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Das Raumfahrtkolloquium mit Matthias Maurer

Das 33. Raumfahrtkolloquium am Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen fand am 24.11.2022 im KMAC, dem neuen Lehr- und Forschungsgebäude an der Hohenstaufenallee statt und wurde durch einen Überraschungsgast zu einem einzigartigen Erlebnis für die Studierenden und Gäste.

Das Raumfahrtkolloquium mit Matthias Maurer

Das 33. Raumfahrtkolloquium am Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen fand am 24.11.2022 im Kompetenzzentrum Mobilität AaChen, dem neuen Lehr- und Forschungsgebäude an der Hohenstaufenallee statt und wurde durch einen Überraschungsgast zu einem einzigartigen Erlebnis für die Studierenden und Gäste.

Willkommen geheißen wurden die Anwesenden im großen Hörsaal durch Prof. Dr. Bernd Pietschmann, Rektor der FH Aachen und Prof. Dr. Peter Dahmann, Dekan des Fachbereiches  Luft- und Raumfahrttechnik, sowie einleitenden Worten zum Thema des Tages „Leben und Arbeiten auf der Raumstation – Die Mission Cosmic Kiss von Matthias Maurer“. Anschließend faszinierten die geladenen Gäste die Zuhörer:innen mit einzigartigen Einblicken in Arbeit mit und auf der ISS.

Bilder der Veranstaltung

Vollständiger Bericht

Als erster Vortragender ergriff Dipl.-Ing. (FH) Volker Schmid vom DLR und auch Alumnus des Fachbereiches das Wort und begeisterte mit einem emotionalen Vortrag über die Mission an sich und die gesellschaftliche Relevanz von bemannten Raumfahrtmissionen. Sehr persönlich und etwas ergriffen wieder in „seinem Fachbereich“ stehen zu dürfen, von dem seine Ingenieur- und Managementkarriere ausging, endet für ihn nun in gewisser Weise eine Dekade intensiver Raumfahrtforschung.

Ein erstes konkretes Beispiel der Experimente auf der ISS beschrieb danach der Mikrobiologe Prof. Dr. Ralf Möller, der mit „Touching Surfaces“ ein Testmodul für antimikrobielle Oberflächen mit dieser Mission ins All geschickt hatte und explizit mit dem Hinweis „Please touch – do not clean“ versehen hat. Die darauf befindlichen Mikroben wurden dann nach der Rückkehr analysiert. Die getesteten „bioziden“ Oberflächen können zukünftige Maßnahmen zur Kabinenhygiene im All und auf der Erde maßgeblich unterstützen. Solche neuen Oberflächen könnten in allen Bereichen eingesetzt werden, wo antibakterielle Hygiene eine Rolle spielt; Zum Beispiel in Krankenhäusern zur Abtötung antibiotikaresistenter Bakterien und dafür sorgen, dass sich Erreger nicht mehr über Kontaktflächen verbreiten.

Darauf folgte Prof. Dr. Matthias Sperl, welcher mit seinem Team die Betonaushärtung in der Schwerelosigkeit mit vielfacher Variation der Proben durchgeführt hat und nun im Labor die Auswirkungen auf den Prozess der Erstarrung analysiert. Resultierend daraus soll die Betonherstellung und -verarbeitung (bisher mit einem hoher CO­2-Foodprint versehen) optimiert werden und aufzeigen, wie dessen Einsatz auf der Erde klimafreundlicher werden kann.

Ein weiterer Teil der Missionsexperimente wurde von Frau Dr. Sonja Steinbach vorgestellt, die in ihren Vortrag eine große Bandbreite materialwissenschaftlicher Experimente aufzeigte, welche auf der ISS durchgeführt wurden. Ziel auch hier ist es, mit diesen Erkenntnissen die anwendungsspezifischen Anforderungen von Materialien und Prozessen auf der Erde besser zu verstehen und zu optimieren.

