Mälardalen University, 2010-2011

Auf einen Blick

Wo, wer, wann

  • Vollständiger Name der Gasthochschule: Mälardalen University
    (auf Schwedisch: Mälardalens Högskola Eskiltuna Västerås)
  • Stadt, Land: Västerås, Schweden
  • Homepage der Gasthochschule: www.mdh.se
  • Autor des Erfahrungsberichts: Arno Berghoff
  • Studiengang  an der FH Aachen: Mechatronik, Fachbereich 8
  • Beginn und Ende des Auslandsaufenthalts: 
    August 2010 bis Juni 2011 (WS 10/11 und SS 11)
  • Das Auslandssemester wurde durchgeführt im: 5. Fachsemester
     

Bewertung

  • Qualität der Studieninhalte: 2,0
  • Studienbedingungen / Ausstattung der Gasthochschule: 1,3
  • Betreuung und Hilfe vor Ort: 1,7
  • Campus: 2,0
  • Verkehrsanbindung zum Campus: 3,0
  • Essensangebot auf dem Campus (Mensa, etc.): 2,3
  • Sportmöglichkeiten: 2,5
  • Freizeitangebote: 2,0
  • Bars / Discos / Nachtleben: 2,5
  • Wohnqualität / -kosten: 2,7
  • Kontakt mit Einheimischen: 1,3

Vorbereitungen und Anreise

  • Wann haben Sie mit den Vorbereitungen begonnen? Mit den Vorbereitungen habe ich nur ca. 3-4 Monate vorher angefangen. Vor allem ist ein Sprachkurs zu empfehlen, meiner dauerte 11 Wochen, durchgeführt vom Sprachenzentrum der FH.
  • Verlangt die Gasthochschule einen Sprachtest? Nein.
  • Muss man Gebühren an der Gasthochschule zahlen? Nein.
  • Haben Sie ein Stipendium zur Finanzierung des Auslandsaufenthalts erhalten? Nein.
  • Welcher Anreiseweg zur Gasthochschule ist zu empfehlen? Wie hoch sind ca. die Reisekosten? Zug, Auto oder auch Fliegen. Dabei hat der Landweg den Vorteil, dass man mehr Gepäck mitnehmen kann. Ein Flug ist jedoch oft günstiger und vor allem schneller.
    Västerås liegt ca. 1400 km nordnordöstlich von Aachen. Die 100.000 Einwohner starke und fünftgrößte Stadt Schwedens verfügt über einen eigenen Flughafen und Bahnhof. Der Flughafen Stockholm Västerås bedient die Flugstrecken (Ryanair) London, Barcelona, Alicante und Malaga. Weitere Flughäfen sind Stockholm Skavsta und Stockholm Arlanda.
    Arland ist mit einem direkt Bus von Västerås aus, in etwas mehr wie einer Stunde zu erreichen und kostet um die 140 SEK (schwedische Kronen). Die Verbindung zu Skavsta gestaltet sich etwas schwieriger, am einfachsten ist der von Ryanair angebotene Bus ins Zentrum von Stockholm und von dort den Zug direkt nach Västerås (Bus ca. 10€, Zug ca. 120 SEK). Diesen Weg habe auch ich gewählt. Ich bin von Düsseldorf Weeze nach Stockholm Skavsta geflogen (Ryanair inkl. 15 kg Gepäck um die 50 €). Dann wie beschrieben mit dem Bus nach Stockholm und von dort mit der Bahn nach Västerås. Als Gepäck habe ich zuvor ca. 30 kg zur International Devision (ID, verantwortliche Stelle für den Austausch) geschickt, diese bewahren die ersten Pakete gerne auf und händigen sie am ersten Tag aus.
    Für die erste Nacht sollte man sich (falls die Anreise nicht reibungslos klappt und man zu spät ankommt) entweder ein paar Hoteladressen bereitlegen oder aber zuvor mit der ID reden, diese helfen gern und können gegebenenfalls Schlüssel auch nach Geschäftszeiten aushändigen.
  • Mussten Sie eine zusätzliche Krankenversicherung abschließen? Ja. Bei mehr als 47 Tagen am Stück im Ausland empfiehlt sich grundlegend eine zusätzliche Versicherung. Denn ab diesem Zeitraum greift eine normale Reiseversicherung nicht mehr. Es besteht jedoch rudimentärer Versicherungsschutz über die gesetzlichen Krankenkassen.

