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Ein Tropfen Blut genügt

FH-Absolventen forschen in DFG-Grundlagenprojekt zu mobilen Diagnosegeräten

Ein Piks in den Finger, ein Tropfen Blut, der auf einen Glukose-Messstreifen aufgetragen wird – die Blutzuckermessung ist heute einfacher als je zuvor. Was wäre, wenn man das Prinzip auch nutzen könnte, um weitere Krankheiten schnell, preiswert und ortsunabhängig diagnostizieren zu können? Am Forschungszentrum Jülich (FZJ) arbeiten Forscherinnen und Forscher im Rahmen des Projekts "LIVECheck" an einem Sensor, mit dem sich Blut vor Ort schnell und preiswert auf Infektionen untersuchen lässt. Daran beteiligt ist auch das Institut für Nano- und Biotechnologien (INB) der FH Aachen. "Wir pflegen seit vielen Jahren eine enge Kooperation mit dem Forschungszentrum", erläutert Institutsleiter Prof. Dr. Michael J. Schöning.

Bei diesem Grundlagenforschungsprojekt spielen zwei FH-Absolventen eine besondere Rolle: der Jordanier Dr. Eyad Hamad und sein russischer Kollege Dr. Alexey Yakushenko. Dr. Hamad ist Assistant Professor an der German Jordanian University in Amman, er forscht derzeit als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am Campus Jülich der FH Aachen und am Peter Grünberg Institute / Institute of Complex Systems (PGI-8/ICS-8, Prof. Dr. Andreas Offenhäusser) des FZJ. "Wir haben den Antrag auf Förderung bei der DFG gemeinsam gestellt", erläutert Prof. Schöning. Das FH-Institut bringt dabei insbesondere seine Expertise im Bereich des 3D-Druckens (Prof. Dr. Torsten Wagner) und der Sensorik in die Kooperation ein. "Wir wollen testen, unter welchen Bedingungen wir Mikrokanäle bei der Untersuchung von Blut in Lab-on-Chip-Systemen einsetzen können", erklärt Dr. Hamad. Dabei soll – ähnlich wie bei Glukose-Messstreifen – die Kapillarwirkung genutzt werden. "Entscheidend sind die Konsistenz und die Oberflächenspannung der Flüssigkeit", erklärt Dr. Alexey Yakushenko, der das Team am Forschungszentrum betreut. Mit dem Einsatz von 3D-Druckern könne man im Rapid-Prototyping-Verfahren einfach und schnell verschiedene Arten von Mikrokanälen auf ihre Funktion testen. Der eigentliche Sensor soll so aufgebaut sein, dass er mit verschiedenen – leitenden und nicht-leitenden – Tinten arbeitet: Die Vision der Forscher ist, dass die Sensoren mit herkömmlichen Tintenstrahldruckern produziert werden können.

Dass die beiden Wissenschaftler und FH-Absolventen in dem aktuellen Projekt zusammenarbeiten, ist einer Stellenanzeige zu verdanken, die Dr. Yakushenko veröffentlichte und über die Dr. Hamad Kontakt zu ihm aufnahm. Erst später fanden sie heraus, dass sie Parallelen in ihren Lebensläufen aufweisen: Beide absolvierten das Masterstudium an der FH Aachen - Dr. Hamad machte seinen Abschluss im Jahr 2007, sein russischer Kollege im Jahr 2010; beide forschten in ihrer Studienzeit am Fraunhofer-Institut für Lasertechnik in Aachen. Der 42-jährige Jordanier Eyad Hamad ging nach seinem Studienabschluss an der FH Aachen nach Großbritannien, er promovierte an der University of Ulster. Nach einem weiteren Forschungsaufenthalt in Deutschland kehrte er 2011 zurück in seine Heimat, um die Leitung der School of Applied Medical Sciences des Biomedical Engineering Department an der Deutsch-Jordanischen Universität zu übernehmen. "In Jordanien ist es im Augenblick relativ ruhig", erzählt er, von den Kriegswirren im Nahen Osten sei wenig zu spüren. Das Land grenzt an Syrien und den Irak, derzeit halten sich etwa 500.000 bis eine Million Flüchtlinge dort auf – das entspricht etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Seine deutsche Frau und die beiden Kinder des Paares sind derzeit in Amman, er selbst kehrt nach Ende des Forschungsaufenthalts in Jülich dorthin zurück.

Zuerst will er aber noch die Arbeit im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts voranbringen. Im Gegensatz zu üblichen FH-Projekten ist die Forschung hierbei nicht primär anwendungsorientiert. "Das ist reine Grundlagenforschung", betonen die drei Wissenschaftler, "wir wollen herausfinden, wie Blut sich unter diesen Bedingungen verhält." Auch gehe es darum, verschiedene Ansätze zu testen, wie etwa die weißen oder roten Blutkörperchen aus dem Blut herausgefiltert werden können. Als Anwendungszweck sehen sie vor allem die Gesundheitsvorsorge in Entwicklungsländern – so soll der zu entwickelnde Sensor etwa bei Malaria-Schnelltests eingesetzt werden können.