Erfahrungsbericht Philip Schütz

"Ich kann mit meiner Arbeit die Welt ein Stückchen besser machen."

Philip Schütz, Informatik Absolvent (2013) der FH Aachen, IT-Forensiker beim Landeskriminalamt Düsseldorf

1. Erzählen Sie uns etwas über Ihren Werdegang, von Ihrem Schulabschluss bis hin zu Ihrem beruflichen Einstieg.

Schütz: Zum Wintersemester 2009 habe ich angefangen an einer Universität Elektrotechnik, Informationstech an einer Universität zu studieren. Nach 4 Semestern habe ich allerdings gemerkt, dass es mir zu theoretisch und anonym ist. Deshalb bin ich dann zur FH gewechselt um Informatik zu studieren. Sofort ist mir aufgefallen, dass hier eine andere Atmosphäre herrschte. Alles war viel familiärer, persönlicher und vor allem praxis-orientierter. Mit Hilfe des Kontakts von Prof. Schuba und seines Moduls IT-Forensik, konnte ich meine Bachelorarbeit beim Landeskriminalamt schreiben und nach meinem Abschluss im März 2013 glücklicherweise dort anfangen zu arbeiten.
 

2. Sie sind jetzt beim Landeskriminalamt tätig. Was genau umfasst Ihren Aufgabenbereich?

Mein Tätigkeitsfeld ist die mobile Forensik. Das heißt ich hole aus mobilen Geräten wie Smartphones, Tablets oder auch Laptops sämtliche Daten heraus. Diese Daten können zum Beispiel Chatverläufe, Anruflisten, Standorte, Instagram Nachrichten, Überweisungsdaten und vieles mehr sein. Diese Daten werden dann erst einmal von mir strukturiert und in eine verständliche und nachvollziehbare Form gebracht. 

3. Beschreiben Sie uns einen typischen Tagesablauf eines IT-Forensikers, was macht er eigentlich genau?

Das Aufgabengebiet ist sehr breit gefächert, weshalb es auch schwierig ist einen „typischen“ Tagesablauf zu beschreiben. Jeder Arbeitstag und vor allem jeder (Kriminal)Fall ist unterschiedlich. Das geht von der Vorgangsbearbeitung, über Datenrecherche und -aufbereitung bis hin zum Bereitstellen der Daten auf Datenträgern. Außerdem betreiben wir intensive Forschungsarbeit in Form von Messebesuchen und Recherchen. Wir verfolgen z.B. aktiv die Entwicklung neuer Betriebssysteme und neuer mobiler Technologien. Wenn Apple zum Beispiel ein neues Gerät herausbringt, müssen wir wissen wie es funktioniert. 

Manchmal bin ich auch bei Durchsuchungen am Tatort dabei. Ich konfisziere dann direkt alle Geräte die ich finden kann, die mir bei meinen Untersuchen helfen können.

4. Warum haben Sie sich damals für das Studium an der FH Aachen entschieden?

Mich hat der enge Praxisbezug überzeugt. Man kann eben schneller „Sachen machen“ und Projekte werden auch wirklich in die Realität umgesetzt. Es wird nicht nur „rumgerechnet“. Die kleinen Gruppengrößen haben mich auch gereizt. Es entsteht ein enges Gemeinschaftsgefühl. Wir haben Aufgaben immer in Gruppen gelöst und auch Lerngruppen gebildet und dadurch ist man nicht auf sich allein gestellt. 

5. Was genau (welche Fächer) hat Sie dazu gebracht für das LKA tätig zu werden?

Auf jeden Fall das Fach IT Forensik. Wenn das nicht angeboten worden wäre, wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen beim LKA als IT- Forensiker tätig zu werden. Das Fach CHFI (Computer Hacking Forensik Investigator) und ein Vortrag des BKA über Handy-Forensik weckten noch zusätzlich mein Interesse an dieser Arbeit.

