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Große Freude über Bibliotheksausweise

24 syrische Flüchtlinge zu Besuch auf dem Campus Jülich

Es ist ein kleines Stückchen Freiheit, das die 24 syrischen Besucher der Bibliothek auf dem Jülicher Campus in Gestalt eines kleinen, in Folie eingeschweißten Stück Papiers in Händen halten. Sie alle sind vor rund acht Monaten aus ihrem Heimatland Syrien geflüchtet. Nun leben die 24 Männer im Alter von 19 bis 41 Jahren getrennt von ihren Familien in Flüchtlingsunterkünften, die auf die Kommunen im gesamten Kreis Düren verteilt sind.

Sie alle haben einen Hochschulabschluss oder Abitur; Arbeit zu finden gestaltet sich als schwierig, da ihr Asylantrag derzeit noch geprüft wird. Alles, was sie haben, ist eine "BÜMA", eine Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchende. Aus diesem Grund heißt es für sie: warten. Dass dieses Warten angesichts der fehlenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und des sozialen Kontakts zur Außenwelt oft frustrierend sein kann, weiß Claudia Müller. Sie gibt den 24 Syrern Deutschunterricht an der Volkshochschule in Jülich und erlebte die verzweifelte Lage der Männer mit. So fasste sie den Entschluss, ihnen mehr Lebensqualität zu schenken und ihre sowohl räumlich als auch zeitlich und finanziell begrenzten Möglichkeiten der Alltagsgestaltung zu erweitern.

"In den Dörfern, in denen die Flüchtlinge untergebracht sind, ist es sehr schwierig für sie, Kontakte zu den Dorfbewohnern zu knüpfen; das liegt zum einen an der Altersstruktur, aber auch am engen Zeitfenster des deutschen Arbeitsalltags, der das Kontakteknüpfen erschwert", sagt Müller. Sie selbst spricht Arabisch, hat zwei Jahre in Israel studiert und fünf Jahre im Libanon gelebt. Dort absolvierte sie am Goethe-Institut eine Ausbildung als "Dozentin für Deutsch als Fremdsprache" und leitete drei Jahre die Verwaltung der Deutschen Schule Jounieh. Später arbeitete sie zwei Jahre lang am Freshman Institut der FH Aachen, jetzt studiert sie Biomedizintechnik in Jülich und gibt Deutschkurse an der dort ansässigen VHS.

"So kam die Idee zustande, bei der FH Aachen anzufragen, ob die Möglichkeit bestünde, dass die Schüler aus meinem Deutschkurs die Bereichsbibliothek am Campus Jülich mitnutzen dürften", erzählt sie. Mit dieser Idee stieß sie bei der Leiterin der Bibliotheksnutzung, Beatrix Roth, direkt auf offene Ohren. Sie ermöglichte es, dass die Teilnehmer des Deutschkurses einen Bibliotheksausweis erhalten haben. Im Anschluss an die Bibliotheksführung hatten die Besucher noch die Chance, die Labore des Fachbereichs Chemie und Biotechnologie sowie Werkstätten des Fachbereichs Energietechnik zu besichtigen. Von nun an können sie den Präsenzbestand der Bibliothek kostenlos nutzen. Außerdem haben sie Zugriff auf 60.000 E-Books und 17.000 E-Journals, können vor Ort Dokumente drucken, scannen und ins Internet gehen. Der wichtigste Pluspunkt aber ist: Sie kommen in Kontakt mit den häufig internationalen FH-Studierenden, können sich austauschen und von diesem Austausch profitieren. "Die Bibliothek der FH Aachen mit all ihren Angeboten nutzen zu können ist ein tolles Angebot und ein wenig Abwechslung in einem sonst durch Warten geprägten Leben", so Müller.