Details

Eine Zukunft für die Tagebaudörfer

Die Temporäre Universität (tu!) Hambach will Bürger:innen während der Projektwoche vom 17. bis 24 Juni 2023 die Gelegenheit bieten, gemeinsam mit Akteur:innen, Forschenden und Studierenden die Herausforderungen und Chancen des tiefgreifenden Wandels zu diskutieren.

Wie kann die Zukunft für die Tagebaudörfer im Rheinischen Revier aus nachhaltig und sozial gestaltet werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Temporäre Universität (tu!) Hambach in Morschenich-Alt. Während der Projektwoche vom 17. bis 24 Juni 2023 können Bürger:innen gemeinsam und auf Augenhöhe mit Akteur:innen, Forschenden und Studierenden die Herausforderungen und Chancen des tiefgreifenden Wandels diskutieren und neue Perspektiven für die Region entdecken. Der Fachbereich Architektur der FH Aachen bietet im Rahmen der Projektwoche eine Ausstellung, einen Workshop und ein Symposium an.

Die Idee einer temporären Universität im Neuland Hambach wurde während des REVIERateliers der RWTH Aachen University im Sommer 2022 gemeinsam mit Bürger:innen aus dem Rheinischen Revier entwickelt. Als Kooperationspartnerin unterstützt die NEULAND HAMBACH GmbH die tu! Hambach inhaltlich und organisatorisch. Gastgeberin der Projektwoche ist die Gemeinde Merzenich. Die Strukturwandelinitiative BioökonomieREVIER des Forschungszentrums Jülich, das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte mit dem Projekt geSCHICHTEN Rheinisches Revier sowie das Lehrgebiet für Stadtplanung, Transformation und Prozessgestaltung am Fachbereich Architektur der FH unterstützen die tu! Hambach als lokale Partner:innen.

Die FH-Veranstaltungen im Überblick

Ausstellung # Zukunftsfähige Transformation: Transformative Forschung/forschende Entwürfe für Morschenich-Alt und das südliche Tagebauvorland

Auftakt tu! Hambach 17.06.2023, 15 Uhr

Das Lehrgebiet Stadtplanung, Transformation und Prozessgestaltung der FH Aachen hat sich zum Ziel gesetzt, transformative Forschung und angewandte Lehre im Zusammenhang zu denken und in interdisziplinären Netzwerken, mit lokalen Akteuren und der Zivilgesellschaft am konkreten Ort zu erproben. In seinen Fragestellungen widmet sich der Lehr- und Forschungsschwerpunkt den Transformationsaufgaben der gebauten Umwelt und sucht nach gemeinwohlorientierten und zukunftsfähigen Strategien, Instrumenten, Prozessen und Strukturen, um den anstehenden Transformationsaufgaben in Zeiten der Klimakrise zu begegnen.

Seit 2020 begleitet der Lehr- und Forschungsschwerpunkt den Transformationsprozess von Morschenich-Alt und des südlichen Vorlandes des Tagebau Hambach. Hier treffen Struktur-, Klima- und Landschaftswandel, Transformation und Bauen in und mit dem Bestand, Protest, Planung und Prozessgestaltung auf eine komplexe Gemengelage unterschiedlicher Maßstabs- und Zeitebenen.

Die Ausstellung versammelt die seit 2020 laufende transformative Forschung und die forschenden Entwürfe für Morschenich-Alt und das Tagebauvorland Hambach und lädt die Besucher:innen ein, einzelne Fragestellungen weiterzuentwickeln.

Symposium # Kontext Bestand

19.6., 10 bis 15 Uhr

Der Schlüsselsektor Bauwesen gilt als der Elefant im Klimaraum. Er ist für fast 40 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zudem gehen 60 Prozent des Abfallaufkommens in Deutschland auf den Gebäudesektor zurück. Für das Einhalten der 1,5-Grad-Grenze ist es laut einer Studie des Wuppertal Instituts essentiell, dass unser gesamter Gebäudebestand bis 2035 klimaneutral wird. Architects for Future Deutschland e.V. fordern daher in ihrem Vorschlag für eine Muster(um)bauordnung Maßnahmen, die als Mindestziel Klimaneutralität und -resilienz verfolgen und langfristig klimapositive Gebäude hervorbringen. Ein „weiter wie bisher“ ist also keine Option; eine Veränderung der aktuellen Praxis im Umgang mit Bestandsbauten, neue Ideen einer Umbaukultur und Architekturproduktion, die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen sind zentral, um die gesetzten Klimaschutzziele zu erreichen.