An sich hat mich die Polizeiarbeit immer gereizt. Es war nie mein Ding in einem Software Unternehmen zu arbeiten und Kunden zu beraten. Es war mir wichtig auch einen wirklichen Mehrwert zu schaffen. Nun helfe ich helfe dabei die Welt ein Stückchen besser zu machen!

6. Mussten Sie beim LKA von Null beginnen oder haben die gelernten Inhalte/ Methoden aus dem Studium beim Berufseinstieg geholfen? Wenn ja, welche?

IT Forensik ist so speziell, natürlich haben mir die Inhalte aus diesem Fach geholfen. Darüber hinaus benötige ich auch Wissen aus Modulen wie Datenkompression, Computernetze und vor allem Datenbanken. Alle Daten in Handys sind in Datenbanken gespeichert. Programmierkenntnisse sind auch durchaus förderlich, weshalb ich auch dankbar bin, dass man sich hier an der FH Aachen im Informatik Studium auch praktisch damit beschäftigt. 

Generell kann ich aber eher die Kenntnisse aus den höheren Semester gebrauchen.

7. Haben Sie während bzw. am Ende Ihres Studiums das Gefühl gehabt, dass die FH Aachen Sie bezüglich Ihres Berufseinstiegs ausreichend unterstützt hat?

Das kann ich in meinem Fall mit einem deutlichen „Ja“ beantworten. Ohne Herrn Schuba wäre es sicher nicht dazu gekommen, dass ich jetzt beim LKA arbeite. Deshalb ist es eben auch so wichtig den Kontakt zu Professoren aufzunehmen. 

8. Was hat Ihnen an der FH Aachen am besten gefallen?

Ich habe immer sehr gerne hier studiert. Am besten gefallen hat mir die allgemeine Atmosphäre und das Gemeinschaftsgefühl. Es herrscht ein enger Kontakt zu Kommilitonen und auch zu den Professoren. 

9. Was muss man in Ihren Augen mitbringen, um Informatik an der FH Aachen zu studieren?

In erster Linie muss man Geduld haben. Geduld um „dran zu bleiben“ auch wenn es mal schwierig wird. Gerade in den ersten Semestern muss man sich ein wenig durchkämpfen. Man sollte für das Informatikstudium in meinen Augen Analytik Fähigkeiten und ein ausgeprägtes logisches und strukturiertes Denken mitbringen. In der Informatik kommt es darauf an, die Muster hinter Programmen zu verstehen. Da reicht ein reines Interesse an Computern nicht aus, sondern es geht darum hinter die Oberfläche schauen zu wollen!

10. Wie ist die Umstellung vom Studentenleben in den Berufsalltag? Wünschen Sie sich manchmal den Hochschulalltag und das Studentenleben zurück?

Manchmal wünscht man sich das Studentenleben schon zurück. Vor allem die Flexibilität und die viele Freizeit sind überzeugende Faktoren. Andererseits ist es im Arbeitsleben angenehm, dass man ein Wochenende hat und somit nicht immer das Gefühl hat, etwas tun zu müssen. Ich habe gleitende Arbeitszeiten und kann mir meine Arbeitszeit eigenverantwortlich einteilen. Dennoch: Ich würde gerne nochmal ein oder zwei Jahre an der FH Aachen studieren…wenn ich dabei mein jetziges Gehalt bekommen würde (lach).

11. Welchen Rat können Sie zukünftigen/ aktuellen Studierenden der FH Aachen mitgeben?

Wichtig ist es, mit Spaß an der Sache zu bleiben. Man muss sich am Anfang ein wenig durchbeißen, denn später, so ab dem 4. Semester wird es erst richtig interessant und jeder kann sich spezialisieren und seinen Weg gehen. Mir hat es sehr geholfen die Beratungsangebote zu nutzen, Gespräche zu führen und die Kontakte der Professoren zu nutzen, denn sie unterstützen einen wirklich gerne. Wichtig finde ich es auch Praxiserfahrung zu sammeln so viel es geht.