Frau Freya Scheffler-Kayser, ehemalige Missionsmanagerin in der bemannten deutschen Raumfahrt, führte die Zuhörer:innen im Anschluss durch das Educational Programme der ESA in Zusammenhang mit den vielfältigen Möglichkeiten sich mit dem Weltraum und der Raumfahrt zu beschäftigen und mitzumachen (!). Hier zeigte sie beispielsweise ein Schülerexperiment zum Dzhanibekov-Effekt, das vom Astronauten Matthias Maurer auf der Raumstation auf sehr anschauliche und witzige Weise umgesetzt wurde. Und sie gab preis, welch organisatorischer Aufwand aus Sicherheitsaspekten heraus in dem „kleinen Experiment“ steckte, eine von über 100 Kindern gemalte Menschenkette mit auf die Raumstation zu nehmen.

Ganz konkret konnte dazu direkt aus dem Fachbereich, nämlich von der „hauseigenen“ Bodenstation, der FH Aachen Space Operations Facility (FHASOF) ein Beispiel aufgezeigt werden: Im vergangenen Februar 2022 ging ein sogenannter ARISS Live-Call direkt von dort aus zu Mathias Maurer auf der ISS, bei welchem Studierende direkten Funkkontakt mit der internationalen Raumstation aufnahmen und von Schülern Fragen an den Astronauten übermittelt und natürlich auch live beantwortet wurden.

Eindrucksvoll und motivierend berichtete der Stationsmanager Dipl.-Ing. Sacha Tholl über die dabei investierten Stunden der akribischen Vorbereitung für 15 Minuten live mit der ISS.

Damit konnte ein weiteres Mal deutlich gezeigt werden, dass für die Studierenden im Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik nicht nur theoretisch über die Raumfahrt gelehrt wird, sondern sich das Gelernte mit den Studierenden auch in die Praxis umsetzen lässt.

Und um diese Anbindung an die Praxis noch einmal zu vertiefen, durften sich die überraschten Gäste über den Hauptakteur der Cosmic Kiss Mission persönlich freuen:

Um kurz vor 19 Uhr betrat Dr. Matthias Maurer den KMAC-Hörsaal.
Aufgeregt und freudig empfingen Publikum und Gäste Herrn Maurer, der sofort allen das „Du“ anbot. Lebensnah, witzig und spannend erzählte er von seiner Mission in der von den Studierenden Karina Szych und Marius Ronshausen professionell moderierten Podiumsdiskussion. Er stellte sich sämtlichen Fragen, egal ob diese von Schülern, Studierenden oder Professoren gestellt wurden und plauderte aus dem Nähkästchen - oder was Astronaut:innen stattdessen so haben.

Schlussendlich geht es eben nicht darum, was die Erde für die Raumfahrt tun kann, sondern was die Raumfahrt für die Erde tut: eine ganze Menge. „Space for life on Earth“ – so ein Leitsatz der modernen Raumfahrt. Ein weiteres Fazit ist, dass der/die Einzelne viel in der Raumfahrt bewegen kann, auch wenn man es nicht als Astronaut:in in den Orbit schafft. Das haben die vielen Ingenieure und Wissenschaftlerinnen eindrucksvoll mit ihren Vorträgen gezeigt. Das Motto, das sich durch das gesamte Kolloquium zog war „Gib nie nie nie auf.“ – wenn das beherzigt wird, wird es die oder der Einzelne für sich sehr weit bringen. Da waren sich alle einig.

Ein solches Event kann natürlich nur realisiert werden, wenn viele engagierte Studierende, Professoren und Mitarbeiter an einem Strang ziehen, ihre verplante Zeit dennoch investieren und ihre Beziehungen aktivieren – und überdies auch Alumni ihre Kontakte für uns und so einem Event für die der Studierenden zur Verfügung stellen. Daher hier einmal ein herzliches DANKE an alle, die mitgeholfen haben dieses Kolloquium so auf die Beine zu stellen.