Vor Ort

  • Welche Formalitäten sind nach der Ankunft zu erledigen? Anfertigen eines Studentenausweises und "Anmeldedung" bei der örtlichen Behörde. Hier stellt die Hochschule sowohl Formulare als auch Hilfe zur Verfügung.
  • Unterkunft und Wohnen: Bostad Västerås AB ist verantwortlich für die Studentenwohnungen in Västerås. Auf ihrer Internetseite kann man sich online für eine Wohnung bewerben und alle Informationen abrufen.
    Ich wohnte im Studentenwohnheim "Junior", dies ist direkt gegenüber der Universität und nur fünf Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Es werden auf fünf Fluren 57 Zimmer vermietet. Es gibt Zimmer mit eigenem Bad und Zimmer mit einem Bad welches geteilt wird. Die Küchen sind pro Flur gemeinsam benutzt. Ein Zimmer ist zwischen 15 und 22 m² groß. Die Küchen werden demnach mit ca. 11 Personen geteilt. Mein Zimmer war auf dem zweiten Flur (der größte Flur). Unsere Küche wurde mit 15 oder mehr Personen geteilt. Manchmal wohnten und lebten mehr Leute dort, aufgrund von Besuchen von Freunden.
    Im Keller stehen kostenlose Wasch- und Trockenmaschinen zur Verfügung. Weiterhin gibt es einen Fahrradkeller und einen Balkon, welcher im Sommer zum geselligen Beisammensein einlädt. Jedoch gibt es keinen gemeinsamen Aufenthaltsraum, die Flure bieten zwar genug Platz, sind aber nur bedingt geeignet.
    Junior ist ein reines Austauschstudentenwohnheim, der Kontakt zu schwedischen Kommilitonen findet also in der Universität statt.
  • Wie hoch sind die durchschnittlichen Wohnkosten? Pauschal könnte man sagen, dass Schweden ca. 10% teurer als Deutschland ist.
  • Wie sind die Einkaufsmöglichkeiten? Gut, man bekommt alles, was man benötigt.
  • Betreuung und Ansprechpartner? Wenn man während der ersten Woche anreist, gibt es eine herzliche Begrüßung des International Commites (IC) in der Universität. Hier kann man seine Schlüssel abholen, Mietverträge unterschreiben und bekommt auch sonst alle Informationen. Besonders gut, man wird persönlich zu seiner Unterkunft gebracht. Bevor das Semester startet, gibt es eine Introduction Week, diese sollte man unbedingt mitmachen. Für Stadtführungen und Pubtour wird man in Gruppen aufgeteilt, in sogenannte "Fadder" Gruppen. Die Fadder sind jederzeit für die Gruppe Ansprechpartner, auch nach der Einführungswoche. Viele der Veranstaltungen sind sehr gut, um neue Kontakte zu knüpfen. Es wird ein Ausflug zu IKEA angeboten, falls noch irgendetwas in der Wohnung fehlt, genau so wie es Begrüßungspartys gibt, wo man jede Menge Student trifft. Jeden Monat gibt es eine Motto Party, wo jeweils ein Land vorgestellt wird, mit traditioneller Musik und traditionellem Essen.
    Von Seiten der Universität bekommt man ebenfalls einen Betreuer gestellt. Grundlegend sind alle Professoren und Mitarbeiter immer ansprechbar und einfach zu erreichen. Der Umgang ist sehr familiär, da in Schweden grundsätzlich alles und jeder geduzt wird (ausser die Königsfamilie).

Sprachliches

  • Verlangt die Gasthochschule einen Sprachtest? Nein.
  • Unterrichtssprache(n)? Schwedisch, Englisch
  • Gibt es einen speziellen Vorbereitungssprachkurs vor Beginn der regulären Veranstaltungen? Ja (Schwedisch).
  • Kursinhalt, Termin, Kosten, Anmeldung Notwenig, Teilnahme empfehlenswert? Es gibt einen Schwedisch Grundkurs, welcher 2,5 Wochen vor dem Semesterbeginn anfängt. Der Kurs ist sehr empfehlenswert, die Lehrperson ist kompetent, lustig und motivierend. Der Kurs ergibt 7,5 Kredits. Ich bekam eine Informantions-Email von der Gasthochschule. Leider sind zu dieser Zeit die Hütten am Campingplatz noch nicht verfügbar, es besteht jedoch die Möglichkeit für ca. 200 Euro die zwei Wochen in einem Hostel zu wohnen (2er Zimmer). Da die Schweden ein sehr hohes Englisch-Niveau besitzen und die meisten Kurse auf Englisch sind, muss man nicht an dem Kurs teilnehmen. Ich finde es jedoch aus kultureller Sicht sehr wichtig, die Sprache ein wenig zu lernen.
  • Gibt es während der Vorlesungseit Studienbegleitende Sprachkurse für Gaststudierende, an der Hochschule oder außerhalb? Neben dem 2,5 Wochen langem Schwedisch-Crashkurs gibt es auch noch semesterbegleitende Schwedisch-Kurse. Diese sind meist sehr voll.

