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Mit Poesie gegen Sexismus und Intoleranz

Studierende treten beim Hörsaalslam gegeneinander an

Frauen in der Vorlesung hinterherpfeifen ist ein Kompliment? Nein. So lautet die klare Antwort des AStA-Vorsitzenden der FH Aachen, Paul Baumann. Denn sexistische Diskriminierung und Beleidigung sei auch in einem weltoffenen studentischen Umfeld noch immer ein großes Problem. Zum Beispiel sähen viele Frauen, Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender sich auch in der Hochschule täglich mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert. "Die sexuelle Diskriminierung fängt häufig bereits bei der Sprache an", meint Baumann. So könnten sich einige Professorinnen und Professoren immer noch nicht an den Begriff "Studierende" statt "Studenten" gewöhnen. Da in diesem Bereich noch viel Unwissenheit und Unverständnis herrsche, sei es wichtig für das Thema zu sensibilisieren und einen Diskurs anzuregen.

Aus diesem Grund hat der "Freie Zusammenschluss von StudentInnenschaften"  (fsz), die bundesweiten Aktionstage gegen Sexismus, Homo- und Transphobie unter dem Titel "*gesellschaft-macht-geschlecht*" ins Leben gerufen. Bereits zum zweiten Mal beteiligen sich nun auch die ASten der Aachener Hochschulen sowie das Queerreferat mit verschiedenen Veranstaltungen an den Aktionstagen  Anfang November. Den Auftakt der Veranstaltungsreihe mit dem einprägsamen Titel "Sexistische Kackscheiße" machte der "Hörsaalslam" im Audimax, bei dem fünf junge Slammerinnen und Slammer mit ihren selbstverfassten Texten gegeneinander antraten. "Wir sind sehr froh und dankbar, dass die Fachhochschule trotz des provokanten Titels für die Aktionstage geworben hat", sagt Baumann. Schließlich stecke hinter dem lustigen Titel ein ernstes Thema. Trotzdem war die Stimmung beim Hörsaalslam ausgelassen. So wurden die Slammerinnen und Slammer von den zahlreich erschienenen Zuschauern nach ihren teils lustigen, teils bitteren oder selbstironischen Vorträgen mit frenetischem Applaus gefeiert.

Den Auftakt, um die Besucherinnen und Besucher auf das Programm einzustimmen, übernahm die überregional bekannte Bühnenpoetin Katja Hofmann.  Gleichzeitig moderierte die 29-jährige Studentin aus Halle den Hörsaalslam. Als Profi im Poetry Slammen blieb ihre Performance der Fairness halber in der Bewertung unberücksichtigt. Sven Hensel sprach fast schreiend in seinem Vortrag "Ich schreibe meiner Nichte keine Gedichte" über häufig vorkommende Probleme, Konflikte und Vorurteile bei jungen Mädchen am Beispiel seiner fiktiven Nichte. "DerFred", der sich während seines Slams als "feiges, softes, fettes Schwein" bezeichnete, stellte sich als einen gewöhnlichen, nicht den modernen Idealen entsprechenden jungen Menschen dar.

Die junge Studentin Luca Swieter begann ihren literarischen Vortrag mit dem Vorurteil, dass jede Frau kochen können sollte. Dies schilderte sie anhand eines Erlebnisses im Studierendenalltag, wie er häufig vorkommen kann. Sofort fiel ihr prägnanter Reimstil auf. Mit ihrer markanten Aussage "Ich bleibe solange wach, dass ich dann so lange schlafe, dass ich mir das Geld für das Frühstück spare", sorgte sie für viele Lacher. Luise Frentzel machte zu Beginn ihres Auftritts eine Ansage: "Mein Slam entbehrt jeglicher Ironie und Humors." Sie thematisierte den Vertrauensmissbrauch durch sexuelle Gewalt. Mit eingebauten Phrasen wie "Schokolade weinen in der Dusche" oder "Hundescheiße"  wollte sie ausdrücken, wie sehr ihr das Thema am Herzen liegt. Maria Viktoria schilderte wütend die negativen Lebenserfahrungen anhand osteuropäischer Mädchen und Frauen. Sie zeigte auf, mit welchen Erwartungen die jungen Frauen zu kämpfen haben und was sie lieber bleiben lassen sollten. Als Beispiele nannte sie unter anderem "Naturwissenschaften studieren" oder "kurze Haare haben".

Sexistische Diskriminierungen und Beleidigungen von Homo-, Bi- und Transsexuellen sind weiterhin ein heikles Thema mit viel Nachholbedarf trotz unserer immer weltoffener und liberaler werdenden Welt. Die Botschaft der Aktionstage fasste der Slammer "DerFred" passend zusammen: "Seid wie ihr wollt, entsprecht einfach eurem eigenen Ideal." Am Ende des Hörsaalslams durfte Luca Swieter sich als Siegerin feiern lassen.

Weitere Informationen gibt es auf der Veranstaltungsseite www.sexistischekackscheisse.org