Im Strategiepapier der Gemeinde Merzenich "Lust auf eine gute Zukunft" (2022) wird für Morschenich-Alt die Transformation der „identitätsstiftenden und charakterbildenden Siedlungsstrukturen“ nach Prinzipien des Bauens im Bestand und der Ressourceneffizienz benannt – basierend unter anderem auf der Denkmalpflegerischen Analyse zur Dorferneuerung von Morschenich (2021) des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland, eines noch zu erarbeitenden Dynamischen Masterplanes und den Lehr- und Forschungsarbeiten der FH Aachen.

Wie aber sieht eine Umbaukultur aus, die den Bestand achtet, ihn aber dennoch nachverdichtet? Welche neuen und experimentellen Herangehensweisen und Regeln braucht es, um innovative Pflöcke einer zukunftsfähigen Transformation einzuschlagen? Und welche Akteure und Koalitionen, welche koproduktive Praxis braucht es für die Umsetzung?

Mit Prof. Dr. Liesbeth Huybrechts (UHasselt), Andrea Nickisch (Netzwerk Zukunftsorte), Dr. Anika Noack (BBSR), Prof. Jan Kampshoff (TU Berlin/modulorbeat), Prof. Ragnhild Klußmann (Alanus Hochschule/raumwerk.architekten), Peter Köddermann (Baukultur NRW), Ward Verbakel (Visiting Professor KU Leuven/PLUSOFFICE).

Workshop # Ressource Boden trifft Zukunftsbild: Nachhaltige Infrastrukturen und Multicodierung für die Transformation von Siedlungsflächen

In Kooperation mit der Gemeinde Merzenich und dem ISCE | Institute of Smart City Engineering der FH Aachen

22.06.2023, 9 bis 13 Uhr

Boden ist jene zentrale, weil begrenzte Ressource, für die es bei der nachhaltigen Transformation unserer Siedlungsflächen und Landschaften einer strategischen Steuerung bedarf. Die besondere Eigentümer:innenschaft von Morschenich-Alt und anderer, nicht mehr in Anspruch genommener Dörfer bietet die große Chance, ganzheitlich über die resiliente und klimagerechte Weiterentwicklung dieser Ortslagen nachzudenken – mit Blick auf die Transformation des Bestandes, die zukünftigen Macher:innen und Nutzer:innen, auf eine von Großversorger:innen unabhängige nachhaltige Ver- und Entsorgung oder eine mögliche Flächenmehrfachnutzung (Siedlungsfläche, blau-grüne Infrastruktur, Naturschutz, produktive Flächen…).

Aufbauend auf den Erkenntnissen des Symposiums "Bodenpolitik und Gemeinwohl im Rheinischen Revier. Beispiel Morschenich-Alt" sollen im Rahmen des Expert:innenworkshops mögliche, für Morschenich-Alt relevante ganzheitliche bodenpolitische Weichenstellungen weitergedacht werden.

Welche Ambitionen sollten in einem Zukunftsbild für Morschenich-Alt festgeschrieben, welche in einer möglichen Bodenpolitischen Agenda verankert werden? Welche Autarkieformen und -grade sind realisierbar, welche sollen angestrebt werden? Welche Flächen, Programme und Nutzungsbausteine, welche Akteure, Eigentümer:innenschaften und Träger:innenstrukturen braucht es, um die für eine zukunftsfähige Transformation erforderliche Innovationskraft Richtung Klimazukunft zu ermöglichen?

Diskutiert werden sollen mögliche zukunftsfähige, weitestgehend lokal verankerte und dezentrale (ober- und unterirdische) Infrastrukturen für die prototypische Transformation von Morschenich-Alt, sowie eine mögliche Multicodierung der Ressource Raum zwischen Nachverdichtung, Klimaanpassung, Naturschutz sowie Energie- und Mobilitätswende.