UTS (Australien), 2009

Auf einen Blick

Wo, wer, wann

  • Vollständiger Name der Gasthochschule: University of Technology (UTS)
  • Stadt, Land: Sydney, Australien
  • Homepage der Gasthochschule: www.uts.edu.au/
  • Autor des Erfahrungsberichts: Stefan Breunig
  • Studiengang  an der FH Aachen:  Maschinenbau (B.Eng.), Fachbereich 8
  • Beginn und Ende des Auslandsaufenthalts:  21.07. – 27.11.2009
  • Das Auslandssemester wurde durchgeführt im: 5. Fachsemester

Bewertungen:

  • Qualität der Studieninhalte: 1,3
  • Studienbedingungen / Ausstattung der Gasthochschule: 1,0
  • Betreuung und Hilfe vor Ort: 1,7
  • Campus: 1,3
  • Verkehrsanbindung zum Campus: 1,0
  • Essensangebot auf dem Campus (Mensa, etc.): 1,7
  • Sportmöglichkeiten: 1,3
  • Freizeitangebote: 1,0
  • Bars / Discos / Nachtleben: 1,0
  • Wohnqualität / -kosten: 3,0
  • Kontakt mit Einheimischen: 1,3

Erfahrungsbericht

Im vergangenen Jahr habe ich im Zeitraum vom 21. Juli bis zum 27. November ein Study Abroad-Semester an der University of Technology Sydney in Australien absolviert. In diesem Bericht werde ich die Studienbedingungen an der UTS beschreiben und erläutern, inwieweit ich dort erfolgreich mein Studienvorhaben durchführen konnte. Abschließend werde ich versuchen, hilfreiche Ratschläge zum Studieren und Leben in Sydney zu formulieren, die aus meinen Erfahrungen resultieren.

Ich studiere Maschinenbau an der FH Aachen in einem sechssemestrigen Bachelor-Studiengang. Das Auslandssemester an der UTS in Sydney habe ich offiziell anstelle meines fünften Fachsemesters an der FH Aachen durchgeführt. Das Frühlingssemester in Australien hat andere Semesterzeiten, wodurch ich direkt im Anschluss an das Sommersemester nach Sydney fliegen musste, um dort sofort weiter zu studieren. Ich konnte aber durch das frühere Ende des Auslandssemesters auch die Prüfungen des fünften Semesters an meiner Heimhochschule mitschreiben. Dadurch war es mir möglich alle Leistungen an der FH Aachen zu erbringen, zusätzlich das Semester an der UTS zu studieren und trotzdem in der Regelstudienzeit zu bleiben.

Dadurch war ich auch freier in der Wahl meiner Fächer an der UTS, da ich nur ein Fach an der FH Aachen ersetzen wollte. Leider musste ich feststellen, dass es sehr schwer war, technische Fächer an der UTS zu finden, die Fächern an meiner deutschen Hochschule entsprechen. Primär ist hierbei das Problem, dass an der UTS die einzelnen Fächer sehr umfangreich sind und oft viele verschiedene Gebiete beinhalten. An der FH Aachen im Gegenzug gibt es im Bachelor of Engineering wesentlich mehr Fächer, besonders Wahlfächer, die den Studenten eine Spezialisierung ermöglichen. Diese Fächer gibt es in Sydney leider nur in Masterstudiengängen und sie können nicht von Undergraduates (Bachelorstudenten) belegt werden. 

Aufgrund dieser Tatsachen beschloss ich den Studienaufenthalt an der UTS zu nutzen, um mich in anderen Bereichen interdisziplinär weiterzubilden. 
Fachlich habe ich mein technisches Studium mit wirtschaftlichem Grundwissen (Engineering Economics and Finance), mit Managementwissen (Engineering Project Management) und zusätzlichen Sprachkompetenzen (Spanish Language and Culture 8) sinnvoll ergänzt.
Die Wahl dieser Studienfächer ist eine sinnvolle Ergänzung zu meinem Studium und bringt mir wertvolles Wissen für mein späteres Berufsleben.

Desweiteren waren die Fächer „Engineering Economics and Finance“ (EEF) und „Engineering Project Management“ (EPM) sehr gut, um neben den fachlichen auch meine sprachlichen und sozialen Kompetenzen zu verbessern. Der Grund hierfür ist, dass an der UTS sehr viel Wert auf Team- und Gruppenarbeit gelegt wird. Diese Gruppenprojekte sind darauf ausgelegt, Studierenden zu ermöglichen, das in den Vorlesungen erworbene Wissen direkt umzusetzen und somit tiefer in den Stoff einzusteigen. Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass diese Methode zwar einen sehr hohen Arbeitsaufwand während des Semesters bedingt, aber durchaus einen hohen Lerneffekt hat. Durch eine Gewichtung der Gruppenprojekte von bis zu 50 Prozent für die Gesamtnote des Fachs wird dem hohen Arbeitsaufwand Rechnung getragen. Speziell für mich als ausländischen Studenten waren die durchgeführten Projekte eine gute Erfahrung, da ich schnell in eine Arbeitsgruppe aufgenommen wurde und gute Kontakte zu den einheimischen Studenten aufbauen konnte. 
Die Gruppenprojekte machten es außerdem nötig, mich regelmäßig mit meinen verschiedenen Gruppen in der Uni zu treffen, sodass ich nicht selten drei bis vier group meetings pro Woche hatte. 

Der hohe Arbeitsaufwand neben den eigentlichen Veranstaltungen sollte berücksichtigt werden bei der Fächerplanung für ein Auslandssemester. Eine geringe Semesterwochenstundenzahl, bedeutet nicht auch einen geringen Arbeitsaufwand. In meinem Fall kann ich aber sagen, dass ich in Deutschland mehr Zeit in der Uni verbringe, da ich im Bachelorstudiengang an der FH Aachen mindestens doppelt so viele Semesterwochenstunden habe, wie in einem äquivalenten Semester in Sydney. 

