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Kunst im Bunker

Kalte, graue Betonwände, schwere Stahltüren und Kunst: Die Ausstellung des Fachbereichs Gestaltung bei der diesjährigen Kunstroute zeigte multimediale Installationen im Schutzbunker.

Bunkeranlagen, gebaut um im Inneren Menschen vor dem zu schützen, was draußen die Welt erschüttert, scheinen der Kreativität meist keine Luft zum Atmen zu geben. Doch genau in dieser klaustrophobischen Umgebung haben Studierende des Fachbereichs Gestaltung zusammen mit Künstler:innen des Vereins The Base e. V. eine facettenreiche, multimediale Ausstellung konzipiert. Unter dem Thema „Schutzraum“ zogen drei Bachelor-Abschlussarbeiten und zwei weitere studentische Projekte des vergangenen Sommersemesters für ein Wochenende in die Räume des „Bunker of Art“ (BOA) ein und zeigten eine breite Spannweite an experimentellen Ansätzen zur Darstellung aktuell relevanter, gesellschaftlicher Themen. Die Ausstellung wurde von Prof. Lorenz Gaiser und Prof. Michael Pichler kuratiert. Vor Ort wurden die Arbeiten dann gemeinsam von den Ausstellenden dem Raum angepasst und aufgebaut.

Eine Geschichte, in der sich die äußere Umwelt für viele Menschen aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in nur wenigen Stunden zu einer lebensbedrohlichen Gefahr entwickelte, zog die Besucher:innen der Ausstellung in das Innere des Bunkers. „Die Dinge danach - zum Hochwasser 21“ heißt die Graphic Novel von Janina Friedel, deren Auszüge entlang der Bunkerwände eine Geschichte von Ängsten, Hoffnungen und einem neuen, erschütterten Alltag erzählen. Autobiografisch und illustrativ werden die Erfahrungen zum Hochwasser 2021 be- und verarbeitet und legen Zeugnis davon ab, dass die Auswirkungen des Klimawandels auch vor dem eigenen Zuhause keinen Halt machen.

Folgt man den Illustrationen der Graphic Novel immer weiter in das Innere des Bunkers, gelangt man in einen Raum mit zwei weiteren studentischen Arbeiten. „Ruhe bewahren“ steht in abblätternder Farbe über den Bildern von Seywan Hosseinpour. Viel zu erkennen ist darauf nicht, und das ist auch so gewollt. Hosseinpour greift multimedial das Thema der Zensur in totalitären, religiös-patriarchalischen Ländern, insbesondere im Iran, auf. Unschärfe, schwarze Balken oder Bildmontagen überdecken das, was nicht gesehen werden „darf“. „Velum“ heißt das Bildprojekt, dass dem Betrachtenden das Unsichtbare sichtbar machen soll und die Auswirkungen von Zensur in der Gesellschaft aufzeigt.

Um das Sichtbare und Verborgene geht es auch bei der Arbeit „Dilution“ von Nicolai Platzen. Mithilfe der Cyanotypie, einem analogen Bilddruckverfahren, geht Platzen der Frage auf den Grund, inwieweit Fotografie einen Anspruch auf die Darstellung der Realität erheben und einhalten kann. Porträts auf freihängenden, transparenten Plexiglasscheiben sollen aufzeigen, welche Facetten Personen während des Fotografierens von sich preisgeben, welche verborgen bleiben und welche Eigenschaften verwässern.

Im Dunkeln, aber keineswegs verborgen, findet man die Arbeit „Electrovisuals“ von Miquel Doblas. In einem von Schwarzlicht getränkten und vom Bass elektronischer Musik durchdrungenen Raum widmet sich Doblas der Datenvisualisierung. Durch Infografiken und eine multimediale Inszenierung sollen die Unterschiede und Charakteristika verschiedener Subgenres elektronischer Musik herausgestellt werden.

Während im Hintergrund noch die Klänge von elektronischer Musik in der Luft schwingen, betritt man wenige Meter weiter die Welt der künstlichen Intelligenz. Darstellungen mit verzerrten Gesichtern, computergenerierten Blumenwiesen und Serverräumen, die durch ihre Masse an Kabeln wie eigenständige Organismen wirken, geben einen Einblick in das Thema, das seit Monaten in den Medien für Aufruhr sorgt. In dem Magazinprojekt „Aight“ einer achtköpfigen Studierendengruppe soll der künstlichen Intelligenz ein Gesicht gegeben werden, doch im Fokus des Magazins steht der Mensch. Eine Bandbreite an Interviews mit Personen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Ecken der Gesellschaft illustrieren anschaulich den Zeitgeist im Umgang mit einer sich rasant verbreitenden Technologie. Zwischen Kritik und Begeisterung, Ängsten und Chancen gibt das Magazin einen umfangreichen Einblick in den gesellschaftlichen Diskurs zur Künstlichen Intelligenz.