignung des Geräts zur Navigation und Probenentnahme in kaltem Eis testen. Dafür rüsteten sie den IceMole auf: Im Vergleich zu den ersten Modellen ist er nun etwa doppelt so lang. „Dadurch können wir mehr Intelligenz und Probenbehälter im Gehäuse unterzubringen“, sagt Prof. Dachwald. Zusätzliche Heizelemente an den Flanken sollen verhindern, dass die Sonde im Eis festfriert. Und die Arbeit war erfolgreich: Trotz extremer Bedingungen erwies sich der IceMole als zuverlässig.

Untergebracht waren die Wissenschaftler in einem Camp, das etwa 100 Kilometer von der amerikanischen McMurdo-Station entfernt ist. Die Zelte standen dabei auf Sand – die McMurdo Dry Valleys sind einer der trockensten Orte der Erde. Die Expedition fand im antarktischen Sommer statt, das bedeutete 24 Stunden am Tag Helligkeit. Einmal am Nachmittag verschwand die Sonne hinter einem Berg, „das war für uns wie ein gefühlter Sonnenuntergang“, erzählen sie. Und auch die Temperaturen waren erträglich, es wurde nachts nicht kälter als minus 20 Grad.

Das EnEx-Projekt wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert. An ihm sind unter der Führung der FH Aachen auch die Universität der Bundeswehr München, die TU Braunschweig, die RWTH Aachen, die BU Wuppertal und die Universität Bremen beteiligt. Sie haben sich gemeinsam zum Ziel gesetzt, die Ortungs- und Navigationstechnologie weiter zu verbessern, um etwa Hindernisse im Eis umfahren zu können. Im nächsten Arbeitsschritt soll die Sonde bis zu 60 Meter tief ins Eis vordringen können.

Im Rahmen des EnEx-Projekts gibt es eine enge Kooperation mit vier US-amerikanischen Hochschulen, der University of Tennessee in Knoxville, der University of California in Santa Cruz, der University of Alaska in Fairbanks, und der Ohio State University in Columbus. Sie betreiben unter der Federführung von Prof. Jill Mikucki das MIDGE-Projekt, die Abkürzung steht für Minimally Invasive Direct Glacial Exploration. Ziel ist es, an den Blood Falls in den McMurdo Dry Valleys eine kontaminationsfreie Wasserprobe aus einem seit über einer Million Jahren abgeschlossenen See unter dem Taylor-Gletscher zu entnehmen, um geophysikalische und mikrobiologische Messungen vornehmen und somit Rückschlüsse auf die Entstehung der Dry Valleys und auf die Anpassung von Mikroorganismen an extreme Umweltbedingungen ziehen zu können. Dank der engen Zusammenarbeit mit den Amerikanern konnte das Team die McMurdo-Station als erste Anlaufstelle nutzen. Von dort ging es dann per Helikopter weiter ins Camp. Insgesamt hatte das Team eine knappe Tonne an Material dabei, um den IceMole testen zu können.

Weitere Informationen:
http://www.mcmurdodryvalleys.aq/
http://www.usap.gov/scienceSupport/sciencePlanningSummaries/2013_2014/scienceSummariesAction.cfm?formAction=detail&ID=587