Finanzen und Lebensunterhaltungskosten

Die Lebensunterhaltungskosten sind in Schweden relativ hoch. Gerade Fleisch und Alkohol (welcher nur in staatlichen Geschäften zukaufen ist ( "System Bloaget") sind fast doppelt so teuer. Der Eintritt in Pubs ist immer frei, jedoch wird in den meisten Clubs um die 100 SEK verlangt.

Essen in der Universität sollte man am besten selber mitbringen und in den reichlich vorhanden Mikrowellen aufwärmen. Ansonsten gibt es insgesamt vier Restaurants und Cafés in der Uni. Keines von denen hat einen Mensa-Charakter wie in Deutschland. Sie sind nett eingerichtet und teuer (ein normales Essen um die 70 SEK). Der Kåren (Studentenpub) ist auch tagsüber geöffnet und bietet für 20 SEK Sandwichs. Lebensmittel kann man am günstigsten im Lidl oder aber in großen Shops etwas ausserhalb kaufen. Die Shops in der Stadt haben nur ein begrenztes Sortiment und sind in der Regel etwas teuerer.

Der innerstädtische Nahverkehr ist mit ca. 20 SEK (egal wohin) relativ teuer, da man auch mit dem Fahrrad alles in 20 min erreichen kann, der Bus ist oft langsamer. Der Fernverkehr ist hingegen für Studenten und Jugendliche verglichen mit Deutschland günstig. Am günstigsten sind fast immer Busse, die auch durch das ganze Land fahren. Bucht man jedoch frühzeitig sein Ticket, kann der Zug manchmal zum halben Preis gebucht werden.

Von November bis Februar gibt es auf www.sj.se Sonderangebote für Studenten (150 SEK durch ganz Schweden), nötig ist ein „Code-Wort“, welches in der Universität auf Plakaten und mit Werbung bekannt gegeben wird. Bezahlt wird fast alles mit der Kreditkarte, auch problemlos die Kaugummis. Eine gute und kostenlose Kreditkarte sollte also jeder besitzen, der nach Schweden will. Auf www.dkb.de bekommt man eine solche kostenlos.

Über die Gasthochschule

Verglichen mit Deutschland, wird man relativ wenig Zeit in der Universität verbringen. Es wird viel Wert auf Gruppenarbeit und Hausarbeiten gelegt. Meistens muss man jede Woche einen Bericht anfertigen. Jedoch sind viele Kurse ohne Abschlussprüfung und bewerten nur diese Berichte. Die Lehrenden sind didaktisch oft nicht auf dem deutschen Niveau, so dass man eher den Themen folgt und alles selbst nachliest. Vorsicht auch bei den Klausuren oder "Home Examen" - oft ist der im Unterricht vermittelte Stoff bei weitem nicht genug, um diese zu bestehen! Es ist also unbedingt notwenig, gutes Grundwissen mitzubringen oder sich mit Hilfe von vielen Büchern in die Themen besser einzuarbeiten. Die Bücherei ist sehr großzügig angelegt und hat viele Arbeitsplätze, jedoch sind von den meisten Büchern nur drei bis vier Exemplare vorhanden, so dass man oft warten muss.