Bezüglich des fachlichen Niveaus für Ingenieursstudenten an der UTS ist mein Eindruck, dass dort weniger Wert auf wissenschaftlich-theoretische Grundlagen gelegt wird, als beim Studium in Deutschland. Diesen Eindruck kann ich allerdings nicht konkret belegen, da ich kein technisches Fach belegt hatte. Im Allgemeinen scheint mir der Schwierigkeitsgrad an australischen Universitäten im Ingenieursbereich niedriger zu sein als an deutschen Hochschulen. Belegen würde ich diese Aussagen durch die wesentlich geringeren Durchfallraten an der UTS.      

Die allgemeinen Studienbedingungen an der University of Technology Sydney würde ich als sehr gut einschätzen. Den Studenten werden sehr viele Möglichkeiten der Information und des Supports angeboten, besonders für internationale Studenten. Die technische Ausstattung der Universität ist gut und ermöglicht es den Studenten außerhalb ihrer Veranstaltungen effektiv in der Uni zu arbeiten. Dies nutzen auch sehr viele Studenten, in dem sie mitunter bis spät in die Nacht oder auch am Wochenende die Einrichtungen der Uni benutzen. Neben der Bereitstellung von Einrichtungen und Geräten bietet die UTS auch sehr viele unterstützende Kurse und Hilfen an. So hilft einem ein Sprachcenter bei eventuellen sprachlichen Problemen oder ermöglicht es ausländischen Studenten für die zentralen Prüfungen „special conditions“ zu bekommen. Konkret wird den Studenten ein Wörterbuch bereitgestellt und sie bekommen 10 Minuten pro Stunde Prüfungszeit extra. 

Viel Unterstützung bekommt man auch seitens der Professoren, die man landestypisch mit ihrem Vornamen anspricht. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass Professoren in der Regel immer vor und nach Vorlesungen ansprechbar sind und auch sehr hilfsbereit agieren. Auch auf E-Mails wurde mir stets schnell und konstruktiv geantwortet. 
Informationen von den Professoren über ihre Kurse wurden meist per E-Mail verschickt oder waren über verschiedene Internet-Portale zugänglich. Dieser über das Internet gebotene Service war sehr hilfreich und gut organisiert. 

Die Organisation der Fächer, die ich besucht habe, war gut und ließ erkennen, dass die zuständigen Hochschulmitarbeiter sehr motiviert waren. Lernunterlagen wurden teilweise online bereitgestellt und waren mehr oder weniger ausreichend zur Vorbereitung auf die Prüfungen. Leider setzen Professoren an der UTS meistens voraus, dass Studenten sich die kursbegleitenden Textbooks kaufen. Diese Bücher bieten gute Erklärungen und Zusatzinformationen, kosten aber leider bis zu 100 Euro pro Fach. Diesbezüglich war ich enttäuscht, dass den Studenten nicht mehr Materialen gestellt werden. In Anbetracht der hohen Gebühren, die sie jedes Semester bezahlen, wäre dies zu fordern. Die Tatsache, dass viele Professoren Mitherausgeber der Bücher sind, macht es nicht viel seriöser.   

Abschließend versuche ich noch hilfreiche Informationen zum Leben in Sydney zu geben. Die größte Stadt Australiens ist zweifellos eine Weltmetropole und ein aufregender Ort zum Studieren. Studenten, die nach Sydney kommen müssen sich allerdings darauf einstellen, dass Lebenshaltungskosten und speziell die Mietpreise sehr hoch sind. Die Wohnungssuche gestaltet sich in Sydney auch sehr schwierig und kann ein richtiges Abenteuer sein. Wenn man sich entschließt, sich eine private Unterkunft zu suchen und nicht in ein Studentenwohnheim zu ziehen, so sollte man dafür viel Zeit einplanen. Es ist zu empfehlen, möglichst früh vor dem Semester nach Sydney zu kommen, um sich eine Wohnung zu suchen, bevor der große Ansturm von internationalen Studenten in die Stadt kommt. Da die Nachfrage den Preis bestimmt, erhöhen viele Vermieter von Wohnungen in Uninähe auch die Miete während der Zeit des Semesterbeginns. Man sollte sich auch fernhalten von Häusern, in denen der Vermieter (Landlord) den Mietern übermäßig Regeln und Pflichten auferlegt. Ich selbst war in solch einem Haus und habe sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Problematisch ist nämlich, dass man keine Rechte als Mieter besitzt, da das australische Recht diesem Bereich kaum Sorge trägt. Deshalb würde ich Neuankömmlingen empfehlen, sich zuerst in einem Hostel einzuquartieren, wo man auch sehr viele Leute kennenlernt, um dann in Ruhe nach der perfekten Wohnung zu suchen. Ich selbst bin auch nach einem Monat wieder umgezogen und habe ein tolles Haus gefunden, in dem ich mit Australiern zusammengewohnt habe und gute Freunde gefunden habe. 

Rückblickend auf mein Auslandssemester in Sydney kann ich sagen, dass es sehr erfolgreich und zu meiner vollsten Zufriedenheit verlaufen ist. Ich habe alle meine Prüfungen bestanden und sehr viel an fachlichen und interdisziplinären Kompetenzen in diesem halben Jahr erwerben können. Auch konnte ich viele Kontakte zu Studierenden aus Australien und anderen Ländern knüpfen. Ich bin mir sicher, dass ich von diesen Erfahrungen in meinem weiteren Studienverlauf und späteren Beruf sehr profitieren werde.

Fotos vom Auslandssemester