Sven Malburg

Eine Spende als Zeichen der Verbundenheit

Sven Malburg studierte von 1986 bis 1991 Luft- und Raumfahrttechnik mit Schwerpunkt Flugzeugbau an der FH Aachen. Der gebürtige Trierer ist seither viel herumgekommen und hat eine abwechslungsreiche berufliche Karriere hinter sich. Noch immer fühlt er sich mit der FH Aachen verbunden – so sehr, dass er die Hochschule im Jahr 2021 mit einer Spende unterstützte. Wir haben mit ihm gesprochen und sind ein wenig in Erinnerungen geschwelgt.

Wie kamst Du zum Luft- und Raumfahrttechnikstudium in Aachen?

Als Schüler war Flugzeugbau – oder allgemein Ingenieurwissenschaften – eigentlich kein Thema für mich. Ich wollte Innenarchitektur studieren. Ein Schulfreund erzählte mir irgendwann während der Abi-Vorbereitung, dass er sich für das Studienfach Luft- und Raumfahrttechnik an der FH Aachen interessiere. Ich hatte zuvor zwar noch nie in diese Richtung gedacht, war aber spontan interessiert, denn Fliegen war ja damals noch etwas ganz Besonderes. Man bedenke: Das war in den 1980ern, da sah der Markt völlig anders aus.

Als er dann nach Aachen fuhr, um sich die Stadt und Hochschule anzuschauen, bin ich kurzerhand mitgefahren.  Und mir hat es dort auch gut gefallen. Die nächsten zwei Monate habe ich alle möglichen Argumente für und gegen die beiden Studiengänge Innenarchitektur und Flugzeugbau gegeneinander abgewogen – und mich dann für das Studium an der FH Aachen entschieden. Damals gab es auch keinen Numerus Clausus für das Fach an der FH Aachen. Mein Freund und ich konnten uns einfach einschreiben und hatten die Studienplätze.

Was ist Ihnen aus Ihrer Studienzeit besonders in Erinnerung geblieben?

Da gibt es so vieles. Schon der Anfang war schön. Die ersten Wochen waren sehr spannend. Wir haben uns eine Wohnung gesucht, sie renoviert und uns mit der Stadt und der Hochschule vertraut gemacht. Natürlich auch die Pontstraße – gibt es die so noch?

Ja, alles noch da.

Das ist gut. Da haben wir so manche Abende verbracht. Ich erinnere mich daran, dass an einigen Abenden wirklich nur Männer in den Kneipen dort saßen, so einen Männerüberschuss gab es damals unter den Studierenden in Aachen. Aber das hat sich zum Glück im Laufe der Zeit geändert. (lacht)

Als dann das Studium losging, wurden wir – wir waren etwa 220 Erstsemester – in Gruppen zu je 30 bis 40 Leute aufgeteilt, die jeweils von einem Tutor (Studierender höheren Semesters, der die jüngeren Studierenden unterstützt, d.Red.) betreut wurden. Unser Tutor, das ist mir noch sehr genau in Erinnerung, hat eine tolle Arbeit geleistet. Er hat es geschafft, eine enge Verbindung zu uns, den Leuten in seiner Gruppe aufzubauen, und er hat vor allem sehr viel für den Zusammenhalt zwischen den Gruppenmitgliedern getan. Er hat Ausflüge, Wochenenden in der Eifel, gemeinsame Abende und vieles mehr organisiert. Ja, er hat uns richtiggehend zusammengeschweißt. Da sind viele tiefe Freundschaften entstanden.

Stehen Sie heute noch in Kontakt zu Ihren ehemaligen Kommilitonen?

Oh ja. Besonders die ersten Jahre nach dem Abschluss war der Kontakt sehr intensiv. Direkt nach dem Studium, als jeder die ersten Schritte auf seinem beruflichen Weg machte, war es wichtig, Erfahrungen auszutauschen. Wo hat der oder der sich beworben? Wie sind die Chancen hier und dort? Da gab es einen intensiven Austausch. In den folgenden Jahren verstreuten wir uns dann quer über Deutschland und Europa – mich zum Beispiel verschlug es nach Ingolstadt. Da lockerte sich dann auch der Kontakt. Aber er ist nie abgebrochen.

Zum zehnjährigen Diplom-Jubiläum haben wir uns zu einer Art Klassentreffen in Paris getroffen. Etwa 20 Leute aus der alten Gruppe kamen dort zusammen, auch der Tutor. Wir hatten ein tollen Abend und einen schönen Tag gemeinsam. Kurze Zeit später kam ich anlässlich des Geburtstages eines Kommilitonen mal wieder nach Aachen, wo ich auch einige ehemalige Kommilitonen traf. Es ist bei diesen Treffen immer sehr spannend zu erfahren, wie die anderen sich beruflich entwickelt haben. Besonders interessant finde ich, dass erstaunlich viele nach einiger Zeit Berufe ausübten, die nur wenig oder gar nichts mit dem Studium zu tun hatten.    