Über die besuchten Lehrveranstaltungen an der Mälardalen University

  1. Besuchter Kurs: Solar Cells and Solar Collectors (wer036)
    Kursdauer & Umfang, Unterrichtsform: 40 LECTURE HOURS
    Stichworte zur Kursbeschreibung: The course will give basic knowledge in construction and operation of different solar cell- and solar collector systems and also the current situation and level of development for these. Topics covered are:
    - Heat transfer such as conduction, convection and radiation.
    - Fluid mechanics including incompressible flow, the continuity equation and Bernoulli’s equation with the loss term.
    - Pump systems and pump characteristics.
    - Radiation physics.
    - Different types of solar collectors and accumulators.
    - Theory about the working principle of solar cells.
    - Different semiconductor materials with advantages and disadvantages.
    - Solar cell- and solar collector systems.
    Form des Leistungsnachweis: Project works, Written and/or oral examination
  2. Besuchter Kurs: Windpower and Hydropower (wer034)
    Kursdauer & Umfang, Unterrichtsform: 40 LECTURE HOURS
    Stichworte zur Kursbeschreibung: The course will give deeper knowledge about design of wind power stations and hydro power stations, including economics and environmental issues. Topics covered are:
    - Design and construction of wind power plant.
    - Aerodynamics around the wind turbine.
    - Statistical analysis of wind data.
    - Different steps in a wind power plant project including economics, legislation and environmental impacts.
    - Design and construction of hydro power plants, conditions for expansions and the environmental consequences.
    Form des Leistungsnachweis: Project works, Written and/or oral examination
  3. Besuchter Kurs: Sustainable Energy Systems (wer003)
    Kursdauer & Umfang, Unterrichtsform: 40 LECTURE HOURS
    Stichworte zur Kursbeschreibung: The main purpose of the course is to give the participants a comprehensive view of how sustainable energy systems can be used together. The course illustrates how these affect the whole energy system in Sweden and worldwide, concerning both power- and energy consumption. Studies are performed on the resources that are available in Sweden and worldwide, and how the energy consumption pattern looks like for individuals and for the societies.
    Form des Leistungsnachweis: Project, Examination
  4. Besuchter Kurs: Project in intelligent embedded systems (dva409)
    Kursdauer & Umfang, Unterrichtsform: 20 LECTURE HOURS
    Stichworte zur Kursbeschreibung: The students will work with industrially based projects in groups of 4-6. Students will be able to work practically with skills obtained from their theoretical education and the projects will cover hardware construction as well as software construction and implementation of the both in embedded systems. Groups will be created where students with different skills are grouped to suit the selected project.
    Form des Leistungsnachweis: Oral and/or written examinations

Ausflüge

Da das Studiensystem in vier Perioden pro Jahr aufgeteilt ist, sollte man genug Zeit finden, Ausflüge in Schweden zu unternehmen. Stockholm ist nur ca. eine Stunde entfernt und lohnt sich zu jeder Zeit, ob einkaufen, Kultur, Musen oder Konzerte. Die Züge zurück nach Västerås fahren allerdings nicht so lange und Hostels sind recht teuer. Was jedoch normalerweise kein Problem ist, denn alle Pubs und Clubs schließen in Schweden um zwei Uhr morgens, mit Ausnahmen in einigen Studentenstädten.
Der Mälardalen See bietet gute Möglichkeiten für Kanutouren und Radtouren. Wer mit dem Auto kommt, kann viele kleine Schlösser und alte Mienen in der Nähe besichtigen. Im Winter sollte man auf jeden Fall über den See wandern. Er ist von Januar bis März ohne Bedenken begehbar. Ebenfalls sollte man nicht verpassen, über den Polarkreis zu fahren und möglicherweise Polarlichter zu beobachten. Ein Schlittenhundrennen könnte das Ganze abrunden. Sehr beliebt sind die "Student Cruises" wo Fähren von Stockholm nach Helsinki, Riga oder Tallinn fahren. An Bord sind jede Menge Studenten aus ganz Schweden. Die Boote bieten auch sonst gute Möglichkeiten, günstig im Baltikraum herum zu reisen.
Der Flughafen Västerås ist mit dem Fahrrad zu erreichen, man sollte es nicht verpassen, einen Abstecher nach London zu machen, da es oft Flüge für unter 10€ gibt. Der Nachbar Norwegen ist mit dem Auto in guten 5 Stunden zu erreichen oder mit dem Bus in 7. Neben Oslo gibt es sehr viele Fjörde zu sehen. Der Hikingclub der Uni kann hier helfen, Trips zu planen.

Schlussbetrachtungen - Fazit

Wer mit einem langen, kalten (-25°C) und dunklen Winter liebäugelt, ist in Schweden richtig. ERASMUS ist eine gute Möglichkeit, andere Kulturen und Menschen kennenzulernen und dabei sein Studium fortzuführen.

Zwar wird man kein super Englisch lernen, aber man wird nach einem Jahr so ziemlich jeden englischen Akzent verstehen, da mit rund 200 Austauschstudenten viele verschiedene Nationen in Västerås vertreten sind. Ein Wohnheim wie Junior wird Einblicke in verschiedene Kulturen geben und das Leben in Schweden wird einige Sichtweisen verändern.

Egal wie das Auslandsemester verlaufen wird, es wird auf jeden Fall eine besondere und einmalige Erfahrung für jeden sein!

Fotos vom Auslandssemester