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Durch Stalking zu mehr Privatsphäre

CMD-Student entwickelt die Website szenostalk.de

Mit einem Klick ist es möglich, alles über den Beziehungsstatus, den Beruf und Freizeitaktivitäten einer Person herauszufinden, zum Beispiel über soziale Netzwerke. Es geht natürlich noch persönlicher: Peinliche Fotos, der Gesundheitszustand und politische Einstellungen werden im Internet oft nicht oder nur unzureichend verborgen. Wie die Einstellung der Nutzer zu ihren eigenen Daten ist, möchte Max Mühlbauer in seiner Bachelorarbeit herausfinden. Der CMD-Student (Communication and Multimedia Design) entwickelte dafür die Website Szenostalk, die die Nutzer zum Stalker und Stalking-Opfer macht.

"Der Name Szenostalk setzt sich zusammen aus Szenografie, also der Kunst der Inszenierung, und Stalking", erklärt Max. Die Nutzer tauchen auf dieser Seite in die Rolle eines Stalkers, der das Profil einer zufällig ausgewählten Person bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken auf bestimmte Fragen hin absucht. Auf der Seite bekommt der Stalker noch mehr Tipps, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. "Damit man sich wie ein echter Stalker fühlt, sind die Fragen etwas reißerisch und natürlich mit einem Augenzwinkern formuliert", sagt Max. Nachdem die für einen Stalker wichtigsten Fragen nach dem Beziehungstatus und der sexuellen Orientierung geklärt sind, gilt es, so viel wie möglich über die Person zu erfahren, "um sie besser demütigen zu können", wie es im Fragebogen heißt. Das Opfer erhält dann eine Nachricht und einen Bericht, welche Details über ihr Privatleben zugänglich sind.  

Auf diese spielerische Weise möchte Max Mühlbauer die Einstellung der Internetnutzer zu ihren eigenen Daten analysieren. Wie leichtfertig gehen sie mit persönlichen Daten um und wie schützen sie sich? Mit der Registrierung auf Szenostalk muss der Nutzer zunächst einen dreiteiligen Fragebogen ausfüllen. Mit den Fragen in den Kategorien "Was du weißt", "Was du fühlst" und "Was du tust" gibt der Nutzer auf unterschiedlichen Ebenen seinen Umgang mit persönlichen Daten im Internet an. Ist man selbst ein Stalking-Opfer geworden, wird man nach einer gewissen Zeit dazu aufgefordert, den Fragebogen zu wiederholen. Wie haben sich die Gefühle zum eigenen Umgang mit Daten geändert, hat man neue Sicherheitsvorkehrungen getroffen – all das möchte Max Mühlbauer mit der erneuten Abfrage herausfinden.

Warum es so wichtig ist, Fotos, Beiträge und persönliche Informationen durch die Privatsphäre-Einstellungen in den sozialen Medien zu schützen, erläutert der CMD-Student: "Nicht nur das Thema Stalking kann zum Problem werden. Laut einer Umfrage unter Personalern treffen rund ein Drittel der Unternehmen ihre Entscheidungen aufgrund von Informationen aus dem Internet. Diese Umfrage ist aus dem Jahr 2009, mittlerweile dürften es weit mehr sein." Das Foto von der letzten Party, das ohne Probleme über eine Suchmaschine gefunden wird, kann für den potenziellen Chef zum Ausschlusskriterium werden. Daher hat Max auf Szenostalk zusätzlich den Background-Check mitaufgenommen. Statt als Stalker, kann der Nutzer auch als Chef fungieren, der einen Bewerber im Internet durchleuchtet. "Auch hier bekommt das ‚Opfer‘ am Ende einen Bericht, der verdeutlicht, wie leicht der Zugang zu Fotos und Informationen tatsächlich ist", so Max.

Mit seiner Bachelorarbeit möchte der Student sensibilisieren und den Umgang mit den eigenen Daten verbessern. Auf die Idee zu dieser Arbeit ist er schon im letzten Jahr während des Multimediaprojekts "Passwortliebe" gekommen. In dem Seminar am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Wolf ging es um die verstärkte Sicherheit von Logindaten. "Die Idee habe ich dann weitergedacht. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Einstellung der User gibt es bisher kaum nicht", sagt Max. Je mehr Leute sich auf Szenostalk anmelden und mitmachen, desto fundierter sind die erzielten Ergebnisse. Natürlich entspricht die Seite den gängigen Sicherheitsstandards und Datenschutzbestimmungen. Wer wissen möchte, welche persönlichen Informationen tatsächlich im Netz zu finden sind und selbst mal als Stalker aktiv werden möchte, kann sich auf szenostalk.de anmelden.