Ihr eigener beruflicher Weg ist ebenfalls sehr abwechslungsreich und hat recht wenig mit der Luftfahrt zu tun. Was hat Sie bewogen, diesen Weg einzuschlagen?

Ich war und bin offen für neues, und damit hat sich immer viel ergeben. Ich habe mein Studium in einer Zeit beendet, als die Gelder nicht gerade in Strömen in die Luftfahrt flossen. Die Aussichten auf einen Job waren also nicht rosig, und viele von uns haben auch sehr viele Bewerbungen schreiben müssen. Zum Glück hatte ich meine Diplomarbeit zum Thema CAD-Zeichnungen und –Konstruktionen in der Kernforschungsanlage Jülich (heute: Forschungszentrum Jülich, d. Red.) bei Professor Hans-Josef Cordewiner geschrieben. Über diese Verbindung bekam ich nach dem Studium eine Stelle in Jülich bei einem Ingenieursbüro, das Sicherheitsbewertungen im Kernkraftbereich durchführte.

Ich habe dann noch einige Stationen durchlaufen. Als nächstes war ich etwa für ein Jahr bei Black&Decker tätig, wo ich eine interne Schulung für die CAD-Konstrukteure entwickelt und aufgebaut habe. In der Zeit lernte ich meine spätere Frau kennen, und es bot sich die Möglichkeit, gemeinsam nach Ingolstadt zu ziehen. Dort war ich zunächst bei einem kleinen Unternehmen tätig, die Dienstleistungen für Zulieferer im Automobilbereich anboten. So kam ich mit dieser Branche in Kontakt. Nach einem Jahr, im Sommer 1994, habe ich das Unternehmen verlassen um mich, ebenfalls als Dienstleister für Zulieferfirmer für die Automobilindustrie, selbstständig zu machen. 

Sie haben dann noch ein zweites Unternehmen gegründet.

Ja, wir haben in Ingolstadt bereits seit geraumer Zeit einen beträchtlichen Fachkräftemangel. Mit Audi und EADS haben wir hier zwei große Arbeitsgeber, die jedes Jahr Tausende von Fachkräften anziehen. Kleinere Unternehmen finden jedoch nicht genügend Mitarbeitende. Das gilt übrigens nicht nur für die Industrie, sondern auch für den sozialen Sektor.

Also hatten wir die Idee, in Rumänien ein Unternehmen zu gründen, das dort gezielt Fachkräfte sucht und hier in die bairische Region vermittelt. Wir haben unsere Aktivitäten im Laufe der Zeit ausgeweitet auf Bulgarien und die Slowakei, weil der Bedarf seitens der süddeutschen Unternehmen schlicht größer war als das Angebot.

Inwiefern hilft Ihnen das Studium in ihrem beruflichen Alltag?

Wenn ich mal von den vielen, vielen schönen Erinnerungen und den Freundschaften absehe, waren es für mich wohl im Wesentlichen zwei Dinge, die ich aus dem Studium mitgenommen habe:  Unabhängig von der Fachkenntnis ist das zum einen, dass man tiefe Kenntnisse der Technik erwirbt, die man einfach verinnerlicht. Zum anderen ist es die Fähigkeit, sich in neue Themen einzuarbeiten und Probleme zu lösen, indem man eine Aufgabe in Einzelaufgaben clustert, diese löst, und anschließend die Einzellösungen wieder zusammenführt. Fragt mich heute jemand: „Brauche ich denn überhaupt ein Studium?“, antworte ich ihm: Ja, unbedingt. Genau aus diesen Gründen. Und wegen der wertvollen, schönen Erfahrungen, die man im Studium macht.

Sie haben im Jahr 2021 die FH Aachen mit einer Spende in Höhe von 1.000 Euro unterstützt. Wir möchten Ihnen dafür nochmals herzlich danken. Was hat Sie dazu bewogen?

Ich hatte in den Sozialen Medien gelesen, dass die FH Aachen 50 Jahre alt wird und dass da Aktionen geplant sind. Ich habe das mit großem Interesse verfolgt und in jener Zeit häufig an meine Studienzeit zurückgedacht. Mehr und mehr kam dabei in mir der Gedanke auf, etwas geben – ja, zurückgeben – zu wollen. Und es waren ja harte Zeiten, Corona hat es allen schwer gemacht. Und ich dachte: Wenn die Wirtschaft schon gerade nicht die besten Chancen für die jungen Fachkräfte oder Forschungskooperationen bietet, dann unterstütze ich die Hochschule und leiste einen kleinen Beitrag, damit die jungen Leute weiterhin gut ausgebildet und die Forschung auf dem hohen Stand bleibt. Ich fühle mich noch immer verbunden mit meiner Hochschule – und ich habe auch fest vor, bald mal wieder Aachen zu besuchen. 

Datum: September 2022